Berlin braucht Dich! - Weitere Zusammenarbeit in der Metall- und Elektroindustrie

Betriebe machen Lust auf Ausbildung

29.05.2015 | Die Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen, Dilek Kolat, und die Geschäftsführer der Metall- und Elektrobetriebe in Berlin sind sich einig: Integrationspolitische Ziele und Fachkräftesicherung lassen sich sinnvoll miteinander verbinden. Aber man muss gemeinsam daran arbeiten. Das zeigen die Ergebnisse der Pilotphase von Berlin braucht dich! in der Metall- und Elektroindustrie.

Um diese auszuwerten und über die Weiterführung zu beraten, lud die Senatorin die Geschäftsleitungen der Pilotbetriebe und die Vertreterinnen und Vertreter der Sozialpartner VME und IG Metall zu einem Fachgespräch ins Berliner Rathaus.

Worum ging es in den letzten beiden Jahren? Zehn Betriebe der Metall- und Elektroindustrie übertrugen den im Öffentlichen Dienst erfolgreich eingeführten Ansatz von Berlin braucht dich! auf ihre Branche. Gefördert wurde dieses Projekt von der Integrationssenatorin, begleitet von den Sozialpartnern und professionell unterstützt von BQN Berlin. Jugendliche mit Migrationshintergrund, die bisher eine realistische Ausbildungsperspektive in der Metall- und Elektroindustrie kaum ins Auge gefasst hatten, erhalten die Chance Betriebe und Berufe zu erkunden - und zwar ab der Klassenstufe 7.

Ein solches System der Qualifizierten Vierstufigkeit wurde in der Metall- und Elektroindustrie in enger Zusammenarbeit mit neun Integrierten Sekundarschulen in Angriff genommen. Wenn es vollständig entwickelt ist, bauen die Betriebsbegegnungen aufeinander auf und ermöglichen den Jugendlichen eine fundierte Berufswahlentscheidung. In diesen ersten zwei Jahren konnten bereits ca. 1400 Schüler/innen (35 % davon Mädchen) Erfahrungen in Metall- und Elektroberufen sammeln.

 Eine systematische und gute Berufsorientierung ist unverzichtbar, aber sie ist kein Selbstzweck. Darüber waren sich die Gesprächspartner einig: Es gehe darum zu erreichen, dass junge Leute, die über die Berufsorientierung interessiert und motiviert sind, auch wirklich in der Ausbildung ankommen.

Senatorin Kolat dankte den Betrieben dafür, dass sie sich aktiv für mehr Vielfalt in Ausbildung und Facharbeit einsetzen und daran arbeiten, einen hochwertigen Ausbildungssektor stärker für Jugendliche mit Migrationshintergrund zu öffnen. Nach diesem guten und vielversprechenden Start wünsche sie sich, dass noch mehr junge Leute von der Gelegenheit einer attraktiven Betriebsbegegnung profitierten. Vor allem aber auch, dass viele von ihnen tatsächlich in der Ausbildung ankommen. Für die Qualifizierte Vierstufigkeit sehe sie für ganz Berlin gute Umsetzungschancen, weil diese nun im neuen Berliner Landeskonzept für Berufs- und Studienorientierung verankert sei – vor dem Hintergrund der Erfahrungen, die in Berlin braucht dich! gesammelt wurden.

Der Geschäftsführer des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie (VME), Alexander Schirp, zeigte sich zufrieden mit den Ergebnissen der Pilotphase. Die Bereitschaft der beteiligten Betriebe sei groß, auch künftig mitzuwirken. Neue Betriebe hätten Interesse an einer Mitarbeit signalisiert. Denn: „Der Ansatz von Berlin braucht dich! öffnet neue Wege für unsere Branche, systematisch Fachkräfte zu gewinnen. Wir müssen diese Zielgruppen erschließen und die Ausbildung so gestalten, dass die jungen Menschen bei uns bleiben. Dafür bietet die Qualifizierte Vierstufigkeit und die enge Kooperation in einem Netzwerk aus Schulen und Betrieben eine sehr gute Grundlage.“

Klar sei aber auch, dass es für viele mittelständische Betriebe, die das Gesicht der Berliner Metall- und Elektroindustrie stark bestimmten, nicht einfach sei, die Vierstufigkeit alleine zu meistern und gut mit der neuen Vielfalt in der Ausbildung umzugehen. Gute Erfahrungen seien gemacht worden mit der Begleitung durch die Sozialpartner und mit der Unterstützung durch BQN. Deswegen hoffe er, dass die Senatorin diesen Ansatz weiter fördere. Dann könne auf dieser Grundlage der Ansatz auch innerhalb der Branche ausgeweitet und die Öffnung der Ausbildung noch zielstrebiger als bisher betrieben werden.

Für Regina Katerndahl, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Berlin, ist Berlin braucht dich! in der Metall- und Elektroindustrie die ideale Kombination aus sozialer Verantwortung und innovativer Rekrutierung. Sie sieht darin einen vielversprechenden Lösungsweg für die Branche, besonders mit Blick auf Klein- und Mittelständische Unternehmen. Diese hätten schon jetzt Probleme, ihre Lehrstellen zu besetzen. Deshalb fordert sie alle Beteiligten auf, bei der Ausweitung an einem Strang zu ziehen:

„Wir brauchen mindestens so viele Praktikumsangebote wie Ausbildungsplätze bei den beteiligten Betrieben. Wenn die Jugendlichen sich nicht erproben können, läuft die Berufsorientierung häufig schief. Aus unserer Sicht sollten die Betriebe deshalb auch ihre Praxis der Einstellungstests überdenken. Verschiedene Studien haben belegt, dass es schwierig ist, diese Tests diskriminierungsfrei zu gestalten. Wir halten Praktika für den besseren Prüfstein um herauszufinden, ob die Voraussetzungen für die Ausbildung gegeben sind.“

Von: rw

Unsere Social Media Kanäle