Daimler Group Services Berlin

DGSB: Tarifabschluss sichert befristet Beschäftigte ab

16.07.2020 | Über 300 Beschäftigte der Daimler Group Services Berlin arbeiten mit befristeten Verträgen. Weil die Geschäftsführung auslaufende Verträge derzeit nicht mehr entfristet, drohte den Kolleginnen und Kollegen die Arbeitslosigkeit. Mit einer Tarifvereinbarung haben Betriebsrat und IG Metall einer Zwischenlösung zugestimmt.

Mirko Scherraus, BRV bei der Daimler Group Services Berlin

Öznur Eyüpoglu, Beschäftigte der Daimler Group Services Berlin

Marius Sänger, IG Metall Berlin

Seit ihrer Gründung ist die Daimler Group Services Berlin (DGSB) stetig gewachsen, von anfangs einigen Dutzend Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf rund 1.500 Beschäftigte. Viele Kolleginnen und Kollegen hat die DGSB erst einmal befristet eingestellt und später entfristet. Deshalb arbeiten heute noch rund 300 Beschäftigte mit einem befristeten Vertrag.In Zeiten stetigen Wachstums war das für viele kein großes Problem.

Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Lage in der Automobilindustrie und verstärkt durch die Corona-Pandemie hat die Geschäftsführung aber damit begonnen, Verträge nicht mehr zu entfristen und sie stattdessen auslaufen zu lassen. „Wir haben darüber bereits einige gute Kolleginnen und Kollegen verloren, deshalb mussten wir hier jetzt schnell eine Lösung finden“, sagt Mirko Scherraus, Betriebsratsvorsitzender bei der DGSB.

Eine Entfristung der Verträge ist angesichts der wirtschaftlichen Lage mit der Geschäftsführung nicht zu machen. Deshalb haben Betriebsrat und IG Metall einer von der Geschäftsführung vorgeschlagenen Ausweitung der Befristung auf maximal 48 statt 24 Monate unter Bedingungen zugestimmt. So können auch nach 24 Monate endende Verträge um maximal zwei Jahre verlängert werden. „Wenn das Geschäft wieder anzieht, so hat es die Geschäftsführung signalisiert, will sie die alte Praxis wieder aufnehmen und Verträge entfristen“, fügt Mirko Scherraus hinzu. Als Gegenleistung für die Zustimmung haben Betriebsrat und IG Metall durchgesetzt, dass die Verträge nicht nur um sechs Monate verlängert werden, sondern mindestens um ein Jahr.

Für Öznur Eyüpoglu ist das eine gute Nachricht. Die 39-Jährige hat im Februar 2019 im Bereich Logistik-Support begonnen. „Ohne den Tarifabschluss würde mein Vertrag im kommenden Februar auslaufen, jetzt gibt es die Möglichkeit, dass mein Vertrag um ein Jahr und danach ein weiteres Jahr verlängert werden kann. Das eröffnet mir eine Perspektive“, sagt die Metallerin. Außerdem hat sie als befristete Kollegin gegenüber neu eingestellten Beschäftigten einen vorrangigen Anspruch auf Übernahme in ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis – bei gleicher Qualifikation und Eignung. Lässt die Geschäftsführung Verträge auslaufen, so haben die Kolleginnen und Kollegen zumindest einen Anspruch auf ein Bewerbungstraining.

„Für uns ist die Ausweitung der Befristung immer eine bittere Pille. Die Alternative wäre aber gewesen, dass viele Kollegen und Kolleginnen ihren Job verlieren. Für uns war daher eine Lösung wichtig, die Beschäftigte wenigstens mittelfristig absichert. Das war auch das Votum der von uns befragten befristet Beschäftigten“, sagt Marius Sänger von der IG Metall Berlin. „Mit der Mindestbeschäftigung von einem Jahr und dem vorrangigen Anspruch auf Neuausschreibungen vor externen Bewerber*innen konnten wir zudem weitere Forderungen durchsetzen“, fügt der Gewerkschaftssekretär hinzu.

Das Verhandlungsergebnis ist für Öznur Eyüpoglu angesichts von Pandemie und Wirtschaftseinbruch ein guter Kompromiss. „Ein entfristeter Vertrag gibt einem jedoch Gefühl, nicht mehr Gast, sondern angekommen zu sein“, sagt sie. „Und das wünsche ich mir für meine Zukunft.“

 

Von: Marius Sänger

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