Zweiter Warnstreik bei ATOS:

„Wir stellen uns auf eine lange Auseinandersetzung ein und wir sind bereit dazu“

09.06.2016 | Bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage haben sich die 12.000 ATOS-Beschäftigten in Deutschland mit Warnstreiks und Kundgebungen gegen die vertraglich vereinbarte, aber vom Unternehmen trotzdem verweigerte Tariferhöhung gewehrt. In Berlin waren 80 ATOS-Beschäftigte auf der Straße.

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Video von Ramon Zorn

Bei bestem Berliner Sommerwetter zogen die Kolleginnen und Kollegen lautstark mit Trommeln und Tröten durch Adlershof. Sie verteilten Flyer  und sangen ihren eigenem Warnstreik-Song: Bruder Jakob, mit eigenem Text. „Die Geschäftsführung suggeriert, wir seien zu teuer. Aber seit die ehemaligen Siemens-Mitarbeiter bei Atos sind, hat sich der Aktienwert von Atos nahezu verdreifacht“, berichtete Vertrauensmann Ulrich Grigorjew am Rande der Demo. Sein Kollege, Vertrauensmann Andreas Kremer, sagte  zu den Warnstreikenden: „Das Management führt T-Systems als Grund an, warum unsere Entgelte nicht steigen dürften. Aber dort gibt es jetzt eine ganz ähnliche Auseinandersetzung, auch dort geht es um den Tariferhalt. Wir lassen uns nicht gegeneinander ausspielen und wir wollen auch keine Lohnspirale nach unten.“

Der IT-Dienstleister ATOS ist über den Rahmentarifvertrag IT-Dienstleistungen an die Entgelterhöhungen der Metall- und Elektroindustrie gebunden. 2015 hatte das Unternehmen mit Muttersitz in Frankreich wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten um ein Aufschieben der Entgelterhöhung von 3,4 Prozent auf Mai 2016 ersucht. De IG Metall gab dem statt. Damals vereinbarten IG Metall und Atos-Geschäftsführung wegen der damit fälligen doppelten Tariferhöhung in  2016 – die aufgeschobene aus dem Vorjahr plus die diesjährige – über die endgültige Erhöhung nach Abschluss der diesjährigen Tarifrunde in Verhandlungen zu treten. Rein rechnerisch würde sich folgende Erhöhung ergeben: 3,4 Prozent von 2015 plus die 2016 vereinbarten 2,8 Prozent sowie die für 2016 vereinbarte Einmalzahlung von 150 Euro.

Die Unternehmensspitze hat in den Verhandlungen bisher allerdings nur insgesamt 1,5 Prozent angeboten. Zusätzlich vermeldete das Unternehmen, die Personalkosten sollten in diesem Jahr nicht steigen – und es wolle in  Zukunft gar ganz auf kollektive Lohnerhöhungen verzichten. „Es kann doch nicht angehen, dass Atos künftig überhaupt keine Tariferhöhung mehr an alle zahlen will. Wir alle machen eine super Arbeit und wir erwarten, dass das Unternehmen sich an den Tarifvertrag hält“, kommentierte  die  Betriebsratsvorsitzende Atos-AIT 1Viola Stanienda die Ankündigung. „Eine Tariferhöhung ist die Beteiligung am von den Beschäftigten erarbeiteten Unternehmensgewinn“, ergänzte Susanne Steinborn, die zuständige Gewerkschaftssekretärin bei der IG Metall. „Lassen wir uns nicht einreden, dass es ein Bonus für besondere individuelle Leistung wäre. Sie steht euch zu, weil nur die Beschäftigten den Unternehmensgewinn erarbeiten, sonst niemand.“

Diesen Anteil wollen auch die Berliner ATOS-Beschäftigten für sich erstreiten. „Wir stellen uns auf eine lange Auseinandersetzung ein und wir sind bereit dazu“, sagte der stellvertretende Vertrauenskörperleiter Uwe Große. Er erntete dafür große Zustimmung von seinen warnstreikenden ATOS-Kolleginnen und -Kollegen.

Von: su

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