Aktivenkonferenz – Interview mit Jan Otto

Wir starten am 19. März aktiv in die Tarifrunde!

10.03.2022 | Am 19. März werden rund 120 Aktive aktiv in die Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie starten. Birgit Dietze, Bezirksleiterin der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen und Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg, halten die Keynote mit dem Titel „Zukunft selber machen“! Sie werden aktiv an der Konferenz mit Berliner Metallerinnen und Metallern teilnehmen. Mehr im Interview mit Jan Otto, Erster Bevollmächtigter IG Metall Berlin.

Jan, am 19. März starten wir mit der Aktivenkonferenz sehr früh in die Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie. Warum?

Alle wollen guten Tarifverträge und dafür braucht es vor allem viele Mitglieder in den jeweiligen Betrieben. Ein hoher Organisationsgrad ist der Garant für eine hohe Durchsetzungskraft. Und es braucht ein gemeinsames Verständnis davon, dass Trittbrettfahren lange Zeit vielleicht möglich war – in 2022 geht es allerdings um die Zukunft der Sozialpartnerschaft. Wer bezahlt die Krise? Unsere Mitglieder oder die Unternehmen aus den zum Teil horrenden Gewinnen der letzten Jahre?

Die Kernfrage der Gewerkschaftsarbeit ist doch: Es geht um den Interessensgegensatz zwischen Kapital und Arbeit. Und das sage ich nicht als linker Träumer, sondern als realpolitischer Mensch. Es geht um Umverteilung! Wenn wir als IG Metall es schaffen, diesen Grundgedanken wieder mit Leben zu füllen – dann mache ich mir um die Zukunft der IG Metall keine Sorgen.

Aber nochmal: Der Beitritt in die IG Metall ist entscheidend. Und danach ist aktives Mitarbeiten angesagt. Es war nie wichtiger, starke und vor allem freie Gewerkschaften zu haben. Und die gemeinsame Gewerkschaftsarbeit wird durch Mitgliedsbeiträge finanziert. Das macht uns unabhängig, aber das heißt auch: Nichts geht ohne Mitglieder!

Birgit Dietze, Bezirksleiterin BBS, aber auch Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter BaWü wird mit dabei sein. Wieso?

Birgit ist unsere Bezirksleiterin im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen und sie war vorher auch Erste Bevollmächtigte der IG Metall Berlin, gleichzeitig war sie in der letzten entscheidenden Verhandlungsrunde für den Bezirk BBS die Verhandlungsführerin für die Durchsetzung der 35-Stunden-Woche. Roman hat schon vor langer Zeit viele Elemente des Organizing ausprobiert – und außerdem war Roman in der Tarifrunde 2018 Verhandlungsführer, in der der T-ZUG durchgesetzt wurde.

Ich freue mich daher sehr, dass Birgit und Roman mit uns als IG Metall Berlin diesen Weg eröffnen. Und eins ist sicher: Birgit und Roman stehen an unserer Seite – denn auch in BaWü wird das Thema Tarifrunde diesmal massiv beteiligungsorientiert hochgezogen. Uns eint vor allem eines: Wir wollen eine starke und wachsende IG Metall. Dafür muss der Kurs gewechselt werden und zwar so, wie wir es in dieser Tarifrunde tun!

Was genau erwartet die rund 120 Aktiven?

Eines gleich vorweg: Es wird eine total spannende, aber auch intensive Konferenz werden. Es ist eine Arbeitskonferenz. Die Aktiven, Vertrauensleute und Betriebsräte werden sich im aktiven Austausch befinden und befähigt, die von uns entwickelten Werkzeuge für Ansprache, Abfragen und Beteiligung im Betrieb anzuwenden. Wir haben da einiges in der Hand. Ein Teaser sei erlaubt: Wir erproben als erste Geschäftsstelle eine neue App, mit der unsere Aktiven sehr einfach in den Dialog treten können und über die man auch direkt vor Ort (oder am Bildschirm) in die IG Metall eintreten kann. So einfach war es noch nie, Mitglieder zu gewinnen und aktive Mitglieder mitzunehmen.

Natürlich erwartet uns auch ein Ausblick und eine Einordnung von Birgit und Roman zur aktuellen Lage.

Schon heute ist zu lesen: Krise durch den Krieg in der Ukraine. Wie wird sich das auf die Tarifrunde auswirken?

Ganz klar: Der Krieg in der Ukraine wird sich auswirken! Und es stellt für uns die Frage in den Vordergrund: Wer bezahlt die Krise? Wir erleben eine immer schnellere Abfolge von Krisen – viele davon haben wirtschaftliche Ursachen, manche sind einfach durch den menschlichen Wahnsinn getrieben und andere – wie Corona – haben wir schlicht nicht in der Hand.

Aber: Gewerkschaften sind gegründet worden, um die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern. Das bedeutet, dass es uns mehr denn je braucht, um die Folgen der Krise abzufedern, aber auch um zukünftige Krisen zu vermeiden. Uns erwartet ja immer noch eine massive Transformation. Diese können und werden wir nicht den Arbeitgebern alleine überlassen. Diese Teilhabe müssen wir uns aber erstreiten. Und auch das geht nur mit starken Gewerkschaften.

Diese Tarifrunde war schon vor dem aktuellen Konflikt erwartungsgemäß eine, die ich als sehr hart eingeschätzt hätte. Jetzt ist sie entscheidend. Gelingt es uns, die Idee der IG Metall in die neue Welt zu bringen? Ich glaube ja, aber das liegt vor allem an unseren Mitgliedern oder denen, die es noch werden wollen.

Die soziale Frage und Freiheit, das ist es, was die IG Metall im Kern ihrer Arbeit zu bewegen hat. Und die Menschen, die sich in Krisen befinden – denen können wir einmal aktiv helfen – was wir auch tun – aber wir helfen ihnen auch, in dem wir für das, was wir stehen auch eintreten. Eine freie, demokratische Welt, in der die Menschen von ihrer Arbeit leben können und Gewinne nicht nur einigen wenigen zur Verfügung stehen. Ich kann mich an keine Tarifrunde der letzten 20 Jahre erinnern, in der das so sichtbar war. Gehen wir es an!

Gibt es noch Plätze? Wo können Interessierte sich melden?

Ja, es gibt noch einige Plätze – aber Achtung: Noch ist die Kapazität begrenzt, d.h. schnell sein hilft. Sollte es diesmal nicht klappen – wir haben weitere Konferenzen im laufenden Jahr geplant. Allerdings ist diese hier unser STARTPUNKT und glaubt mir – ihr verpasst was – also meldet Euch an!

Bitte wendet Euch direkt an Eure Gewerkschaftssekretäre oder schickt uns eine E-Mail an Stefanie.Schwalbedon't want spam(at)igmetall.de

Von: aw

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