Betriebsräte/Vertrauensleute

Berliner Windenergie-Spezialisten fordern gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit:

Warnstreik bei Senvion-Unternehmen Euros in Portugal und Berlin

12.12.2018 | Sie sind hochqualifiziert, brennen für ihren Job und stellen viel auf die Beine. Bloß bei der Entlohnung sollen die 20 Beschäftigten von Euros zweitklassig bleiben. Das wollen die Entwicklerinnen und Entwickler von Rotorblättern nicht mehr mitmachen – und legen sich heute für gleiche Bezahlung ins Zeug: mit einem gleichzeitigen Warnstreik südlich von Porto und in Berlin.

Hochqualifiziert und entschlossen: Beschäftigte im Warnstreik beim Senvion-Unternehmen Euros in Berlin

Und auch in Portugal sind die Kollegen beim Streik dabei

Sie machen die gleiche Arbeit, bekommen dafür bis zu 30 Prozent weniger. Der Grund: Während der eine für den in Hamburg beheimateten Mutterkonzern Senvion arbeitet, ist der andere für das Berliner Tochterunternehmen Euros tätig. Gleicher Besitzer, gleiche Arbeit: aber viel weniger Geld. Bei Senvion und seiner Tochter Euros ist das ganz normal.

Verkehrte Welt? Ja. Seit etwa zwei Jahren ist Euros ein hundertprozentiges Tochterunternehmen von Senvion. Im November 2016 verkaufte der Firmengründer die Entwicklungsfirma Euros mit ihren 20 Beschäftigten plus Management zusammen mit der Produktion in Polen und den dortigen gut 130 Beschäftigten an das weltweit operierende Windkraftunternehmen Senvion. Senvion zählt mit seinen 4.500 Beschäftigten und seinen Kunden von Australien über Indien bis nach Norwegen zu den weltweit zehn größten Playern seiner Branche.

Das größte Rotorblatt der Welt

Mit dem Berliner Unternehmen Euros hat sich Senvion vor zwei Jahren einen feinen Happen gegönnt. Die Beschäftigten haben mit dem Firmengründer zusammen ein profitables Entwicklungsunternehmen aufgebaut, das vor allem vom Engagement und Know-how seiner Beschäftigten lebt. Die liefern Spitzenleistungen. 2012 entwickelten sie in dem Berliner Unternehmen das damals größte Rotorblatt der Welt: „81,6 Meter ist das lang“, sagt Staffan Wiens, einer der Euros-Ingenieure. Für solche außergewöhnlichen Ergebnisse braucht man ein motiviertes Team: „Das haben wir“, sagt Staffan Wiens. „Wir liefern als Team exzellente Ergebnisse und erwarten aber im Gegenzug, dass wir endlich fair und angemessen entlohnt werden.“ Denn: „Wir verdienen für die gleiche Arbeit im Durchschnitt 15 Prozent weniger Geld als unsere Hamburger Kollegen. In Extremfällen haben einzelne Beschäftigte bei uns in Berlin sogar fast 30 Prozent weniger.“

Das wollen sich die 20 Berliner Beschäftigten nicht mehr gefallen lassen. Sie suchten und fanden Rat und Unterstützung bei der IG Metall Berlin. Gemeinsam forderten sie den Arbeitgeber auf, am Verhandlungstisch eine Lösung zu finden. „Für Senvion dürfte es nicht schwierig sein, seine motivierte Belegschaft bei Euros auch fair und gerecht zu entlohnen“, sagt Ingo Harms, der zuständige Gewerkschaftssekretär der IG Metall Berlin. „Aber leider sperrt sich das Management bisher noch.“

Warnstreik - auch beim Kunden in Portugal

Daher haben heute alle Beschäftigten die Arbeit niedergelegt und sind für ein paar Stunden in den Warnstreik getreten. „Die Kollegen wollen damit ein deutliches Zeichen setzen, dass Vertrösten und Nichtstun nach zwei Jahren Warten ein Ende haben müssen“, sagt Ingo Harms.

Wie entschlossen die Belegschaft ist, zeigten auch die Kollegen, die derzeit für Euros in Portugal tätig sind. „Auch diese beiden Kollegen haben mitgemacht und bei ihrem Einsatz vor Ort die IG Metall-Fahne in Aveiro, südlich von Porto gehisst“, sagt Staffan Wiens.

Der Wind ließ die rote Fahne seicht im Atlantikwind flattern: neue Zeiten bei Senvion.

 

Von: ih

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