Pilotabschluss in NRW

IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen strebt Übernahme an

21.03.2020 | Die IG Metall hat aufgrund der Corona-Pandemie die laufende Tarifrunde unterbrochen. Stattdessen hat sie mit den Arbeitgebern in NRW einen Tarifvertrag ausgehandelt, der wichtige Rahmenbedingungen in der Coronakrise setzt. Die IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen begrüßt diesen Abschluss und strebt in den anstehenden Verhandlungen mit den Arbeitgeberverbänden eine Übernahme der Vereinbarung an.

„Wir haben einen Tarifvertrag geschlossen, mit dem Beschäftigung und Einkommen geschützt werden und Eltern sich um ihre Kinder kümmern können, wenn Kitas und Schulen geschlossen sind. Dieser Abschluss ist ein Beitrag zur Abfederung der Coronakrise und stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt“, betont Jörg Hofmann.

Der Tarifabschluss dient vor allem der Bewältigung der Coronakrise. „Das ist ein vernünftiger und schneller Abschluss und wir erwarten, dass sich die Arbeitgeberverbände dieser Regelung anschließen, weil er uns erlaubt, unsere gemeinsamen Kräfte auf die akuten Herausforderungen zu richten“, sagt Birgit Dietze, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Berlin.

Klar ist, dass nach der Krise der Dreiklang Entgelt, Zukunft, Angleichung erneut auf der Tagesordnung stehen wird, betont Stefan Schaumburg, Bezirksleiter der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen:  „Die ursprünglichen Themen dieser Tarifrunde – darunter die Angleichung der Arbeitszeit – werden aufgrund der dramatischen Entwicklungen vertagt. Wenn wir diese Krise gemeistert haben, werden wir die Themen aber wieder aufgreifen.“ Entsprechend kurz ist die vereinbarte Laufzeit. Der Abschluss kann zum 31.12.2020 gekündigt werden.

Schnelle und pragmatische Lösungen

Der in NRW gefundene Tarifabschluss regelt wichtige Eckpunkte in Zeiten von Kurzarbeit, Home Office und Quarantäne:

  • Regelungen zur Kurzarbeit, die vorübergehend die Nettoentgelte der Beschäftigten auf dem Niveau von etwa 80 Prozent absichern können. Dies geschieht durch eine Verteilung der Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld auf die Monatsentgelte und die Verteilung eines betrieblichen Finanzierungsvolumens, das sich aus 350 Euro je Vollzeitbeschäftigtem zusammensetzt, die der Arbeitgeber leistet.
  • Bei Schließungen von Kitas und Schulen können Eltern mit Kindern bis zu zwölf Jahren acht freie Tage für die Kinderbetreuung nehmen anstatt des tariflichen Zusatzgeldes (T-Zug). Das war bislang nur Eltern mit Kindern bis zum Alter von 8 Jahren vorbehalten. Die Vereinbarung vergrößert also den Kreis der Nutznießerinnen und Nutznießer in einer für Familien ebenfalls schweren Zeit.
  • Zusätzlich erhalten Beschäftigte im Jahr 2020 für die Betreuung von Kindern – soweit zwingend erforderlich - mindestens fünf freie Tagen ohne Anrechnung auf den Urlaub, das Entgelt wird weitergezahlt.

Die IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen begrüßt den im Bezirk Nordrhein-Westfalen gefundenen Tarifkompromiss in der Metall- und Elektroindustrie. „Wir müssen in diesen schwierigen Zeiten Beschäftigung sichern und dafür sorgen, dass die Beschäftigten wegen Kurzarbeit und aufgrund von Schul- und Kitaschließungen nicht alleine die Kosten der Corona-Krise tragen müssen“, sagt Stefan Schaumburg. „Unser Dank geht an die Kolleginnen und Kollegen in Nordrhein-Westfalen für diesen Pilot-Abschluss.“

Die IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen wird in der kommenden Woche mit ihren Gremien beraten, wie der in Nordrhein-Westfalen gefundene Abschluss für die rund 290.000 Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie in Berlin, Brandenburg und Sachsen übernommen werden kann.

 

Von: Michael Netzhammer

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