Aktionstag gegen den Missbrauch von Werkverträgen - mit Berichterstattung: rbb-Videos

Kundgebung der IG Metall Berlin und Frühschicht der Kollegen aus dem Mercedes-Benz Werk

24.09.2015 | 300 Kolleginnen und Kollegen der Frühschicht im Mercedes-Benz Werk in Berlin-Marienfelde haben am Donnerstagmorgen auf das Thema Missbrauch von Werkverträgen in Betrieben der Automobilindustrie aufmerksam gemacht. Begrüßt wurden die Kolleginnen und Kollegen von Ute Hass, Betriebsratsvorsitzende im Werk: "Wir sind eine Belegschaft: Stammbeschäftigte, Leiharbeitnehmer, Werkvertragsbeschäftigte. Wir arbeiten zusammen und halten zusammen.“

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rbb Video auf Youtube vom 24.09.2015

Fotos: Christian von Polentz/transitfoto.de

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Irene Schulz, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall sprach zu den Kolleginnen und Kollegen vor den Werkstoren: „Wir lassen uns nicht spalten -  deshalb seid Ihr heute auf der Straße und gleichzeitig sind mit Euch bundesweit die Belegschaften der Automobil-Hersteller und Zulieferer im Lande gemeinsam auf der Straße, um gegen den Missbrauch von Werkverträgen zu protestieren. Gut, dass auch ihr alle hier seid, um ein lautes und deutliches Signal an Regierung zu Bundestag zu senden: Die Beschäftigten in der Republik erwarten, dass die Politik die „unternehmerische Freiheit“ im Umgang mit dem Instrument Werk- und Dienstverträge eingrenzt und das Management zur Ordnung ruft. Denn für die Beschäftigten gilt: Der Missbrauch von Werkverträgen fügt Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung Schaden zu.“

Die IG Metall fordert den Gesetzgeber auf, endlich mit gesetzlichen Regelungen Ordnung auf dem Arbeitsmarkt herzustellen. Notwendig seien insbesondere eine Verpflichtung der Arbeitgeber, die Betriebsräte über den Einsatz von Werkverträgen zu informieren, sowie eine erweiterte Mitbestimmung der Betriebsräte. Laut einer Umfrage der IG Metall arbeiten drei Viertel der Beschäftigten in Werkvertragsfirmen zu schlechteren Konditionen als ihre Kollegen im Stammbetrieb.

Im Bereich der IG Metall Berlin hat sich nach Einschätzung der dort befragten Betriebsräte der Anteil der Unternehmen, die Werkverträge einsetzen seit 2012 um rund 20 Prozent erhöht. „Es ist eine Legende der Unternehmenssprecher, dass es bei Werk- und Dienstleistungsverträgen um eine sinnvolle Arbeitsteilung zwischen dem Hersteller von Fahrzeugen und spezialisierten Firmen ginge: die einen bauen Autos, die anderen bieten Dienstleistungen an, die der Hersteller selbst nicht beherrscht“, so Klaus Abel, Erster Bevollmächtigter IG Metall Berlin. „Im Gegenteil: bei den hauptsächlich betroffenen Bereichen Entwicklung, Logistik, Instandhaltung geht es um zentrales Knowhow und das ist wettbewerbs­entscheidend für jeden Hersteller. - Nein, die wahre Geschichte ist: Mit der Fremdvergabe geht es den Unternehmen an allererster Stelle um Extraprofite.  Und die erzielen sie auf Kosten der Beschäftigten. So kann und darf es natürlich nicht weitergehen. Um diesen Missbrauch zu verhindern brauchen IG Metall und Betriebsräte aber auch Unterstützung und Flankierung durch die Politik:

  1. Wir fordern, dass der Missbrauch von Werkverträgen wirksam verhindert wird.
  2. Wir wollen bessere Informations- und Vertretungsrechte für die Betriebsräte im Einsatzbetrieb
  3. Wir wollen bessere Mitwirkungsrechte der Betriebsräte bei Outsourcing.“

Bundesweite Betriebsräteumfrage

Betriebsräte verzeichneten laut einer bundesweiten Umfrage der IG Metall in den vergangenen drei Jahren in fast einem Viertel der Unternehmen (22 Prozent) eine Zunahme von Werkverträgen. In jedem dritten Betrieb werden Tätigkeiten aus der Produktion fremdvergeben; auch Montage, Logistik sowie Forschung und Entwicklung sind häufig betroffen. Die meisten Arbeitgeber verweigern freiwillige Regeln zum Einsatz von Werkverträgen. 69 Prozent der Unternehmen setzen Werkverträge ein. Gleichzeitig ist es den Betriebsräten in nur fünf Prozent der Unternehmen gelungen, das Thema in einer freiwilligen Betriebsvereinbarung zu regeln.

Aufruf der IG Metall-Betriebsräte an die Politik

Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Automobilherstellern, Zulieferern und aus anderen Schlüsselbranchen fordern in einem gemeinsamen Aufruf die Bundesregierung auf, die im Koalitionsvertrag angekündigten Gesetze gegen den Missbrauch von Werkverträgen konsequent umzusetzen. Von den Arbeitgebern fordern die Betriebsräte Mitbestimmung bei der Fremdvergabe und die Einhaltung von Mindestkriterien bei Arbeitsbedingungen in Werkvertragsunternehmen.

Von: ka

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