Betriebsräte/Vertrauensleute

74 Tage Kampf sind vorbei:

Infinera muss schließen – aber IG Metall und Betriebsrat verdoppeln Sozialplanvolumen

26.03.2019 | 74 Tage Tauziehen um die Schließung des Hochtechnologie-Standortes von Infinera in Berlin sind zu Ende: Die US-Eigentümer schließen die Produktion in Berlin zum 30. September 2019. Betriebsrat und die IG Metall konnten in den Verhandlungen aber Abfindungen und Qualifizierungsmaßnahmen in Höhe von insgesamt 24,5 Millionen Euro erzielen – und damit mehr als das Doppelte, was der US-Eigentümer ursprünglich bereit war zu zahlen.

Ein langer Kampf, mit Akteuren von Infinera bis zum Bundestagsabgeordneten: Viele haben geholfen, dass das Ergebnis besser wird, als von den US-Eigentümern ursprünglich geplant Fotos: Christian von Polentz und Simon Sternheimer (1)

Die Berliner Produktion von Infinera wird zum 30.9.2019 geschlossen, alle 400 Beschäftigten verlieren ihren Arbeitsplatz. Im Gegenzug zahlt Infinera 19,5 Millionen Euro für Abfindungen und beteiligt sich maßgeblich an der Transfergesellschaft.  Dort können sich die Beschäftigten je nach Alter bis zu zwölf Monate individuell auf den Arbeitsmarkt vorbereiten. 

Für die Beschäftigten ist die Schließung zwar nur die zweitbeste Lösung. „Aber nach der Schockstarre nach der Schließungsankündigung und der Enttäuschung haben wir es alle gemeinsam miteinander geschafft, zu kämpfen und den Arbeitgeber wieder an den Verhandlungstisch zu holen“, sagt Jörg Wichert, der Betriebsratsvorsitzende bei Infinera Berlin. „So konnten wir das jetzige Ergebnis erzielen. Eine Transfergesellschaft zu finanzieren, ist für US-Amerikaner eigentlich undenkbar. Daher ist es besonders gut, dass wir die Transfergesellschaft durchsetzen konnten und damit vor allem die älteren Kollegen unterstützen, eine gute berufliche Zukunft zu finden.“ 

Ein Autocorso zur US-Botschaft, Aktionen am Brandenburger Tor und vor der Gedächtniskirche, eine Unterschriftenliste mit mehr als 5.200 Menschen, die sich gegen die Schließung aussprachen, und viel Solidarität aus anderen IG Metall-Betrieben: Beschäftigte, Betriebsrat und die IG Metall Berlin haben gemeinsam viel erreichen können.  Nur so ist es gelungen, genug Druck aufzubauen, um dieses Ergebnis zu erzielen. „Für das Engagement aller möchte ich mich sehr bedanken“, sagt Regina Katerndahl, die Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Berlin. „Wir sind nach wie vor überzeugt, dass der Erhalt des Berliner Standortes unternehmenspolitisch und wirtschaftlich das Beste wäre. Aber vor dem Hintergrund, dass der neue US-Eigentümer dazu nicht bereit war, haben Belegschaft, Betriebsrat und IG Metall Berlin das Maximum herausgeholt.“

Die müssen das Werkstor von Infinera zwar spätestens am 30. September verlassen, können das aber erhobenen Hauptes tun: „Die 74 Tage Kampf und der hohe Einsatz aller Beteiligten haben sich gelohnt“, sagt Regina Katerndahl. „Er zahlt sich in Euro, aber auch in besseren Qualifikationsmöglichkeiten für die Beschäftigten aus.“

Von: jb

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