Siemens-Hauptversammlung 2018:

Den Arbeitsplatzvernichter auf Arbeit besuchen

31.01.2018 | Auf Aktionärsversammlungen sind Vorstände und Hauptaktionäre am liebsten unter sich. Die Siemens-Hauptversammlung in München am 31. Januar haben diesmal auch 15 Siemens-Beschäftigte und IG Metall-Mitglieder aus Berlin besucht: Sie machten dort zusammen mit mehr als 200 weiteren Siemens-Arbeitnehmern aus den von Schließung bedrohten Werken in Ostdeutschland deutlich, was sie von Siemens-Chef Joe Kaeser und seinen Strategien halten: wenig bis gar nichts.

Klares Zeichen gegen radikalen Arbeitsplatzabbau auf der Siemens-Hauptversammlung

Vorne steht er und spricht von Plänen, Strategien, Konzepten. Von Margen, Märkten und Gewinnen. Dann erheben sich auf einmal mehrere Dutzend Siemens-Beschäftigte in gelben Warnwesten und blicken Richtung Bühne. Da bleibt selbst einem Joe Kaeser das Wort im Mund stecken. Der erste Mann im Siemens-Konzern unterbricht seine Rede kurz. Auf den Warnwesten steht: „Stop – keine maximale Marge auf Kosten der Menschen.“

Es ist ein Moment, den die, die dabei gewesen sind, nicht so schnell vergessen werden. Auch Joe Kaeser nicht. „Wir sind ja hergekommen, um für unser Dynamowerk und unsere Arbeitsplätze zu kämpfen“, sagt Marion Wenzel, Vertrauenskörperleiterin im Siemens-Dynamowerk. „Aber wir hatten eine gute Stimmung untereinander.“

Am Tag vorher hatten sie und die anderen vierzehn Beschäftigten des Berliner Dynamowerks sich um 23:00 Uhr in den Bus gesetzt, den die IG Metall Berlin für den Besuch der Siemens-Aktionärsversammlung in München gemietet hatte. Viele hundert Kilometer südlicher und neun Stunden später standen sie dann vor der Halle neben dem Münchner Olympiastadion, in die langsam die Aktionäre eintrudelten, und diskutierten mit ihnen. „Wir hatten viele gute Gespräche mit den Aktionären“, sagt Marion Wenzel. „Wir haben ihnen erklärt, warum es wenig Sinn macht, unsere Standorte schließen zu wollen.“

Auch den Joe Kaeser-Wagen hatten die Dynamowerker mit nach München genommen und ihn vor der Halle aufgebaut – ein Blickfang für die vielen Aktionärinnen und Aktionäre, die langsam eintrudelten. „Die Zukunft der Gewinne liegt nicht im Arbeitsplatzabbau“ sagt Michael Weidemann aus dem Dynamowerk und sein Kollege Danny Vogel ergänzt: „Ich kämpfe für meine Zukunft und die Zukunft meiner Familie.“

Diese Botschaften haben sie heute nach München getragen. Und auch wenn der erste Arbeitsplatzvernichter im Konzern in seiner Rede betont, er werde von seinen Plänen nicht lassen: Viele Aktionärinnen und Aktionäre haben den 250 Beschäftigten, die für ihre Werke kämpfen zugehört. Steter Tropfen höhlt den Stein.

Von: ka

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