Rauswurf statt Neuaufbau:

Otis-Management lässt Beschäftigte nach Brand im Stich: Soll der Berliner Standort auf Raten sterben?

09.09.2020 | Sie sind Weltmarktführer in der hochprofitablen Aufzugsbranche und wollen einen Brand auf dem Werksgelände nutzen, um Dutzende Beschäftigte entlassen zu wollen. So geht’s nicht, Otis-Management!

Schäbige Entscheidung: Die Produktion brennt ab - und die Beschäftigten sollen Arbeit und Einkommen verlieren?

Im Mai breitete sich ein Feuer vom Nachbargelände auf die Otis-Produktion der Leiterkarten aus. Nun, vier Monate später, hat der Aufsichtsrat verkündet, den Großteil dieser Produktion am Standort schließen und außerhalb Deutschlands neu aufbauen zu wollen. Eventuell werde eine der drei Produktionslinien wieder aufgebaut. Gut 70 Kolleginnen und Kollegen sehen ihrer Entlassung entgegen.

„Das ist eine bodenlose Frechheit“, sagt Jan Otto, der frisch gewählte Erste Bevollmächtigte der IG Metall Berlin. „Einen Brand auf dem Werksgelände nutzen zu wollen, um hochprofitable  Industriearbeitsplätze in Berlin in der Hoffnung auf ein bisschen mehr Marge in Niedriglohnländer verschieben zu wollen, empfinde ich als schäbig. Otis ist hochprofitabel und sollte den Brand nutzen, um gemeinsam mit den betroffenen Kolleginnen und Kollegen am Standort Berlin in die Zukunft und in gute Arbeitsplätze zu investieren. Dafür werden wir als IG Metall Berlin streiten.“

Regelmäßige Renditen, tiefschwarze Zahlen

Etwa eine Million Leiterkarten gehen jährlich durch die Hände der Berliner Mannschaft, den Großteil produzieren sie selbst. Leiterkarten sind das Herz jedes Aufzugs. „Wir haben als Beschäftigte mit Unterstützung von externem Sachverstand der IG Metall eigene Ideen für einen Neuaufbau der Drei Linien-Produktion entwickelt und sie unserer deutschen Geschäftsführung detailliert erläutert“, sagt Dirk Wüstenberg, der Betriebsratsvorsitzende. „Wenn das Management jetzt wirklich die Leiterkartenproduktion schließen will, kann es sein, dass sie mittelfristig die Produktion der Aufzugssteuerungsfertigung schließen und den ganzen Standort rasieren wollen. Wir befürchten, dass die den Berliner Otis-Standort auf Raten sterben lassen wollen.“

Derzeit arbeiten 330 Beschäftigte am Berliner Otis-Standort. Kaum eine Branche schreibt so regelmäßig so tiefschwarze Zahlen wie die Aufzugsbranche – und Otis ist weltweit die Nummer 1 im Aufzugsgeschäft. Ob Finanzkrise oder Corona-Pandemie: Das Unternehmen mit seinen weltweit 66.000 Beschäftigten spült seinen Inhabern regelmäßig hübsche Renditen ins Portemonnaie.

 

Von: Jörn Breiholz

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