25.09.2023 | 150 haupt- und ehrenamtlichen Gewerkschaftsmitglieder diskutieren mit Expert*innenüber die Zukunftsfähigkeit von Tarifverträgen. Gewerkschafter*innen fordern Brückenstrompreis.
Heute findet von 8:30 Uhr bis 16 Uhr im IG Metall-Haus (Alte Jakobstraße 149) die jährliche Betriebsrätefachtagung statt. Über 150 Betriebsrät*innen, Vertrauensleute, hauptamtliche Gewerkschafter*innen und Experten, kommen zusammen, um zu diskutieren und Strategien zu entwickeln. Im Vorfeld der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie 2024 steht die Zukunftsfähigkeit von Tarifverträgen als kollektivrechtlicher Absicherung von Arbeitsbedingungen im Fokus.
„Tarifverträge müssen immer wieder ausgehandelt werden – ob Entgelt, Arbeitszeit oder auch Arbeitsplätze in Berlin. Mit Kolleginnen und Kollegen diskutieren wir, was in Zukunft in kollektiven Tarifverträgen geregelt werden muss. Unser Ziel: Mit unseren Mitgliedern gestalten wir die Arbeitswelt“, sagt Regina Katerndahl, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Berlin.
Dem vielschichtigen Thema Tarifvertrag nähert sich die Veranstaltung in mehreren Vorträgen und fünf parallel stattfindenden Fachforen. Neben einleitenden Inputs der beiden Bevollmächtigten Jan Otto und Regina Katerndahl, referiert Stephan Vetter, Tarifkoordinator der IG Metall beim Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen, Grundsätzliches zum Streitthema Festgeldforderung und prozentuale Entgeltenterhöhung.
Herzstück der Tagung sind die Foren. Über mögliche Weiterentwicklung von Tarifverträgen sprechen Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin und Stephan Vetter. Zwei weitere Foren widmen sich aktuellen Tarifabschlüssen bei ASML und Procter & Gamble, jeweils unter Beteiligung von Betriebsräten und Gewerkschaftssekretär_innen.
Ein Forum wendet sich dem Problem mangelnder Ausbildungsplätze, bei gleichzeitig konstatiertem Fachkräftemangel zu. Außerdem gibt es ein Forum zur Gemeinwohl-Ökonomie, welches den Blick über den Tellerrand wagt. Dort wird Neno Rieger von Gemeinwohl-Ökonomie Berlin-Brandenburg mit der IG Metall über Nachhaltigkeit, Arbeit und Lebensweise diskutieren.
Eine Podiumsdiskussion unter dem Titel „Tarifverträge im internationalen Vergleich“ rundet die Veranstaltung ab. Um 15 Uhr diskutieren Dr. Thorsten Schulten (Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut der Hans-Böckler-Stiftung, WSI), Neno Rieger (Netzwerk Gemeinwohl-Ökonomie Unternehmen Berlin-Brandenburg e.V.) und Jan Otto (IG Metall Berlin) mit globaler Perspektive auf Arbeit, Produktion und industrielle Beziehungen. Regina Katerndahl moderiert das Gespräch.
Zum Beginn der Veranstaltung forderten die Gewerkschafter*innen vor Ort die Einführung eines Brückenstrompreises, um Standortschließungen zu vermeiden und die ökologisch notwendige Transformation zu erleichtern.
„Berlin ist boomender Wirtschaftsstandort, aber noch nicht Hauptstadt guter Arbeit“, sagt Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin. „Wir wollen die Tarifpolitik in Berlin vorantreiben und bereiten die kommende Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie 2024 vor. Das geht am besten, wenn wir mit den Betriebsrät*innen und Vertrauensleuten in ständigem Austausch sind. Als IG Metall haben wir den Anspruch zu gestalten – und zwar die Arbeitsbedingungen in den Betrieben und die Industriepolitik. Dazu gehört auch unsere Forderung nach einem Brückenstrompreis, der freilich kein fossiler Freifahrtschein ist, sondern an nachhaltige Investitionen und betriebliche Mitbestimmung gebunden sein muss“, so Otto weiter.