Tarifrunde - Zweite Warnstreikwoche- mit Bildergalerie und Video

Rund 2150 Kolleginnen und Kollegen am Freitag, 13. Februar um 10.00 Uhr in Spandau im Warnstreik

13.02.2015 | Mit einer zweiten gemeinsamen Warnstreikkundgebung der Spandauer Betriebe und einer Kundgebung vor Osram in der Nonnendammalle wurde heute der letzte Tag in der zweiten Warnstreikwoche eingeläutet. Als Hauptrednerin war Irene Schulz, geschäftsführendes Vorstandsmitglied, mit dabei.

Wenn Sie externe Inhalte von YouTube aktivieren, werden Daten automatisiert an diesen Anbieter übertragen.
Mehr Informationen

Fotos: Christian von Polentz/ transitfoto.de

<link internal-link internen link im aktuellen>Bildergalerie...

Kolleginnen und Kollegen aus folgenden Betrieben waren bei der Kundgebung: TACR, BSH Hausgeräte, Nokia, Redknee, Coriant, Siemens Meßgerätewerk, Siemens Dynamowerk, Siemens Power and Gas, Siemens Niederlassung, Siemens Schaltwerk, Siemens Mobility, Atos IS, Atos IT, BMW Werk und Osram.

„Eure hervorragende Beteiligung ist ein starkes Signal über Siemensstadt hinaus, es ist vor allem ein starkes Warnsignal an die Arbeitgeber“, sagte Irene Schulz, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall. „Und das brauchen wir, um den Druck zu erhöhen – deshalb setzen wir die Warnstreiks bundesweit fort – auch nach den Verhandlungen in Baden-Württemberg vor zwei Tagen.“ Und weiter: „Man könnte meinen, der Karneval ist den Arbeitgebern zu Kopf gestiegen: Verkleidet als Dornröschen, befinden sie sich immer noch im Verhandlungstiefschlaf, obwohl die Zeit läuft: Sie bleiben bei einem Angebot von 2,2 Prozent.“

Die Berliner IG Metall Jugend beteiligte sich an der Warnstreikkundgebung mit einer Aktion. Joshua Matheis und Philip Leser aus dem Siemens Schaltwerk trugen symbolisch die Bildung zu Grabe. Joshua sagte: „Die Arbeitgeber, die Herren dort oben, haben sie in den Tod gedrängt. Weil sie, die Bildung für zu teuer, unwichtig und irrelevant hielten. Sie hatte nie eine Chance, groß zu werden, nie die Möglichkeit, zu zeigen, was sie erreichen könnte. Und sie hat nie die Zeit gehabt, dem Arbeitgeber zu beweisen, von welch enormen Wert sie für ihn gewesen wäre. Es hat ihn nicht interessiert. Für ihn haben wir alles gelernt, was wir brauchen für unser Leben und unsere Arbeit.“ Als er im Talar zu einem Moment der Ruhe aufrief, rief Philip Leser laut: „Wir dürfen nicht aufgeben!“ Und beide stellten fest, dass der Sarg noch leer war. Gemeinsam skandierten dann alle „Wir wollen bessere Bildung sehn – Dafür müssen wir zusammenstehn.“

„Ärgert Ihr Euch auch so?“, fragte Wolfgang Walter, Betriebsratsvorsitzender im Siemens Meßgerätewerk, „Mein Ärger… dass sie, die Arbeitgeber es bis jetzt nicht geschafft haben, ein vernünftiges Angebot auf den Tisch zu legen, dass sie mauern bei der Bildungsteilzeit, dass sie uns bei der Altersteilzeit herunterhandeln wollen, dass sie glauben, uns klein zu kriegen. Da täuschen die sich aber! Wir geben jetzt nicht klein bei. Und die sollen unseren Ärger abkriegen.“An seine türkischen Kolleginnen und Kollegen gerichtet sagte er: „Biz  talèp ědiyoz. Bäsh virgül bäsh. Und: Biz gäne geletchäsz!“ Und für die griechischen Freunde: „Emiss  thělome pio pôla. Pente komma pente. Und Thá xána rthúme!“ „Und damit das alle verstehen: Wir wollen mehr - 5,5 Prozent müssen her. Und: Wir kommen wieder, wenn es sein muss auch öfter!"

„Schaut man auf die nackten Zahlen der Geschäftsberichte und Quartalsabschlüsse, sieht man zum Teil hervorragende Zahlen, satte Renditen und gute Gewinne", so Thomas Wetzel, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender Osram Berlin. "Die großen Betriebe und Konzerne schütten in den nächsten Wochen Hunderte von Millionen Euro an ihre Aktionäre aus. Aber die Kolleginnen und Kollegen die es erarbeitet haben, ihr, am Band, an den Maschinen und in den Büros, ihr sollt wieder mit kleinen Brötchen abgespeist werden. Auch wir wollen unser Stück vom großen Kuchen, unseren Anteil für Mehr in der Tasche. Unsere Forderung nach 5,5 % ist weder unmoralisch, noch überzogen sondern sie ist gerecht Kolleginnen und Kollegen."

„Die  Berufsausbildung bei BMW befindet sich auf einem hohen Niveau.Wer bei uns einen Ausbildungsplatz bekam, hatte bisher viele gute Möglichkeiten, sagte Markus Kapitzke, Vertrauenskörperleiter bei BMW Motorrad in Berlin. „Bis vor kurzem gab es die Möglichkeit, sich nach der Ausbildung an unserem Standort für ein BA Studium zu bewerben. Ein Studium mit starkem Praxisbezug, bei dem die Theorie an der Berufsakademie mit der praktischen Ausbildung in unserem Werk verknüpft wurde – eine attraktive Perspektive. Diese Möglichkeit zur Weiterbildung hat unser Personalleiter jetzt abgeschafft. Mitten in der Tarifrunde 2015, in der das Thema Bildungsteilzeit ganz oben auf der Fahne steht, wird ein guter Qualifizierungsbaustein abgeschafft. Seinen Vorstellungen nach sollen die jungen Facharbeiter nach der Ausbildung erst einen Bezug zu ihrer Fachabteilung aufbauen und später mit dem Vorgesetzten einen Entwicklungsplan erstellen. Dann könnten sie sich auf mögliche Unternehmensbedarfe qualifizieren. Die zahlreichen Nachfragen, mit denen wir inzwischen konfrontiert wurden, zeigen uns, dass die neue Strategie von unserem Personalleiter offensichtlich einige Lücken aufweist, dass es nicht ausreicht einfach nur zu streichen und damit Perspektiven einzuschränken. Zukünftig werden unsere gut ausgebildeten Azubis nach der Ausbildung dennoch studieren gehen, aber ohne Bindung an unser Unternehmen und dann auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Umso mehr fordern wir heute eine tarifliche Absicherung zur Bildungsteilzeit.“

Einige Auszüge aus der Rede von Irene Schulz:

„Ich sage, lieber Herr Dulger von Gesamtmetall, lieber Herr Moschko, mit diesem unzureichenden Angebot , mit dieser Haltung, tun Sie wirklich Ihr Bestes dafür, die Metaller und Metallerinnen, auf die Straße zu bringen! Vielen Dank für die Unterstützung bei der Mobilisierung! Und mobilisierend sind auch die gerade verkündeten Personalabbauzahlen bei Siemens. Die IG Metall sagt ganz klar: Prozessverbesserungen, Abbau von Overhead, da wo er sinnvoll ist – ja, aber nicht immer wieder auf Kosten der Beschäftigten! Diese Gleichung gehen wir nicht mit!“

„Mehr als 560.000, mehr als eine halbe Million Kolleginnen und Kollegen haben sich bis heute bundesweit an den Warnstreiks beteiligt! Wir für mehr – das ist unser Slogan – und das ist die richtige Forderung und die ist mit guten Argumenten hinterlegt!“

„Die Arbeitgeber bewegen sich, allerdings bewegen sie sich  im Zeitlupentempo vorwärts. Mit Trippelschritten glauben sie gut Wetter machen zu können. Wir sind hier nicht beim Ballett.

Und deshalb bleiben unsere Kernforderungen: Seit wann ist Bildung Teufelszeug? Wie lange kennen wir schon das Klagen über Fachkräftemangel? Wie sollen eigentlich gerade mal bisher 0,4 Promille Investition (von über einer Billion Umsatz)  in echte berufliche Weiterbildung die Zukunft unserer Industrie sichern?“

„Ihr kennt die Stichwörter aus euren Betrieben: Digitalisierung , Industrie 4.0. Die Unternehmen setzen auf riesige Produktivitätsfortschritte. Wir wollen, dass diese Entwicklung hier bei euch und in der gesamten ME-Industrie nicht  nur technologisch erfolgreich, sondern auch sozial und im Interesse der Kolleg/innen gestaltet wird. Weiterbildung ist keine Privatsache und schon gar kein Privatvergnügen, wie die Arbeitgeber unterstellen.“

„Die Miniangebote in allen Tarifgebieten machen deutlich: Ohne massive Gegenwehr von uns bei den Tarifverhandlungen wird keine akzeptable Lösung herauskommen.“

„Die Altersteilzeit bietet Perspektiven für Jung und Alt. Sie gibt Jungen die Chance in die Betriebe zu kommen und älteren Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit über Altersteilzeit aus dem Erwerbsleben auszuscheiden. Sie ist auch deshalb wichtig, weil das ganze Gerede, dass die Älteren alle gerne länger arbeiten wollen und dass es ausreichend alternsgerechte Arbeitsplätze gibt, weil dieses ganze Gerede eben nicht stimmt. Der richtige Weg ist umgekehrt: die Altersteilzeitregelung muss nicht nur her, sondern sie muss verbessert werden!“

„Etwa 53 Milliarden haben die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie an Gewinnen 2014 eingefahren, da sind schon alle Löhne gezahlt, Kosten ausgeglichen, Investitionen abgeschrieben. Unsere Lohnerhöhungen um 5,5 % würde dagegen 12 Milliarden kosten. Und da sage ich doch: Die Gewinne sind  besser, bei euch und euren Familien angelegt, es ist besser in den Löhnen angelegt, um Nachfrage zu erzeugen, anstatt es den Spekulanten an den Aktienmärkten und ihren Dividenden zu überlassen.“

„Und deshalb bleiben wir dabei: 5,5 % - habt ihr buchstäblich verdient – ihr leistet jeden Tag Qualitätsarbeit. Ihr entwicklet und baut hervorragende Lampen, Generatoren, Schaltanlagen, Messgeräte und Prämienprodukte, jeden Tag. 5,5 % sind finanzierbar, volkswirtschaftlich sinnvoll und gerecht!“

„Und ich sage ganz deutlich, um jede Illusion der Alternativen von vorne wegzuräumen: Wir wollen in allen drei Punkten ein ausreichendes Ergebnis! Und die Zeit läuft…

Ich fordere die Arbeitgeber auf, Vernunft anzunehmen, und ein substantielles, verhandlungsabschlussfähiges Angebot vorzulegen. Nehmen Sie endlich Tempo auf. Raus aus dem Slow Motion Gang, Legt euer Dornröschengewand ab, Zeitlupe war gestern. Wir haben die besseren Argumente und wir haben einen langen Atem.

Wir für Mehr Entgelt ! 5,5 % ist unsere Forderung!

Wir für Mehr faire Übergänge in die Rente - durch eine neue Altersteilzeit!

Wir für mehr Chancen auf berufliche Bildung – mit der Bildungsteilzeit!

Wir sind gut aufgestellt, wir sind verhandlungsbereit und – auch das will gesagt sein: unsere Geduld ist endlich.

So oder So: Gemeinsam schaffen wir ein gutes Ergebnis!“

Von: aw

Unsere Social Media Kanäle