Knorr-Bremse

Der 42-Stunden-Konzern

28.03.2017 | Gestern hatte der Knorr-Bremse-Konzern in München zur Bilanzpressekonferenz geladen. Dies nutzten Vertrauensleute und Betriebsräte des Konzerns, um auf die dunklen Seiten dessen Geschäftspolitik hinzuweisen. Denn die Expansion des Unternehmens geschieht auf dem Rücken seiner Beschäftigten. Wer weiß das besser als die Beschäftigten von KB PowerTech und Hasse & Wrede in Berlin.

Gegen 10.30 Uhr stiegen am gestrigen Montag viele Dutzend schwarze Luftballons vor dem Knorr-Bremse-Konzern in München in die Luft. Jeder einzelne symbolisiert einen Arbeitsplatz, den der Knorr-Bremse-Konzern beim Berliner Traditionsunternehmen Hasse & Wrede abbauen will, um dann die gesamte Produktion von Berlin-Marzahn nach Tschechien zu verlagern. Mit ihrer Aktion verbanden die Münchner Vertrauensleute und Betriebsräte ihre Solidarität mit den Beschäftigten von Hasse & Wrede und KB PowerTech. Auch de Beschäftigten von Letzterem mutet der Konzern viel zu. Denn das bislang in Tegel produzierende Unternehmen soll nach dem Wellen von Knorr-Bremse nach Marzahn ziehen, in die frei werdenden Produktionshallen von Hasse & Wrede. Dort sollen sie dann statt den tariflich ab Mai wieder geltenden 35 Stunden, sieben Stunden mehr arbeiten – ohne einen Cent mehr Entgelt.

Das kritisierten die Vertrauensleute und Betriebsräte auch vor den Münchner Toren des KB-Konzerns. Sie verteilten Flyer an die KB-Beschäftigten und die Besucher der Bilanzpressekonferenz Flyer. „Die dauerhafte Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland ist kein fortschrittliches Geschäftsmodell im Jahr 2017. Auch auf Auftragsflauten kann man nachhaltig reagieren und sie zusammen mit den Beschäftigten meistern“, sagte Sebastian Roloff, Unternehmensbeauftragter für Knorr-Bremse bei der IG Metall.

Verlagerung, Tarifflucht, Druck – all diese Maßnahmen sind im „42-Stunden-Konzern“, so titelt die Süddeutsche Zeitung in ihrer heutigen Ausgabe über den Konzern, Geschäftspolitik. Damit verschafft sich das Unternehmen gegenüber der Konkurrenz einen Wettbewerbsvorteil, den er dazu nutzt, weitere Unternehmen aufzukaufen. Sieben Übernahmen hat der Münchner Konzern 2016 angeschoben und inzwischen fast abgeschlossen. Und der Vorstandschef Klaus Deller hat Appetit auf mehr, wie er auf der gestrigen Pressekonferenz sagte: „Wir werden noch mindestens eine Milliarde zu akquirieren haben, wenn wir das Wachstumstempo halten wollen“, wird er vom Handelsblatt zitiert.

Welche weiteren Unternehmen er ins Visier genommen hat, sagte Deller nicht. Die Beschäftigten dieser Übernahmekandidaten sollten diese Übernahmen nicht einfach geschehen lassen, sondern sich organisieren und nach Kräften dagegen wehren. Denn in jedem akquirierten Unternehmen fährt der Knorr-Bremse-Konzern die gleiche Taktik: Er setzt die Beschäftigten unter Druck, steigt aus der Tarifbindung aus, erhöht die wöchentliche Arbeitszeit und droht, ins Ausland abzuwandern.

Deshalb wehren sich die Beschäftigten von KB PowerTech und Hasse & Wrede. Ihnen schlägt gerade eine Welle der Solidarität entgegen. Betriebsräte und Vertrauensleute von bereits drei Dutzend deutschen Unternehmen haben sich bereits solidarisch mit den Berliner Beschäftigten erklärt. Das ist mal ein Anfang.


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