Betriebsrätefachkonferenz 2017

"Wir werden einen langen Atem brauchen"

23.11.2017 | Tausend Berliner Industriearbeitsplätze stehen bei Siemens auf dem Spiel, 220 bei Ledvance. Die verkündeten Arbeitsplatzstreichungen waren das beherrschende Thema auf der diesjährigen Betriebsrätefachtagung der IG Metall Berlin. Die 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten aber auch die kommende Tarifrunde und viele Fachthemen wie Digitalisierung, Werkverträge, die Betriebsratswahl 2017 oder die Öffentlichkeitsarbeit.

„Sie machen acht Prozent Marge und schließen ganze Standorte. Das ist ein Skandal.“ Klaus Abel, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin, war gerade von der großen Siemens-Demo gekommen, um zur Begrüßung der 350 Betriebsräte, Schwerstbehinderten- und Jugendvertreter der IG Metall Berlin gleich wieder über Siemens zu sprechen: „Wir machen Druck auf der Straße und wir haben jede Menge Konzepte, wie wir die Siemens-Standorte in Berlin erhalten können. Dafür werden wir einen langen Atem brauchen.“ Er ging auch auf die kommende Tarifrund ein, schilderte die Argumente der Arbeitgeberseite: „Sie wollen mehr Flexibilität zu ihren Gunsten in der Arbeitszeit, sie wollen weniger Geld bezahlen und uns weniger rechte zugestehen. Da werden wir nicht mitmachen.“

Dafür erntete Klaus Abel viel Applaus – wie auch der nachfolgende Gastredner, Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD), der auch Grüße von Bürgermeister Michael Müller (SPD) überbrachte.  Er erinnerte Joe Kaeser, den Siemens- Chef, an dessen eigenen Worte. „Joe Kaeser hat erst vor kurzem gesagt, dass Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung übernehmen müssen. Jetzt muss er sich entscheiden, ob das nur eine Sonntagsrede war.“

Nach diesen beiden einleitenden Statements diskutierten die 350 betrieblichen IG Metall-Vertreter bis zum Mittag Fachthemen, um nach der Mittagspause den Joe Kaeser-Motivwagen in Augenschein zu begrüßen. Den hatte der Betriebsrat des Siemens-Dynamowerks Berlin gebaut und zum Tagungshotel gebracht. „Hier seht Ihr symbolisch, wie Joe Kaeser die Belegschaften in den Schraubstock spannt, sie auspresst und hinten als Geldscheine wieder auswirft“, sagte Klaus Abel.

Im Vortrag von Jörg Hofmann, dem Ersten Vorsitzenden der IG Metall, drehte sich alles um die kommende Tarifrunde. Hofmann erläuterte die Tarifforderungen, ging ausführlich auf die IG Metall-Forderung auf befristete Verringerung der Arbeitszeit um einen Tag von 35 auf 328 Stunden ein: „Die IG Metall ist nicht gegen flexible Arbeitszeiten. Aber wenn die Arbeitnehmer an den Maschinen vollste Flexibilität haben sollen, warum ist es dann nicht möglich, auch unsere Wünsche nach Flexibilisierung der Arbeitszeit zu erfüllen?“

Regina Katerndahl, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Berlin, beendet die Betriebsrätefachkonferenz. „Wir werden in der Tarifrunde im kommenden Jahr für einen guten Tarif und für unser Modell einer flexiblen Arbeitszeit kämpfen. Und für den Erhalt unserer Arbeitsplätze bei Siemens und Ledvance.“ Der Standort des ehemaligen Siemens-Betriebes Ledvance soll ganz geschlossen werden. 220 Kolleginnen und Kollegen sehen dort einer ungewissen Zukunft entgegen.

Von: jb

Unsere Social Media Kanäle