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Nedschroef – Beschäftigte und IG Metall erkämpfen fairen Sozialplan

10.03.2020 | Ihr Werk macht dicht – weil sich jedoch faktisch alle Beschäftigten in der IG Metall organisiert haben, konnten Betriebsrat und IG Metall genügend Druck aufbauen und einen deutlich besseren Sozialplan aushandeln als die Arbeitgeber zuerst boten – Transfergesellschaft und ein ordentliches Abfindungsbudget inklusive.

Solidarität und gemeinsamer Widerstand zahlen sich für die Beschäftigten von Nedschroef aus.

Viele der 70 Beschäftigten arbeiten seit Jahrzehnten für das niederländische Unternehmen Nedschroef. Damit wird ab dem 1. Oktober 2020 Schluss sein, die Geschäftsleitung hat die Schließung des Berliner Standortes beschlossen, weil das Geschäft mit den Stift- und Kopfschrauben und anderen Komponenten für den Fahrzeugbau eingebrochen sei. Doch die Geschäftsleitung wollte sich auch aus ihrer Verantwortung für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehlen. Das haben Beschäftigte, Betriebsrat und IG Metall verhindert.

„Die gemeinsame Strategie hat gezeigt, dass wir zusammen sehr viel erreichen und die Kolleginnen und Kollegen nun deutlich zuversichtlicher in ihre Zukunft blicken können“, sagt Andreas Buchwald von der IG Metall Berlin. In den Gesprächen für einen Sozialplan hat der Arbeitgeber gerade mal zwei Millionen Euro geboten. Ein Witz, wenn man bedenkt, dass viele hier in Sonderschichten für das Unternehmen in Hitze und Lärm viele Jahre geschuftet haben und so dem Unternehmen über Jahrzehnte hohe Gewinne bescherten.

Fast drei Mal mehr Geld für die Beschäftigten
Viele Beschäftigten traten deshalb in die IG Metall ein, Betriebsrat und IG Metall organisierten ihren lautstarken Protest und informierten die Öffentlichkeit. Das Ergebnis: „Statt der ursprünglichen zwei Millionen umfasst das Gesamtergebnis nun jetzt 5,7 Millionen Euro“, sagt die Betriebsratsvorsitzende Susanne Brode.

Im Durchschnitt erhält jede und jeder Beschäftigte 1,15 Gehälter pro Jahr Betriebszugehörigkeit – die älteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr, die jungen etwas weniger. Dank einer noch zu gründenden Transfergesellschaft können viele Älteren die Zeit bis zur Rente überbrücken, Jüngere wiederum haben mehr Zeit, sich neu zu orientieren. Die Laufzeit der Transfergesellschaft beträgt zwölf Monate. Schließlich hat das Verhandlungsteam aus Betriebsrat sowie Anwalt und Wirtschaftsberater aus dem IG Metall-Netzwerk erreicht, dass der Standort einen Monat später als geplant schließt.

Dass sich die Geschäftsleitung auf Mehrzahlungen von 3,7 Millionen Euro eingelassen hat, ist dem konzertierten Handeln von Beschäftigten, Betriebsrat und IG Metall geschuldet. Die Auseinandersetzung bei Nedschroef ist auch für andere Konflikte interessant. Je stärker sich Beschäftigte organisieren, desto glaubhafter können Betriebsräte zusammen mit der IG Metall gegen den Abbau von Arbeitsplätzen beziehungsweise für gute Abfindungen und Sozialpläne kämpfen, wenn die Arbeitsplätze nicht gehalten werden können.

 

Von: Michael Netzhammer

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