Metallzeitung - Tarifrunde 2016

Tarifanbindung - Einer für alle!

31.01.2016 | Bisher verhandeln Arbeitgeber und IG Metall die Auszubildendenvergütungen in Berlin und Brandenburg immer separat von der allgemeinen Tarifrunde. Diese in Deutschland einzigartige und daher umso skurrilere Konstruktion wollen die Tarifkommissionen der IG Metall nun endlich abschaffen. Sie fordern das Gleiche für Alt und Jung. Eben: ein Tarif für alle! Constantin Borchelt, der Gewerkschaftssekretär für Berufsbildung der IG Metall Berlin, erklärt die Hintergründe.

Constantin Borchelt, Gewerkschaftssekretär für Berufsbildung bei der IG Metall Berlin - Foto: Stephen Petrat

Constantin, was ist die sogenannte Anbindung der Azubivergütungen?

Das ist auf den ersten Blick für Außenstehende vielleicht kompliziert, bedeutet aber im Kern, dass die Azubivergütungen automatisch um den immer gleichen, fest definierten Prozentsatz angehoben werden – so wie die anderen Entgeltstufen. Dazu müssen sie Bestandteil der Tarifverhandlungen sein. In den Tarifgebieten in Berlin und  Brandenburg sind sie das leider nicht. Parallel zu den Tarifverhandlungen werden die Vergütungen für die gut 4.500 Azubis extra verhandelt. Diesen unnötigen Zusatzaufwand leisten sich alle anderen Tarifgebiete in Deutschland nicht.

Welche Folgen hat das für die Berliner und Brandenburger Azubis?

Leider hat es dazu geführt, dass wir bei den Azubivergütungen bundesweit mit Sachsen-Anhalt zu den Schlusslichtern gehören. Unsere Berliner und die Brandenburger Auszubildenden haben im Durchschnitt auch etwa 25 Euro weniger im Monat als ihre Kolleginnen und Kollegen in Sachsen, mit denen wir ja einen gemeinsamen Tarifbezirk bilden. Dabei ist das Leben in Berlin teurer als in einem Flächenstaat wie Sachsen. Daher fordern wir, dass unsere Azubis in Berlin mindestens das Gleiche für ihre Arbeit bekommen wie ihre sächsischen Kolleginnen und Kollegen.

Das ist ja nun leider schon seit vielen, vielen Jahren so. Wie können wir als IG Metall das ändern?

Jugendvertreter können ja nicht selber verhandeln, das machen die gewählten Tarifkommissionen des Bezirks Berlin-Brandenburg-Sachsen für uns. Und die haben sich beim Auftakt der Tarifrunde 2016 vor wenigen Tagen sehr eindeutig dafür ausgesprochen, dieses ungerechte und überflüssige Relikt endlich abzuschaffen, indem sie es zum Thema der jetzigen Tarifverhandlungen  machen. Die älteren Kolleginnen und Kollegen sagen also, dass sie die Ungleichbehandlung der Jungen nicht mehr akzeptieren werden. Das ist ein starkes Mandat für uns.

Und was könnt ihr machen?

Klar ist, dass wir die Arbeitgeber nur dazu kriegen, diesen tarifpolitischen Dinosaurier abzuschaffen, wenn wir Jungen uns selber für unsere Rechte stark machen. Das heißt, wir werden die Tarifverhandlungen 2016 lautstark begleiten, wir werden eigene Aktionen machen und unsere  Forderungen deutlich in die Öffentlichkeit tragen. Und wir werden viel Spaß dabei haben.

 

Von: nub

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