Hasse & Wrede – Betriebsversammlung im Doppelpack

Hier geht noch keiner vom Platz

04.08.2017 | Zwei Betriebsversammlungen an einem Tag. Das gibt es selten. Aber bei Hasse & Wrede ist es am heutigen Freitag notwendig. Die Kolleginnen und Kollegen haben Redebedarf. Sie wollen ihre Arbeitsplätze und ihren wirtschaftlich gesunden Standort erhalten. Doch Knorr-Bremse will noch mehr Euros raffen. Soziale Verantwortung? Dafür gibt es doch Hochglanzbroschüren.

Am 8.5.2017 demonstrieren Beschäftigte, Betriebsräte und Politik gegen die KB-Pläne. Aus Berlin waren Petra Pau, die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Manuela Schmidt, Vizepräsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses und Stefan Ziller, grünes Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses angereist, um sich mit den Beschäftigten zu solidarisieren.

„Es geht um Eure Arbeitsplätze und Eure Existenzen. Da hängen Eure Familien dran und für Euch geht es um alles“, sagte Vanessa Krieg von der IG Metall Berlin. Für Knorr-Bremse hingegen geht es einfach um noch ein paar Prozent Marge mehr; für Steinzeitkapitalisten das Salz in der Suppe. Aber so einfach gibt es diese nicht.  Jedenfalls wollen die Beschäftigten auch künftig für das Traditionsunternehmen Hasse & Wrede arbeiten.  Wie kämpferisch die Stimmung ist, zeigen die Kolleginnen und Kollegen auch heute. Praktisch alle Beschäftigten der Früh- und Spätschicht zeigen auf der Betriebsversammlung Flagge. „Und damit macht Ihr Mut und zwar vielen, vielen Beschäftigten in der gesamten Bundesrepublik“, fügt Vanessa Krieg hinzu.

Die Betriebsratsvorsitzende Anja Weno präsentiert den Kolleginnen und Kollegen, was sie bereits alles auf die Beine gestellt haben. Aktionen vor dem Werktor, Solidaritätsadressen aus der gesamten Bundesrepublik, aber auch vom Regierenden Bürgermeister, Senatorinnen und Abgeordneten. Für ihre Aktionen interessieren sich auch zahlreiche Journalisten, die über die Auseinandersetzung berichten und das miese Geschäftsgebaren von Knorr-Bremse ans Tageslicht befördern.

Und Anja Weno redet Klartext: „Wir sollen hier verlagert werden, obwohl weder ein nachvollziehbarer noch betriebswirtschaftlicher Grund dafür vorliegt. Am Ende geht es wohl nur darum, die billigen, niedrigen Löhne im Ausland mitzunehmen.“ Doch Unternehmer tragen auch eine politische und soziale Verantwortung. „Wir wollen, dass der Konzern Knorr-Bremse dieser Verantwortung endlich gerecht wird“, fügt sie hinzu.

Dass der Standort wirtschaftlich betrieben werden kann ist eine Tatsache. Das haben Betriebsräte und die Juristen der dka Kanzlei – sie beraten die Betriebsräte bei den Verhandlungen mit Knorr-Bremse – hieb- und stichfest überprüft. Rechtsanwalt Damiano Valgolio gibt den Beschäftigten auch einen Crashkurs über Interessensausgleich und informiert sie über das aktuelle Streikrecht, wer danach streiken darf und unter welchen Bedingungen.

Von KB PowerTech ist der Betriebsratsvorsitzende Michael Steinhoff nach Marzahn gekommen. „Ich bin auch hier, liebe Kolleginnen und Kollegen, um zu zeigen, dass wir Betriebsräte und Belegschaften zusammenstehen müssen gerade in Zeiten wie diesen“, sagt er. Die Kolleginnen und Kollegen von KB PowerTech sollen ja einmal die Räume von Hasse & Wrede beziehen. Deshalb gibt er den Beschäftigten ein Versprechen: „Wir stehen an Eurer Seite. Wir müssen auch einen Sozialplan aushandeln, weil wir ja dann in Eure Räume ziehen sollen. Aber wir Betriebsräte haben entschieden, dass wir solange nicht verhandeln werden, solange ihr noch verhandelt, solange noch keine tatsächlichen Aktivitäten zum Umzug stattfinden“, sagt Steinhoff.

Das kommt gut an, genauso die Beschlüsse des eigenen Betriebsrates. Dieser hat festgelegt, dass ein etwaiger Sozialplan für alle im Betrieb gelten müsse. Dass auch Leiharbeiter zumindest finanziell abgegolten werden. Und jene, die von Knorr-Bremse ein Jobangebot erhalten, müssen ebenfalls abgesichert sein, sollten sie ein paar Monate später gekündigt werden.

Das Credo der Belegschaft ist eindeutig: „Wir gehen hier alle nur gemeinsam vom Platz.“ Noch aber geht hier keiner. 3,5 Stunden dauerte die erste Betriebsversammlung, 4,5 Stunden die zweite. Und danach diskutierten die Beschäftigten in kleinen Gruppen weiter. Jetzt geht es erst richtig los.

Von: igm

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