19.01.2022 | Unter sehr strengen Hygieneregeln trafen sich am 19. Januar Metallerinnen und Metaller der IG Metall Berlin in Kreuzberg. Katja Kipping, Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, stellte sich als neue Senatorin vor. Jürgen Kerner, Hauptkassierer und geschäftsführendes Vorstandsmitglied, bedankte sich für die "coole Arbeit" der Aktiven in Berlin.
Am Mittag hatte Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin, bei einem Pressegespräch eröffnet: "Das Zeitalter der Konsequenzen hat begonnen. Wir starten in eine neue Phase der Transformation - auch für die Zukunft der Gewerkschaften." In seiner Rede am Nachmittag erklärte er, dass sich durch den gemeinsam gestarteten Fokus-Prozess das Handeln in der IG Metall Berlin verändern werde. Es gehe jetzt darum, die betriebliche Stärke auszubauen. "Den Arbeitgebern sind unsere Aktionen egal, wenn sie wissen, dass nur wenige Beschäftigte Mitglied der IG Metall sind." Er kündigte an, dass wir gerade jetzt Betriebsräte und Vertrauensleute stärken müssen. "Wir setzen auf Organisationskraft und nutzen politische Begleitung eher strukturell - und nicht als Ersatz für fehlende Kampfkraft!" In einer Aktivenkonferenz am 19. März werden sich Vertrauensleute, Betriebsräte und Aktive austauschen und sich auf die Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie im Herbst einstimmen. Mit Blick auf die Tarifrunde sagte er: "Wir müssen die Arbeitgeber fordern. Die Zeiten des Verzichts sind vorbei. Wir brauchen einen richtig kräftigen Schluck aus der Pulle!"
Das Highlight des Jahres wird der zweitägige Transformationskongress am 19./20. Oktober in Berlin. Dort diskutieren in diesem Jahr wieder Gewerkschafter/-innen, Politik, Wissenschaft. "Wir akzeptieren unsere veränderte Rolle: Wenn die Betriebschefinnen und -chefs nicht selbst aktiv werden wollen, machen wir unsere Zukunft selbst! Dazu brauchen wir eine tiefgreifende Mitbestimmung im Betrieb", so Jan Otto.
Zu Beginn des Jahresauftakts hatte sich Katja Kipping (Linke) als neue Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales vorgestellt. Sie warf einen Blick auf ihr Arbeitsprogramm unter anderem mit den Themen Tariftreue und Allgemeinverbindlichkeit, Unternehmen bei der Ausbildung in die Pflicht nehmen, Plattform-Ökonomie und fehlende Regelungen. Kipping dankte den Metallerinnen und Metallern für den Einsatz in der Tarifrunde 2021 für eine Arbeitszeitverkürzung, die einen wichtigen Beitrag zur Geschlechtergerechtigkeit leiste. "Eure Kämpfe um die Zeit haben Mut gemacht!"
Ein Film zeigte die vielen Kämpfe und Aktionen im vergangenen Jahr. Regina Katerndahl, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall, berichtete in ihrer Rede, dass am 1. Januar 2022 die 35-Stundenwoche beim Aufzughersteller Schindler eingeführt wurde. Sie warf einen Blick auf die Tarifrunde 2021 und die betrieblichen Konflikte. "Es zeigt sich immer wieder: Wir müssen gut organisiert sein", so Regina Katerndahl. "Und: Wir können uns nicht aus der Debatte raushalten, was produziert wird - und wie. Wir sind in der Pflicht, uns einzumischen. Durch die Transformation ändert sich die Arbeit - auch die gewerkschaftliche Arbeit. 2021 haben wir in den Betrieben einen Zuwachs aus über 23.000 Mitglieder gewonnen. Und auch die Zahl der Angestellten ist auf fast 8.000 gestiegen."
Jürgen Kerner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall und Hauptkassierer, bedankte sich bei den Aktiven in Berlin für ihre gute Arbeit. "Respekt dafür, dass ihr unter Coronabedingungen Mitglieder dazu gewonnen habt", sagte er. In seiner Rede warf er einen Blick auf die Transformation, die kommende Tarifrunde und die sich verändernden Branchen. "Es gibt bei uns im Land keine Kultur für aktive Industriepolitik. Oft heißt es: Der Markt wird es schon richten." Und weiter: "Wir sind in Deutschland gut im Pläne und Konzepte machen. Aber mit Papier ensteht noch keine Zukunft im Betrieb. Wir müssen mit Druck auf die Politik für Veränderung, für Bewegung sorgen."
"Für die Region Berlin ist die Digitalisierung eine große Chance", sagte Kerner. "Aber die Digitalisierung bringt nicht sofort gute Jobs! Dafür müssen wir kämpfen." In Richtung der neuen Regierung sagte Kerner, dass gerade im ersten Halbjahr Entscheidungen getroffen werden müssten, um die Weichen zu stellen für den poltischen Rahmen für die Energie- und Klimapolitik.
An die Kolleginnen und Kollegen von Siemens gerichtet, sagte er: "Wir werden Siemens nicht kampflos aufgeben!" Predrag Savic, Betriebsratsvorsitzender im Siemens Dynamowerk, überreichte ihm im Namen der rund 400 Kolleginnen und Kollegen des Berliner Standortes ein T-Shirt. Der Siemens-Vorstand hatte 2021 beschlossen, die LDA auszugliedern. Diese Siemens-Einheit stellt Elektromotoren für unterschiedliche Anwendungsbereiche wie Bergbau, Schiffsbau und die Stahlindustrie her.