ATOS im Warnstreik

38 Prozent für Aktionäre - 1,5 Prozent für Arbeitnehmer

02.06.2016 | Bundesweit waren die 12.000 Beschäftigten an den 50 verschiedenen Standorten des IT-Dienstleisters Atos am Donnerstag zu Aktionen aufgerufen. In Berlin Adlershof beteiligten sich gut 90 Beschäftigte an Warnstreik und Kundgebung vor dem Atos-Betriebsgebäude.

Warnstreikkundgebung bei Atos in Adlershof. Foto: Gabi Senft/transitfoto.de

Die Stimmung während der Kundgebung vor dem Atos-Gebäude war von der Entschlossenheit der Belegschaft geprägt, das Verhalten des Arbeitgebers nicht kampflos hinnehmen zu wollen. Der hat in der Auseinandersetzung um die aktuelle Tariferhöhung 2016 von 2,8 Prozent und die Nachzahlung der verschobenen Tariferhöhung von 3,4 Prozent für 2015 gerademal 1,5 Prozent für zwei Jahre angeboten – für die meisten Beschäftigten eine Provokation.
Die Geschäftsführung erklärte nun in einer Telefonkonferenz gegenüber den Beschäftigten, man wolle zukünftig von kollektiven Gehaltssteigerungen abrücken. Entgeltsteigerungen sollten überwiegend einen Leistungsbezug haben. „Diese Aussage beinhaltet den Vorwurf an die Mitarbeiter, sie würden derzeit keine Leistung erbringen“ sagte der stellvertretende Vertrauenskörperleiter von Atos-AIS, Uwe Große, auf der Warnstreikkundgebung. „Dabei hängt die Leistung der Beschäftigten entscheidend davon ab, welche Bedingungen ihnen das Unternehmen zur Verfügung stellt. Über die zugewiesene Arbeit und die Gesamtheit der Arbeitsumgebung entscheidet schließlich der Arbeitgeber und nicht der Beschäftigte.“
Uwe Große äußerte sein Unverständnis zur Absicht der Geschäftsleitung, sich der Anbindung an die Entgelterhöhungen der Metall- und Elektroindustrie entledigen zu wollen: „Das Unternehmen legt offensichtlich wenig Wert auf Ruhe im Unternehmen und sucht zukünftig jedes Jahr die Tarifauseinandersetzung.“ Er betonte, dass mit einem schnellen Nachgeben des Unternehmens nicht zu rechnen sei und die Kollegen sich deshalb auf eine länger anhaltende Auseinandersetzung einstellen müssten. „Daher ist es sehr ermutigend, dass heute so viele von euch hier auf der Straße sind, das Haus ist fast leer“, sagte Uwe Große. „Überzeugt auch die anderen Kollegen, damit wir das nächste Mal noch mehr werden.“
Das französische Unternehmen ATOS ist in Deutschland über den Tarifvertrag IT-Dienstleistungen an die Entgelterhöhungen der Metall- und Elektroindustrie gebunden. Im vergangenen Jahr war die Erhöhung mit Zustimmung der IG Metall aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten auf Mai dieses Jahres verschoben worden. Gleichzeitig wurde vereinbart, über die Höhe der in diesem Jahr fälligen Tariferhöhung zu verhandeln, da eine Addition der Tariferhöhungen von 2015 und 2016 Atos überfordern könne.
Die IG Metall-Tarifkommission hatte im November beschlossen, die 3,4 Prozent von 2015 für alle Beschäftigten zu fordern und die Erhöhung von 2016 als Bonuszahlung für die Mitglieder. Die Atos-Geschäftsführung verweist demgegenüber darauf, dass sie die Personalkosten nicht steigern wolle.
Die Dividende für Aktionäre wurde dieses Jahr hingegen um 38 Prozent erhöht. „Das Unternehmen behauptet nicht einmal, dass es wirtschaftliche Gründe für das schlechte Angebot gäbe. Sie sagen den Beschäftigten ganz offen, dass sie schlicht nicht mehr zahlen wollen“, sagt Susanne Steinborn, die zuständige Gewerkschaftssekretärin bei der IG Metall Berlin.
Da es für dieses Jahr keinen gültigen Entgelttarifvertrag gibt, kann die IG Metall jederzeit zu Warnstreiks aufrufen.

Von: su

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