11.01.2019 | Die us-amerikanischen Eigentümer des ehemaligen Siemens-, Siemens Nokia- und Coriant-Betriebes haben nur vier Monate nach dem Kauf verkündet, den Berliner Infinera-Standort mit seinen 400 Beschäftigten komplett zu schließen. Mit einer beweglichen Mittagspause haben die Beschäftigten heute dagegen protestiert – und für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze in der hoch profitablen Netzwerktechnologie mobilisiert.
Sie produzieren in Berlin angesagte Hochtechnologie vom Feinsten: Optische Übertragungssysteme, die per Glasfaserkabel Daten länderübergreifend um die Welt jagen – die sogenannten Daten-Autobahnen. Nun will der neue Besitzer Infinera, der Coriant gerade erst zum 1. Oktober 2018 gekauft hat, den Berliner Produktionsstandort zum 30. September des Jahres schließen und die Produktion in anderen Ländern fertigen lassen. Dies entspreche dem Geschäftsmodell des neuen Eigentümers, die Produktion ausschließlich von Fremdfirmen erledigen zu lassen, teilte die Berliner Geschäftsführung jetzt den Beschäftigten mit. Damit würden alle gut 400 Berliner Beschäftigten ihre Arbeit und damit die Existenzgrundlage ihrer Familien verlieren.
„Das ist ein dreistes und rücksichtsloses Verhalten der neuen Inhaber aus den USA“, sagt Regina Katerndahl, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Berlin und dort zuständig für das Unternehmen. „Uns drängt sich der Verdacht auf, dass es den Eigentümern beim Kauf nur darum ging, sich die Patente und die Kundendatei zu sichern. Ihnen scheinen die Arbeitsplätze derjenigen, die dieses Knowhow aufgebaut haben, völlig egal zu sein.“
Die Belegschaft wehrt sich: Heute um fünf vor zwölf demonstrierten die Beschäftigten in einer beweglichen Mittagspause auf dem Werksgelände gegen die Schließungspläne. Ziel der Aktion war auch, möglichst viele Kolleginnen und Kollegen für den Widerstand gegen die dreisten Schließungspläne aus den USA zu mobilisieren. Mit großem Erfolg: Etwa 250 Beschäftigte hatten sich der heutigen Aktion des Betriebsrates angeschlossen. „Lasst uns gemeinsam kämpfen“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Jörg Wichert. „Gemeinsam mit der IG Metall können wir richtig was auf die Beine stellen.“
Genau das kündigte Regina Katerndahl an. Die IG Metall Berlin werde jetzt mit den IG Metall-Mitgliedern, externen Wirtschaftsberatern und dem Betriebsrat nach Lösungen zu suchen: „Wir werden unsere Ressourcen mobilisieren, um die Kolleginnen und Kollegen mit unserem ganzen Knowhow zu unterstützen“, sagte die Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Berlin.