05.11.2024 | Am zweiten Tag der zweiten Warnstreikwoche versammelten sich ab 8.30 Uhr Beschäftigte aus vier Betrieben in Berlin: Stadler, Stadler Rail, G-Elit Präzisionswerkzeuge und GE Power, zu einem vierstündigen Warnstreik in Pankow. Parallel dazu trafen sich um 8.30 Uhr Metallerinnen und Metaller zu einer verhandlungsbegleitenden Aktion vor der dritten Tarifverhandlung in der Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie.
Ab 8.30 Uhr strömten in Pankow die Beschäftigten aus vier Betrieben zu einer gemeinsamen Warnstreik-Kundgebung in Pankow. Hier gibt es erste Bilder. Wir aktualisieren im Laufe des Vormittags.
Markus Gierloff, Betriebsratsvorsitzender bei Stadler Deutschland: "Wir zeigen uns heute gegenseitig solidarisch für unseren Tarifvertrag und für unsere Lohnerhöhung von 7 Prozent und 170 Euro mehr für Auszubildende. Wir machen das nicht, um das Geld für uns zu sparen, sondern um in Zeiten der Inflation unsere gestiegenen Lebenshaltungskosten tragen zu können! Alle die hier stehen, stehen hier auch für die Kollegen, die heute nicht da sind. Ich hoffe, dass diese Kollegen dann beim nächsten Mal auch mit rauskommen. Denn: Solidarität ist keine Einbahnstraße!"
In seiner Rede auf der Warnstreik-Kundgebung betonte Toralf Brandt, Betriebsratsvorsitzender bei GE Power: "Wir haben eine Phase der Inflation hinter uns, die Preise sind nach oben gegangen und die IG Metall hat das mit Einmalzahlungen kurzfristig abgefedert. Die sind aufgebraucht. Jetzt brauchen wir wirklich etwas stabiles auf die Löhne drauf, damit wir mit der Zukunft planen können! Man merkt es aktuell an allen Ecken und Enden: am Supermarkt, an der Tanke. Wir brauchen das Geld in der Tasche! Wir sind heute hier, sind laut und sind auch noch mal stärker aufgestellt als beim letzten Warnstreik - für 7 % mehr Geld und 170 Euro für Azubis!"
„Seit Wochen wird den Beschäftigten von den Arbeitgebern die Schuld an der Krise zugeschoben“, so Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin. „Es wird Zeit, dass die Arbeitgeber sich in der Verhandlung heute bewegen. Es ist unser gutes Recht, für faire Arbeitsbedingungen in den Warnstreik zu gehen, auch wenn es Betriebe in Berlin gibt, in denen Kolleginnen und Kollegen verunsichert und bedroht werden. Gelebte Sozialpartnerschaft sollte faires Verhalten bedeuten, auch in der heißen Phase. Sollten wir feststellen, dass die Arbeitgeber weiterhin Beschäftigte an der Ausübung ihres Streikrechts hindern, werden wir einen Gang zulegen und das auch öffentlich mit Betriebsnamen benennen.“
Vor dem Verhandlungsort im IG Metall-Bildungszentrum in Berlin am Pichelssee demonstrierten 100 Metallerinnen und Metaller mit einer Aktion ihre Entschlossenheit vor der dritten Tarifverhandlung in der Tarifrunde. Draußen Bewegung, drinnen Stillstand: Die Arbeitgeber legten am Morgen in den Verhandlungen für Berlin-Brandenburg kein verbessertes Angebot vor.
Ab 11.30 Uhr trafen sich Metallerinnen und Metaller von ASML zu einer solidarischen aktiven Mittagspause. Neels Wied, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei ASML: "Wir stehen hier bei ASML vor dem Tor, um die 7 Prozent, die in der Fläche gefordert werden, mit umzusetzen, weil das bei uns anschlüssig ist. Deshalb haben wir heute eine aktive Mittagspausen-Aktion gemacht."
Die IG Metall fordert für die rund 100.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg sieben Prozent mehr Entgelt und eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 170 Euro bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Zudem will sie eine soziale Komponente für untere Einkommensgruppen erreichen und die Wahlmöglichkeiten Zeit statt Geld (T-ZUG-Tage) weiterentwickeln.
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