Mehr Geld statt weniger Gerechtigkeit:

Warnstreik im KfZ-Gewerbe – Daimler in Ludwigsfelde bestreikt

04.06.2019 | Das Kfz-Handwerk leidet unter drastischer Abwanderung in die Industrie. Inzwischen beklagt jeder zweite KfZ-Betrieb einen starken Fachkräftemangel. Aber die Arbeitgeber ignorieren hartnäckig die Ursache für das Dilemma: Die deutlich zu geringen Einkommen sind einfach nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Dem wollen die Beschäftigten in der aktuellen Tarifrunde abhelfen – mit Warnstreiks in mehreren Betrieben.

Gute Leute, gute Stimmung, gutes Wetter: Der erste Warnstreik im Lackier- und Karosseriezentrum von Daimler in Ludwigsfelde war ein voller Erfolg Bilder: Christian von Polentz

Es ist eine Premiere und sie ist sehr gut gelungen: Noch nie haben die Kolleginnen und Kollegen im Lackier- und Karosseriezentrum von Daimler in Ludwigsfelde gestreikt. Heute folgten nun gut 40 Beschäftigte dem Warnstreik-Aufruf der IG Metall und stellten sich bei strahlendem Sonnenschein statt in die Werkshalle lieber vor das Werkstor. Auf ihren Schildern stand vor allem ein Anliegen: Das Lohngefälle von sieben (!) Prozent in der Lackier- und Karosseriewerkstatt Ludwigsfelde zu überwinden. „Dieser erste Warnstreik hier ist eine ganz starke Leistung der Kolleginnen und Kollegen“, sagt Burkhard Bildt, der zuständige Gewerkschaftssekretär der IG Metall Berlin.  

Es ist eigentlich nur schwer vorstellbar, aber es ist tatsächlich so: Knapp 30 Jahre nach der Wende zahlen Daimler und die anderen Kfz-Arbeitgeber noch immer unterschiedliche Löhne in unterschiedlichen Teilen Deutschlands. So bekommen viele der Beschäftigten sieben Prozent weniger, nur weil sie zu den Bedingungen des Ost-Tarifvertrages angestellt sind. „Das muss sich dringend ändern“, sagt Burkhard Bildt.

Neben der längst überfälligen Angleichung des Entgelts geht es den Belegschaften in der aktuellen Tarifrunde auch um eine Lohnsteigerung von fünf Prozent bei einer Laufzeit von 12 Monaten und 60 Euro monatlich mehr für die Azubis. „Gut 5.000 Berliner Beschäftigte im Kfz-Handwerk werden profitieren, wenn wir als IG Metall bessere Tarifbedingungen durchsetzen“, so Burkhard Bildt weiter.

Insgesamt verhandelt die IG Metall derzeit für 37.000 Beschäftigte in 3.400 Betrieben im mitteldeutschen Kraftfahrzeuggewerbe. Die bisherigen Verhandlungsrunden mit den Arbeitgebern haben noch kein Ergebnis gebracht. Morgen warnstreiken weitere Beschäftigte in anderen KfZ-Betrieben - die Verhandlungen mit den Arbeitgebern setzt die IG Metall am 14. Juni in Berlin fort.  

 

 

 

 

Von: bb

Unsere Social Media Kanäle