Digitalwirtschaft

„Normalize to be organized“. 150 Techworker_innen bei Gewerkschaftskonferenz

25.10.2023 | Am 13. und 14. Oktober fand die zweite Tech Workers Conference in Berlin statt. IG Metall, Verdi und die Tech Workers Coalition Berlin trafen sich mit Betriebsrät_innen und Beschäftigten der Berliner Digitalwirtschaft, um die gewerkschaftliche Organisierung des Sektors voranzutreiben.

Begrüßung durch IGM, Verdi und TWC-B (Foto: CM)

Greatest Hits, eine Auswahl der besprochenen Erfolge (Foto: CM)

Auch Frustrationen und Rückschläge gehören zur BR-Arbeit (Foto: CM)

Versammelte Betriebsrät_innen und Orga-Team am Freitag (Foto: CM)

Das Treffen von IG Metall, Verdi und der Tech Workers Coalition Berlin fand dieses Jahr zum zweiten Mal statt. Rund 150 Techworker_innen kamen in der Verdi-Zentrale zusammen, um sich zu informieren, auszutauschen und zu vernetzen. Die Beschäftigtenstruktur in diesem Bereich ist sehr international geprägt, weshalb die gesamte Veranstaltung in englischer Sprache stattfand.
Nachdem die Konferenz im letzten Jahr bereits ein Erfolg war, hatte man sich entschieden, dieses Jahr zwei Tage zusammenzukommen.

Ganz verschiedene Leute fanden sich von der Veranstaltung angesprochen und das Publikum war international, divers und überwiegend jung. Alle waren sich aber einig, dass die Beschäftigten in der Berliner Digitalwirtschaft starke Interessenvertretungen brauchen, wenn sie gute Arbeitsbedingungen wollen. Und es wurde schnell klar, dass sie die wollen.

Der Freitag richtete sich an Betriebsrät_innen von Berliner Tech- und Digitalunternehmen. Aus etablierten Firmen und jungen Start-ups kamen zahlreiche betriebliche Interessensvertreter_innen, um sich in Workshops und Diskussionen fortzubilden. Immer wiederkehrende Themen waren auch die ungleichen Entgelte von Männern und Frauen (Gender Pay Gap) und mobiles Arbeiten.

Die Konferenz war methodisch abwechslungsreich und stieg am Freitag über zufällig zusammengesetzte Tische ein. Die dort versammelten sollten ihre größten Erfolge und Frustrationen, welche sie als Betriebsrät_innen erlebt haben, sammeln.

Bei der anschließenden Vorstellung, gab es für jeden Erfolg kollektiven Applaus von den anderen Arbeitsgruppen. Die ganze Veranstaltung war geprägt von wechselseitigem Interesse und Solidarität.

Über beide Tage fanden zahlreiche Workshops und Diskussionen, meist in parallelen Sessions statt. In einigen Veranstaltungen diskutierten die Teilnehmer_innen rechtliche Aspekte der Betriebsratsarbeit. Die Themen Union Busting, Datenschutz sowie die Rolle von Betriebsräten bei Entlassungen und Umstrukturierungen wurden in Workshops mit fachkundigen dka-Anwälten erörtert. Ein Workshop mit IG Metall-Gewerkschaftssekretär Thomas Weber zu mobilem Arbeiten und diesbezüglichen Betriebsvereinbarungen fand mit Betriebsrät_innen von CARIAD und SoundCloud statt.

Der Samstag war offener konzipiert und das Programm inhaltlich breiter gefasst. So gab es neben einer Diskussion zu Klimawandel und Techindustrie ein Podium zu den Erfolgsgeschichten der Berliner Krankenhausbewegung und dem Tarifabschluss bei ASML.
Bei dem High Tech-Unternehmen gelang es der IG Metall dieses Jahr einen sehr guten Haustarifvertrag für die knapp 2000 Beschäftigten auszuhandeln, der Vorbildcharakter für den Sektor hat.  Sowohl die ver.di organisierte Krankenschwester, als auch das Tarifkommissionsmitglied der IG Metall, das bei ASML mitverhandelte, betonten wie wichtig der Organizingprozess für den Erfolg ist. Die Krankenhausbewegung habe darauf abgezielt, statt individueller Antworten auf Arbeitsstress eine kollektive Antwort zu formulieren. Diese Antwort sei gewerkschaftliche Organisierung. Die Vertreterin von Verdi bezog sich dabei explizit auf das Konzept des Structural organizing und Jane McAlevey.

Der Vertreter der IG Metall schilderte, wie er und seine Kolleg_innen bei ASML zunächst auf Widerstände gegen Gewerkschaften stießen, schließlich aber die Betriebskultur erfolgreich drehen konnten („normalize to be organized“).

 „Mit ASML und CARIAD haben bei der Konferenz zwei sehr erfolgreiche Betriebsräte ihre Arbeit vorgestellt und gezeigt, dass mit der IG Metall auch in der Digitalwirtschaft hervorragende Tarifabschlüsse möglich sind“, sagt Thomas Weber.

„Die Digitalwirtschaft ist ein riesiger und wachsender Sektor, mit dem sich Berlin gerne schmückt. Bei den Arbeitsbedingungen ist aber noch sehr viel Luft nach oben. Um das zu ändern, gehen wir neue Wege als IG Metall. Dabei machen wir nicht nur Veranstaltungen, wie diese. Auch Schulungen für Betriebsräte und unsere Arbeit in den Betrieben finden gegebenenfalls auf Englisch statt. Das international und divers zusammengesetzte Publikum der Konferenz hat gezeigt, dass dieser Weg richtig ist“, sagt Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der Berliner IG Metall.

Von: cm

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