Internationaler Frauentag

Weibliche Wut als Motor gegen Ungerechtigkeit!

10.03.2023 | Anlässlich des Internationalen Frauentages hat die IG Metall Berlin ihre Metallerinnen zu einer Lesung, Diskussion und Austausch zu frauenpolitischen Themen am 9. März eingeladen. Unter dem Motto „Weibliche Wut“ tauschten sich die Berliner Frauen der IG Metall zur weiterhin bestehenden Geschlechterungerechtigkeit in Gesellschaft und Betrieb aus.

Fotos: IG Metall Berlin

Regina Katerndahl und Anna Geselle

Regina Katerndahl, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Berlin, begrüßte die Frauen und wollte eingangs wissen, wie der persönliche Umgang mit der Emotion Wut ist. Auf eine sehr persönliche Weise konnten sich die Metallerinnen somit austauschen und einen Bogen spannen, was sie weiterhin im Alltag wütend macht.

Malina Feldt, Betriebsrätin bei Hettich, sprach dabei eine zentrale Gemeinsamkeit an: „Mich macht Ungerechtigkeit an sich richtig wütend!“. Schnell stellte sich im Austausch heraus, dass Wut häufig in Zusammenhang mit empfundener Ungerechtigkeit steht, aber damit Mobilisierungsmotor sein kann.

Auch die stellvertretende DGB-Vorsitzendende für Berlin und Brandenburg, Nele Techen, sprach in ihrem Grußwort viele Themen an die sie persönlich hinsichtlich der schlechtergestellten Situation von Frauen weiterhin wütend machen, so beispielsweise die 21 Pozent Entgeltunterschied zwischen Männern und Frauen, die noch immer in der Industrie bestehen.

Ein besonderes Augenmerk richtete Nele Techen auf die globale Situation von Frauen: „Auch international müssen wir uns noch stärker für Geschlechtergerechtigkeit einsetzen. Wir müssen uns zum Beispiel noch offensiver mit den Frauen in Afghanistan oder auch Iran solidarisieren.“

Für eine außerordentliche Perspektive zum Thema Geschlechterungerechtigkeit sorgte Anna Gesell mit ihrer Buchvorstellung. In ihrem Comic „Furiositäten – ein Comic über weibliche Wut“, näherte sie sich dem Thema Wut auf eine humoristische Weise einem eigentlich ernsten Thema an und deckt dabei unmittelbar gesellschaftliche Ungerechtigkeiten auf.

So schildert sie in ihren Zeichnungen unter anderem, wie die Emotion Wut bei Frauen zumeist als negativ wahrgenommen wird, die beispielsweise „beim Wut-Yoga einfach weggeatmet werden solle“. Auch wenn die empfundene Wut keine Geschlechterunterschiede kennt, so werden wütende Männer als durchsetzungsstark wahrgenommen, Frauen hingegen als hysterisch und damit negativ konnotiert.

Insbesondere findet diese Diffamierung von Frauen beim (wütenden) Benennen von strukturellen Ungerechtigkeiten statt. So finden es nur 6,2 Prozent der Menschen angemessen, wenn Frauen Wut zeigen. Auch die Brücke zur Berufswelt schlägt Anna Geselle in ihrem Comic indem sie aufzeigt, dass Frauen die beispielsweise in  Bewerbungsgesprächen etwas aufbrausender auftreten, als weniger kompetent bewertet werden, im Gegensatz zu Männern mit dem gleichen Verhalten.

Grafisch stellt sie ebenfalls den Aspekt  heraus, dass insbesondere von Rassismus betroffene Frauen noch häufiger mit negativen Zuschreibungen beim Ausdruck von Wut zu kämpfen haben. So skizziert sie die Szene der Tennisspielerin Serena Williams, die nachdem sie bei einem Match aus Wut ihren Tennisschläger zerschmettert, besonders hart dafür sanktioniert wurde. Am Ende ihrer Buchvorstellung ermutigte Anna Geselle die anwesenden Frauen dazu, ihre Wut auszudrücken, zu kanalisieren und damit Veränderungen herbeizuführen.

In der anschließenden Diskussion setzte Regina Katerndahl diese Aufforderung in einen gewerkschaftlichen Kontext: „Unsere Wut kann Motor für gemeinsames Handeln im Betrieb sein. Indem wir Wut mit der Hoffnung verbinden, im Betrieb etwas zu verbessern, können wir viel erreichen. Dies hat auch die weibliche Gewerkschaftsgeschichte gezeigt.“

Ebenfalls diskutiert wurde, dass es auch 2023 noch viele Themen gibt, die bewegt werden müssen. So berichteten die Frauen beispielsweise von fehlender Gleichstellung auf Führungsebene, sexueller Belästigung im Betrieb, der nur halbherzig nachgegangen werde oder auch das Kleinreden von für Frauen wichtigen Themen.

Um bei frauenpolitischen Themen im Betrieb Wut in Aktion umzuwandeln, bedarf es jedoch zumeist der Solidarität unter Frauen, merkte Claudia König, Betriebsratsvorsitzende bei Otis, treffend an. Das weibliche Wut Positives entstehen lassen kann, darin waren sich alle Teilnehmerinnen einig. Bei dem anschließenden geselligen Austausch bei Sekt und Fingerfood gab es jedenfalls noch reichlich Gesprächsstoff, wie die Metallerinnen ihre Themen im Betrieb weiter vorantreiben können.

Von: Vanessa Krieg

Unsere Social Media Kanäle