Auftaktveranstaltung in Zwickau

IG Metall startet Tarifrunde

04.11.2017 | Mehr als 1.500 Metallerinnen und Metallern haben beim IG Metall-Tarifauftakt sechs Prozent mehr Entgelt gefordert sowie gleiche Arbeitszeiten in Ost und West sowie die Möglichkeit, die Arbeitszeit begrenzt auf 28 Wochenstunden zu reduzieren. Mit dabei waren auch über 100 Metallerinnen und Metaller aus Berliner Betrieben.

„Wir hatten eine tolle Auftaktveranstaltung und eine sehr gute Stimmung bereits auf der Hinfahrt, obwohl wir um fünf Uhr losmussten“, sagte Oli Merten, Logistiker aus dem Siemens-Messgerätewerk auf der Rückfahrt von Zwickau nach Berlin. Neben der Arbeitszeit ist ihm wichtig, „dass auch wir Beschäftigte von der wirtschaftlichen Lage profitieren und nicht nur die Aktionäre der Unternehmen die Gewinne abschöpfen.“

Neuer Ort für die Kundgebung zur Ersten Tarifrunde! Die Kundgebung findet am 15.11.17, 8:30 Uhr am Hotel Steigenberger beim Kanzleramt statt (Ella-Trebe-Straße 5, 10557 Berlin). Klaus Abel: „Unterstützt unsere Verhandlungskommission und kommt zur Kundgebung.“


Nach Zwickau waren viele Beschäftigte aus den Berliner Siemens-Standorten gekommen. Für einen guten Tarifauftakt. Und um um sich solidarisch mit all jenen Kolleginnen und Kollegen zu zeigen, deren Arbeitsplätze durch den Margen-Wahnsinn von Joe Kaeser, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG, gefährdet sind. Nächste Woche wird er wohl das beste Siemens-Ergebnis aller Zeiten verkünden. Gleichzeitig will er in der Power & Gas-Sparte offensichtlich elf von 23 Standorten weltweit rasieren.

Diese Pläne wurden von den Medien kolportiert, aber seinen Beschäftigten dann auch reinen Wein einzuschenken, das verweigert Joe Kaeser bis heute. „Das ist, gelinde gesagt, schlechter Stil. Umso bemerkenswerter ist, wie die Beschäftigten der Siemens-Standorte zusammenstehen. Sie werden diese Pläne nicht kampflos hinnehmen und wir werden sie mit all uns zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützen“, sagte Klaus Abel, Erste Bevollmächtigter der IG Metall Berlin. Gerade die Solidarität ist hier eine scharfe Waffe gegen derlei gefährliche Pläne.

Solidarität ist auch Jeannie Lesser von MAN Diesel & Turbo wichtig, zum Beispiel für die Beschäftigten im Osten. „Es ist absurd, dass ein paar Meter in Berlin entscheiden, ob Beschäftigte 35 Wochenstunden arbeiten müssen oder wie im Osten 38“, sagte die 21-Jährige. Sie will deshalb dafür kämpfen, dass die 35 Stundenwoche auch für alle Beschäftigten im Osten gilt.

Auch Sabine Kördel lebt Solidarität. Als Rentnerin und Mitglied im Senioren-Arbeitskreises der IG Metall Berlin ist sie nach Zwickau gefahren, um die Forderungen der IG Metall zu unterstützen. „Wir wollen bessere Arbeitszeiten und höhere Löhne für unsere Beschäftigten erstreiten. Wir wollen aber auch die Messlatte höherlegen für alle nicht tarifgebundenen Betriebe. Denn diese orientieren sich an unseren Ergebnissen“, sagt die 65-jährige Berlinerin.

Arbeitszeiten, die zum Leben passen

Auf der Kundgebung zuvor hatte der Erste Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann, die Forderungen der IG Metall unterstrichen. Gerade zur Fachkräftesicherung brauche es moderne und attraktive Angebote zur Gestaltung der eigenen Arbeitszeit. „Die Arbeitgeber, die ihre Arbeitszeitinstrumente nicht auf die zeitgemäßen Bedürfnisse der Beschäftigten zuschneiden, werden morgen ohne Fachkräfte dastehen“, sagte der IG Metall-Vorsitzende. „Wir brauchen Arbeitszeiten, die zum Leben passen und wer dabei für andere Sorge trägt, soll dabei unterstützt werden“, sagte Hofmann. „Das Leben ist kein Tempomat, bei dem die Geschwindigkeit immer gleich ist. Kinder brauchen ihre Eltern mal mehr, mal weniger. Oder plötzlich haben wir einen Pflegefall in der Familie.“ Deshalb brauche es die Möglichkeit, für eine begrenzte Zeit auf „Tempo 28“ runter zu fahren oder bei Schichtarbeit mal die Bremse zu ziehen.

Die Forderung nach sechs Prozent mehr Entgelt sei durch die hervorragende wirtschaftliche Situation der Branche gerechtfertigt, sie stärke die Binnennachfrage und leiste einen Beitrag zur Stabilisierung der Konjunktur. Zudem werde gerade in diesen Tagen den Unternehmen vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung ein „goldener Herbst“ bestätigt und auch „Vollgas für das Jahr 2018“ prognostiziert, sagte Hofmann.

IG Metall-Bezirksleiter Olivier Höbel fordert Angleichung der Arbeitszeiten

IG Metall-Bezirksleiter Olivier Höbel forderte für die ostdeutschen Beschäftigten
27 Jahre nach der deutschen Einheit die Angleichung der Arbeitszeiten. „Wir erwarten eine ernsthafte und belastbare Verhandlungsverpflichtung.“

Höbel kündigte an, die Tarifbewegung gerade in Ostdeutschland zu nutzen, um die Tarifbindung zu steigern. „Tarifverträge schaffen Gerechtigkeit, sichern Einkommen und gestalten die Arbeitswelt. Mit der Solidarität der tarifgebundenen Belegschaften werden wir die Kolleginnen und Kollegen ohne Tarif mitnehmen.“

Von: ka

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