Knorr-Bremse: Ausgebremst

Landgericht Berlin bewertet Antrag als irreführend und geschwätzig

22.03.2017 | Ausbeuten, rauswerfen, unter Druck setzen. Nach diesem Credo agiert die Knorr-Bremse AG des Eigentümers H.H. Thiele. Noch ein Stilmittel: Gegen unliebsame Medien geht der Konzern gerichtlich vor. Die von der IG Metall Berlin abgeforderte Gegendarstellung wies das Berliner Landgericht nun zurück – mit einer bemerkenswerten Begründung.

IG Metall-Protestkundgebung am 17.3.2017 anlässlich eines Autokorsos von KB PowerTech zu Hasse & Wrede. (Christian von Polentz/transitfoto.de

In einem Online-Artikel hatte die IG Metall-Berlin unter dem Titel „Ausbeuten, verlagern, rauswerfen“ über die Pläne des Knorr-Bremse Konzerns berichtet. Diese sehen vor, im Berliner Traditionsunternehmen Hasse & Wrede die Produktion plattzumachen und 118 Kolleginnen und Kollegen sowie 25 Leihbeschäftigte auf die Straße zu setzen. Lediglich der Vertrieb mit 25 Mitarbeitern soll in Marzahn bleiben. Die Beschäftigten bei Hasse & Wrede hatten viele Jahre erst 40 Stunden und dann sogar 42 Stunden ohne Lohnausgleich gearbeitet. „Immer hatte die Unternehmensführung gesagt, wir würden sonst Pleite gehen“, sagt Betriebsrat Uwe Poeggel.

Das gleiche Argument hören auch die Beschäftigten von KB PowerTech. Die sollen nun aus Tegel in die dann frei gewordenen Räume bei Hasse & Wrede ziehen. Dort sollen sie 42 Stunden pro Woche ohne auch nur einen Cent mehr Entgelt arbeiten. Bislang arbeiten sie 38 Stunden, drei mehr als im Tarifvertrag festgeschrieben, um die Sanierung des Unternehmens zu unterstützen. Doch der Tarifvertrag sieht vor, dass sie ab Juni 2017 wieder zur 35-Stundenwoche zurückkehren. Ein ganzer Arbeitstag pro Woche für lau: Das ist, was die KB-Spitze will, was beim Thema Arbeitszeit das Geschäftsprinzip von Knorr-Bremse ausmacht.

Der Artikel der IG Metall Berlin hat dem Knorr-Bremse-Management jedenfalls nicht behagt. Die Knorr-Bremse AG hatte deshalb die renommierte Hamburger Kanzlei Prinz, Neidhardt, Engelschall engagiert. Der IG Metall wurden verschiedene Gegendarstellungen zugestellt. Außerdem wollte die Kanzlei vor dem Landgericht Berlin gerichtlich durchsetzen, dass die IG Metall Berlin diese Gegendarstellungen verbreiten müsse. All diese Ansinnen von Knorr-Bremse hat das Landgericht nun abgelehnt, weil der Antrag einerseits „irreführend und andererseits `geschwätzig´ ist“. Die IG Metall wurde von der Kanzlei Eisenberg / König / Schork vertreten.

Was der Knorr-Bremse Geschäftsführung ebenfalls nicht schmecken dürfte: Der Widerstand gegen die Schließungs- und Umsiedlungspläne wachsen. Inzwischen haben sich der Berliner MAN Diesel & Turbo SE und der Gesamt- und Konzernbetriebsrat der Siemens AG mit den Kolleginnen und Kollegen von Hasse & Wrede sowie KB PowerTech solidarisch erklärt. Der <link https: www.dialog.igmetall.de artikel datum titel solidaritaet-gegen-unternehmenswillkuer external-link-new-window external link in new>Siemens-Dialog informiert darüber hinaus alle Siemens-Beschäftigten in einem Artikel Solidarität gegen Unternehmenswillkür über die Knorr-Bremse-Praktiken.




Von: ab

Unsere Social Media Kanäle