Außerordentliche Betriebsversammlung

Siemens-Dynamowerk: So nicht, Herr Kaeser!

25.10.2017 | Mögliche Abbaupläne an die Presse durchstechen, aber die Beschäftigten im Unklaren lassen. Auf der heutigen außerordentlichen Betriebsversammlung sind die Kolleginnen und Kollegen entsetzt und wütend zugleich. Der anwesende Vertreter der Betriebsleitung konnte oder wollte nicht Klärendes beitragen. Die Beschäftigten sind jedoch sehr klar was die Zukunft angeht.

Predrag Savic spricht auf der Betriebsversammlung.

Die Kantine ist zum Brechen voll.

Die Zweite Bevollmächtigte der IG Metall, Regina Katerndahl, spricht zu den Beschäftigten.

Marion Wenzel, Leiterin des Vertrauenskörpers, und Regina Katerndahl präsentieren die Resolution.

Alle Fotos: Simon Sternheimer und Peter Warnatz

Überall unterschreiben die Beschäftigten die Resolution.

Die Kantine war am heutigen 25. Oktober brechend voll. Beschäftigte aus Früh- und Spätschicht, aber auch viele Angestellte wollten mehr wissen zu den Plänen, die Manager-Magazin und Handelsblatt Ende letzter Woche lanciert hatten. Elf der 23 Standorte von Power & Gas, Power Generation Services (PS) und Process Industries and Drives (PD) sollen demnach geschlossen oder verkauft werden, wobei es insbesondere die ostdeutschen Standorte besonders hart treffen könnte. Mehrere Tausend Arbeitsplätzen könnten betroffen sein.

Entsprechend groß sind die Befürchtungen auch im Dynamowerk. In Gefahr könnte die gesamte Fertigung in Berlin sein. Aber wissen tut das nur der Siemens-Vorstand. Und dieser schweigt. „Es ist eine Schweinerei, wie der Siemens-Vorstand das Abkommen zur Standort- und Beschäftigtensicherung (Radolfzell II Abkommen) untergräbt und seine Beschäftigten im Ungewissen lässt“, sagte Regina Katerndahl, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall auf der Betriebsversammlung.
Der Betriebsratsvorsitzende Predrag Savic stieß ins gleiche Horn und forderte auf der Betriebsversammlung den Vorstand auf, die Pläne auf den Tisch zu legen. Außerdem zitierte aus der Resolution, die Vertrauenskörperleiterinnen und -leiter von Siemens am Wochenende verfasst hatten: „Mit den immer gleichen Ansätzen, sprich Kostensenkung, Sparen, Personalabbau, sind die grundlegenden Probleme nicht zu bewältigen“, heißt es da. „Wir fordern deshalb eine langfristige Strategie für den Standort Deutschland, der auf den Leistungen, Innovationen und der Kreativität der Beschäftigten basiert und diese Fähigkeiten auch nutzt“, sagte Predrag Savic.

So hatten Beschäftigte und Betriebsräte aus dem Dynamowerk der Geschäftsleitung konkrete Verbesserungsvorschläge und Innovationen für den Standort unterbreitet. Auf eine Antwort warten sie bis heute.

Sowohl Predrag Savic vom Betriebsrat als auch Regina Katerndahl von der IG Metall Berlin ließen keinen Zweifel, wie sie auf den Konfrontationskurs aus München reagieren würden. „Wir werden nicht ruhen, bis wir klare Antworten und eine Perspektive für den Standort des Dynamowerks erzielt haben“, sagte Regina Katerndahl. Predrag Savic wiederum sagte auch Richtung Geschäftsleitung: „Wir werden die Beschäftigten immer sehr aktuell über außerordentliche Betriebsversammlungen informieren.“ Die anwesenden Kolleginnen und Kollegen dankten beiden. „Endlich mal welche, die jetzt Klartext reden.“

Zum Hintergrund: Bisher beschäftigt Power & Gas rund 30.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rund um den Globus. 12.000 davon arbeiten in Deutschland. Im Dynamowerk arbeiten aktuell rund 840 Kolleginnen und Kollegen.

Von: rk

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