Schwarzer Tag in der Berliner Industriegeschichte

Knorr-Bremse schließt Berliner Traditionswerk - IG Metall sichert 60 Arbeitsplätze

28.09.2017 | Unfair, ungerecht und asozial: Hasse & Wrede schreibt zweistellige Umsatzrenditen, die Kollegen müssen eine Überstunde nach der anderen schieben. Und doch schließt Knorr-Bremse die Produktion von Hasse & Wrede zum 31. Juli 2018 und nimmt 60 Familien die Arbeitsplätze weg.

Beschäftigte und Betriebsräte von Hasse & Wrede sowie ...

Gewerkschaftssekretär Andreas Buchwald demonstrieren für ein solidarisches Miteinander.

Fotos: Christian von Polentz/transitfoto.de

Trotz hervorragender Auftragslage und glänzender Zahlen schließt Knorr-Bremse die Produktion des Berliner Traditionsunternehmens Hasse & Wrede zum 31. Juli 2018, um sie wenige hundert Kilometer weiter in Tschechien wiederaufzubauen. Damit gehen 120 Jahre Berliner Industriegeschichte Hasse & Wrede endgültig zu Ende.

Gut 60 Berliner Familien verlieren ihre Arbeitsplätze. „Das ist eine ganz bittere Pille für die betroffenen Familien und den Industriestandort Berlin. Hier spricht die Gier des Eigentümers Bände“, sagt Klaus Abel, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin. „Statt den hoch profitablen Standort mit seinem hervorragenden Personal zu entwickeln und zukunftssicher aufzustellen, vernichten die Münchner Manager im Auftrage ihres Herrn die Berliner Arbeitsplätze einzig und allein aus diesem einen Grund: den 14-fachen Dollar-Milliardär Heinz-Hermann Thiele noch reicher zu machen. Das ist unfair, ungerecht und asozial.“

Aber auch das ist wahr: Durch den gemeinsamen Widerstand haben Beschäftigte, Betriebsräte und IG Metall wichtige Eckpunkte durchgesetzt. In zähen Verhandlungen ist es IG Metall, Betriebsräten und deren Anwälte gelungen, mehr als die Hälfte der Arbeitsplätze zu sichern und einen guten Sozialplan für die betroffenen Kollegen zu erstreiten. Danach werden gut 60 Kollegen und Kolleginnen zu den gleichen Bedingungen in einem weiteren Berliner Knorr-Bremse-Unternehmen beschäftigt. Jene, die ihre Arbeitsplätze verlieren, erhalten eine Abfindung (durchschnittlich ca. 1,5 Monatsgehälter pro Beschäftigungsjahr) und können sich in einer zu gründenden Beschäftigungsgesellschaft ein Jahr lang weiterqualifizieren.

Mit Unterstützung der IG Metall konnten die Beschäftigten damit einen Sozialplan erstreiten, der deutlich besser ist als alles, was innerhalb des Konzerns bisher abgeschlossen worden ist. Eine externe Beschäftigungsgesellschaft für einen Großteil der Betroffenen gab es noch nie.

Es bleibt die Erkenntnis: Wo Steinzeitkapitalisten wüten, sind eine starke IG Metall und Beschäftigte, die sich für ihre Interessen organisieren, wichtiger denn je. „Es ist ein bitterer Tag. Aber es ist auch ein Tag, an dem die Beschäftigten stolz sein können, weil sie mit ihrem Widerstand Arbeitsplätze retten und für die anderen eine Abfindung erkämpfen konnten“, sagt Klaus Abel.

Von: ka

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