29.06.2012 | Bereits zum dritten Mal demonstrieren am kommenden Mittwoch, dem 30. Juni 2010 um 12.30 Uhr mit einem „lunch walk“ Beschäftigte vom Daimler Financial Service und der Mercedes Benz Bank mit Unterstützung der IG Metall gegen die Pläne, ihre fast 500 Arbeitsplätze am Potsdamer Platz abzubauen. Der halbstündige Protestmarsch beginnt und endet am Firmensitz am Potsdamer Platz (Eichhornstraße 3). Am vergangenen Freitag protestierten ebenso die Beschäftigten in Stuttgart gegen die Pläne zum Konzernumbau.
„Es werden Existenzen gefährdet oder gar vernichtet. Alles im Namen einer Kostensenkungsorgie, die das Unternehmen in einer solchen Weise noch nie gesehen hat,“ so die Berliner Daimler-Betriebsrätin Susanne Manns.
Als Kampfansage des Daimler Konzerns an die Beschäftigten bewertet der zweite Bevollmächtigte der Berliner IG Metall, Klaus Abel, die Ankündigung des Konzerns, die Bindung an den Metalltarifvertrag in Berlin in Frage zu stellen. “Die Beschäftigten haben in der Auseinandersetzung um den Erhalt ihrer tariflich geregelten Arbeitsplätze in Berlin die IG Metall als Partner an ihrer Seite,“ erklärte Klaus Abel weiter.
Die Forderungen des Betriebsrates und der IG Metall sind:
Über eine Berichterstattung über die Protestaktion der Beschäftigten würden wir uns freuen.
Für Rückfragen stehen Ihnen Frau Susanne Manns (015158618101) und Herr Klaus Abel (01712894914) zur Verfügung.
Zum Hintergrund des Konflikts können wir Ihnen folgende weiteren Informationen geben:
Der Vorstand der Daimler Financial Services AG (DFS) hat am 19. Mai in einer Mitarbeiterversammlung an den Standorten in Stuttgart und Berlin alle Mitarbeiter darüber informiert, dass ab spätestens Mitte 2012 kein Stein im Unternehmen auf dem anderen bleiben wird (Projekt „Plus 3“). Seitdem gibt es hiergegen Proteste der Beschäftigten.
Nach den Plänen des Vorstandes werden im Rahmen des Projekts „Plus 3“ insgesamt von 2400 Mitarbeitern etwa 1300 Vollzeitstellen im gesamten Bundesgebiet verschoben. Etwa 250 Vollzeitstellen sollen in diesem Zusammenhang zukünftig wegfallen.
Die acht Vertriebsstandorte in Hamburg, Hannover, Berlin, Düsseldorf, Leipzig, Frankfurt, Stuttgart und München der Mercedes Benz Bank (MBB) sollen geschlossen werden. Die 260 Innendienstkapazitäten sollen ein Angebot erhalten, zukünftig in einem tariffreien Transaktionscenter in Berlin/Brandenburg zu arbeiten. Die Zentrale der DFS soll von Berlin nach Stuttgart verlagert werden. Hiervon wären etwa 480 Mitarbeiter betroffen.
Die tariffreie Tochter Mercedes-Benz Banking Services (MBBS) in Saarbrücken, die für die Bearbeitung des Privatkundengeschäftes zuständig ist, wird, so die Planung, 120 Kapazitäten nach Berlin/Brandenburg verlagern.
In der Mercedes Benz Bank Zentrale sollen alle 200 Kapazitäten, die in direktem Kundenkontakt stehen, wie Händlerfinanzierung, Forderungsmanagement und Kreditgenehmigung nach Berlin/Brandenburg verlagert werden.
Vollkommen unsinnig und unverständlich ist auch die Entscheidung die 76 Mitarbeiter des Rechnungswesens und die ca. 60 der Daimler Fleetmanagement (DFM) nach Saarbrücken in die tariffreie MBBS zu verlagern. Hierbei spielt hauptsächlich die Annahme eine Rolle, dass mit dem Wegzug der 120 Kapazitäten aus Saarbrücken nach Berlin/Brandenburg, die MBBS in Saabrücken unter die kritische Betriebsgröße fallen und nicht mehr effizient geführt werden könne. Eine sinnvollere Begründung konnte der Vorstand dem Betriebsrat gegenüber nicht geben. Auch die Mitarbeiter des Personalbereiches bleiben nicht verschont. Noch ist nicht klar, ob die Mitarbeiter von HR Customer Center zukünftig am Standort Saarbrücken oder Berlin/Brandenburg ihren Arbeitsplatz haben werden. Die Entscheidung wird dann getroffen, wenn die Geschäftsführung der Mercedes-Benz Vertriebsorganisation Deutschland eine klare Aussage getroffen hat, wo die MBVD zukünftig ihren Sitz haben wird. Der könnte zukünftig auch in Stuttgart sein. Am Schlimmsten würde es die Frauen treffen. Der Frauenanteil unter den Mitarbeitern beträgt 54%. Alleinerziehende Mütter die ihr soziales Netzwerk am seitherigen Standort zur Betreuung ihrer Kinder benötigen. Hinzuverdienende Ehefrauen, die mithelfen das Eigenheim abzuzahlen und mit ihrem Verdienst eine halbwegs akzeptable Lebensgrundlage für sich und ihre Kinder zu schaffen.
In der Annahme des Vorstandes wird davon ausgegangen, dass mindesten 50% der Belegschaft an neue Standorte umziehen wird. Aus Erfahrung können die Betriebsräte sagen, dass maximal, und das ist schön gerechnet, 30% der Mitarbeiter in der Lage sein werden, einen Alternativarbeitsplatz in Berlin, Stuttgart oder Saarbrücken annehmen zu können. Damit erhofft sich der Arbeitgeber unter Berücksichtigung der abzubauenden Arbeitsplätze Einsparung von ca. 40% der Lohn- und Gehaltskosten, da anstatt der tarifgebundenen Mitarbeiter neue Mitarbeiter ohne Tarifbindung zu Dumpinglöhnen und schlechteren Konditionen beschäftigt werden sollen.
Die Betriebsräte der DFS und der MBBS haben den Konzernbetriebsrat (KBR) der DFS damit beauftragt das Projekt Plus 3 auf Sinnhaftigkeit und Wirtschaftlichkeit zu prüfen. Hierzu wurden ein externer Rechtsanwalt und ein Beratungsunternehmen hinzugezogen. Das Ziel des KBR ist das Projekt Plus 3 zu widerlegen und ein Alternativkonzept zu erarbeiten.