Belegschaften von KB Powertech und Hasse&Wrede am Brandenburger Tor:

Mit Kind, Köter und Kegel - Chinesen, Schweizern und den Kollegen aus Tegel

12.08.2017 | Dem Milliardär Heinz Hermann Thiele nicht weiter die Taschen füllen – und stattdessen die Berliner Industriearbeitsplätze bei KB Powertech und Hasse & Wrede zu fairen und guten Bedingungen sichern: Dafür kamen gut 100 Kollegen am Samstagmittag mit ihren Familien vors Brandenburger Tor. Die Touristen aus aller Welt wunderten sich über das unfaire Geschäftsgebaren des Weltmarktführers Knorr-Bremse und seines Eigentümers Thiele: Schließlich ist er der siebtreichste Deutsche.

Coole Belegschaften, coole Aktion: Fünf vor zwölf, Herr Thiele! Bilder: Christian von Polentz/ transitfoto

„Kehren Sie um, Herr Thiele“, rief Klaus Abel, der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Berlin den Touristen, Berlinern und Belegschaften der beiden betroffenen Knorr-Bremse-Betriebe zu. Und: „Wir sind hier, damit die Berlinerinnen und Berliner sehen, dass sich die Belegschaften von Hasse & Wrede und KB Powertech gegen die Verlagerung ihrer Arbeitsplätze nach Tschechien und gegen unfaire Arbeitsbedingungen wehren. Es ist eine Frechheit, dass der siebtreichste Deutsche, der zu den hundert reichsten Menschen der Welt gehört, seinen Hals nicht vollkriegt und unseren Kollegen und ihren Familien die Existenz rauben will. Das ist Steinzeitkapitalismus.“

Was Abel sagte, interessierte viele Berliner, die stehen blieben und die Flugblätter lasen. Aber auch Chinesen, Schweizer und Touristen aus vielen anderen Ländern, die eigentlich gekommen waren, sich das Brandenburger Tor anschauen. Hier trafen sich am Samstagmittag gut hundert Berliner Kolleginnen und Kollegen der Berliner Betriebe Hasse & Wrede und KB Powertech, die beide zum Firmenimperium des umstrittenen Milliardärs Thiele gehören.

Bei Hasse & Wrede sollen mehr als hundert Berliner Industriearbeitsplätze abgebaut werden, bei KB Powertech sollen die Kolleginnen einen ganzen Tag Arbeitstag pro Woche mehr arbeiten, ohne dass Multimilliardär Thiele das bezahlen will. „Ohne uns Mitarbeiter würden die da oben doch auch nicht das Geld haben“, sagte Oliver Jahnke von Hasse & Wrede. „Für mich fühlt es sich richtig gut an, dafür zu kämpfen, dass wir unsere Arbeitsplätze hier in Berlin behalten.“ Und sein Kollege Ludwig Storm ergänzte: „Wir arbeiten 42 Stunden die Woche und haben das Lohnniveau einer 35 Stunden-Woche. Und dann will der AG nach Tschechien gehen, weil die Arbeitsplätze dort günstiger sind. Dabei arbeiten wir profitabel.“ Eine andere Kollegin ergänzte, wie sehr die Familien unter der 42 Stunden-Woche leiden. Unterstützung bekamen die Belegsachaften auch von Kollegen aus einem weiteren Knorr Bremse-Unternehmen aus Tegel und vom Betriebsrat von OTIS.

Die Belegschaften zeigten mit einem Gruppenfoto gegen 12:00 Uhr symbolisch, dass es fünf vor zwölf ist. „Wir wollen mit unserer Aktion zeigen, dass wir keine Zahlen in einer Excel-Tabelle sind. Wir zeigen hier Gesicht“, sagte Anja Weno, die Betriebsratsvorsitzende von Hasse & Wrede. „Es geht hier um Menschen und auch um unsere Familien, für die wir Verantwortung tragen.“ Michael Steinhoff, Betriebsratsvorsitzender von KB Powertech: „Wir von Powertech kämpfen für einen Tarifvertrag und faire Arbeitsbedingungen und senden damit auch ein Zeichen an die Betriebsräte bei Knorr-Bremse, damit sie sehen, dass sich kämpfen lohnt.“

Und ein anderer Kollege brachte die Stimmung so auf den Punkt: „Ich habe die Schnauze voll von diesem zigfachen Milliardär, der uns auspresst mit der 42 Stunden-Woche. So ist meine Gefühlswelt.“

Von: ab

Unsere Social Media Kanäle