Starker Auftritt der Atos-Beschäftigten:

„Wir zahlen nicht für Eure Krise“

20.06.2019 | Gut 250 ATOS-Beschäftigte haben der Deutschland-Chefin Ursula Morgenstern während einer Demonstration und der anschließenden Betriebsversammlung ihre Sicht auf Stellenabbau und Kürzungspläne deutlich gemacht: „So nicht“, war der einhellige Tenor – um gleichzeitig anzubieten, dass im Dialog zwischen Geschäftsführung und Belegschaft viele Dinge besser werden können.

Kräftige Aktion plus Gesprächs-Angebot: Beim Besuch der Deutschland-Chefin Ursula Morgenstern haben ATOS-Beschäftigte, Betriebsrat und IG Metall-Vertrauensleute alles richtig gemacht

Aus Leipzig, Marzahn und vom Siemensdamm waren die ATOS-Beschäftigten zum Standort in Adlershof gekommen. Sie hatten Trillerpfeifen mitgebracht, IG Metall-Mützen und Schilder, auf denen ihre Forderungen klar definiert waren: „Keine Transformation auf unsere Kosten“, stand da zu lesen, oder auch „Weiterbildung für alle“ oder „Tariferhöhung für alle“. Aber vor allem: „Wir zahlen nicht für Eure Krise!“

Das Management will seinen Beschäftigten Einiges aufbürden. Dem Unternehmen geht es mit einer Umsatzrendite von mehr als zehn Prozent gut. Doch statt mit der erfolgreichen Mannschaft Zukunftshemen wie die technologische Transformation gemeinsam anzupacken, geht die Geschäftsführung des französischen Global Players mit seinen weltweit 110.000 Beschäftigten mal wieder in die Konfrontation: Etwa 20 Prozent der Beschäftigten in Deutschland sollen in andere Unternehmen abgegeben oder über Altersteilzeit und Vorruhestand aus dem Unternehmen entlassen werden. Zusätzlich sollen die Kosten für die Unternehmenstransformation, die aufgrund des vom Management selbst verursachten Qualifizierungsstaus nicht unbeträchtlich sind, wesentlich die Beschäftigten tragen.

Gesamtbetriebsrat und IG Metall haben dem Management in sechs Tarifverhandlungsrunden ihre Positionen ausführlich erläutert: Dazu zählen ein Konzernumbau nur mit umfangreicher Beteiligung der Beschäftigten und eine Beschäftigungssicherung für fünf Jahre. Bisher antwortete die Geschäftsführung mit Kürzen, Streichen, Stellenabbau. „Das Management will den Konzern großflächig umbauen und den Großteil der Kosten für die Transformation den Beschäftigten aufbürden. Das geht gar nicht“, sagt Birgit Dietze, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Berlin. „Gegen diese billige Masche setzen sich Beschäftigte und IG Metall selbstverständlich weiterhin kräftig zur Wehr.“

Nach der kräftigen Demonstration diskutierten die Beschäftigten auf der Betriebsversammlung in einer sehr lebendigen Atmosphäre mit Ursula Morgenstern die Ursachen der jetzigen Unternehmenssituation. Dabei hielten sie ihre Meinung über die Performance des Managements nicht zurück, brachten aber gleichzeitig viele Vorschläge, wie es besser werden kann – und machten ihrer Geschäftsführerin das Angebot, sich gemeinsam auf den Weg zu machen.

„Das war ein sehr erfolgreicher Tag für die ATOS-Beschäftigten“, sagt Birgit Dietze. „Sie haben eine sehr kräftige Demonstration organisiert und ihre Meinung deutlich geäußert. Ursula Morgenstern hat interessiert zugehört. Insofern ist der Weg für einen konstruktiven Dialog jetzt wohl eingeschlagen.“

 

 

Von: jb

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