Betriebsrat und IG Metall Berlin kündigen Widerstand gegen erneute Entlassungsrunde bei Siemens an

"Wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz"

10.03.2016 | Heute hat das Siemens Management eine weitere Entlassungsrunde, diesmal in der Sparte Antriebstechnik, eingeläutet. Die Unternehmensleitung kündigte an, vor allem an Standorten in Deutschland Personal abbauen zu wollen: in Nürnberg, Ruhstorf, Bad Neustadt und auch im Dynamowerk in Berlin. Insgesamt sollen weltweit 2500, in Deutschland 2000 und im Dynamowerk in Berlin rund 30 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren.

Foto: Ch. v. Polentz / transitfoto.de

Die Arbeitnehmervertreter kündigen deutlichen Widerstand gegen die Entlassungspläne an. "Hinter jedem Arbeitsplatz steht eine Familie, die vom Einkommensverlust betroffen ist. Daher werden wir um jeden einzelnen Arbeitsplatz kämpfen", sagt Olaf Bolduan, der Betriebsratsvorsitzende im Dynamowerk in Berlin. "Wir Siemensianer an den unterschiedlichen Standorten wissen, dass wir uns von der Unternehmensleitung nicht gegeneinander ausspielen lassen. Jetzt geht es darum, dass wir zusammenstehen, um die Beschäftigung insbesondere in der Fertigung im Konzern, auch in Deutschland zu sichern."

Statt den Standort Deutschland zu stärken, baut Siemens seit Jahren systematisch Personal in Deutschland ab. "Wir sind es leid, dass der Unternehmensführung zuerst immer Personalabbau einfällt, um der schwierigen Marktlage zu begegnen, von Flexibilität ist dann keine Rede mehr", sagt Bolduan. "Immerhin korrigiert sie einige der in der Vergangenheit gemachten Managementfehler. Dass ist aber nur ein erster Schritt, wenn es darum geht, einen Weltkonzern strategisch zukunftssicher aufzustellen. Wo aber bleiben die Siemens-Pläne für Digitalisierung und Industrie 4.0? Wo die Konzepte, um die Beschäftigung am Standort Deutschland zu sichern?"

Klaus Abel, Erster Bevollmächtigte der IG Metall Berlin, sieht den im Vergleich geringen Stellenabbau im Dynamowerk Berlin dennoch mit Sorge für den Siemens-Standort Berlin: "Nach dem Gasturbinenwerk und nach dem Schaltwerk soll jetzt auch das Dynamowerk Stellen abbauen. Das ist der falsche Weg. Wir brauchen Konzepte, um die Zukunft und die Arbeitsplätze zu sicheren. Wir werden nicht akzeptieren, dass wieder einmal die Beschäftigten das Betriebsrisiko tragen sollen." IG Metall und Betriebsrat werden die Pläne der Unternehmensführung kritisch prüfen und dazu auch externe Sachverständige heranziehen.

Zum Hintergrund:
Das Berliner Dynamowerk produziert große elektrische Antriebsmaschinen für Kunden in aller Welt, ein typisches Exportgeschäft. Die maßgeschneiderten Spezialantriebe sorgen für effizienten Antrieb im Schiffbau, treiben beispielsweise Walzwerke überall in der Welt an oder helfen bei der Gasverflüssigung in Norwegen. Darüber hinaus ist Berlin Entwicklungsstandort für Windkraft und für den Bau von Prototypen und kleineren Industrie-Generatoren verantwortlich. Das Dynamowerk in Berlin gilt als eine Leadfactory innerhalb des Siemenskonzerns und löst besondere technische Anforderungen im Bereich der Antriebstechnik. Hier arbeiten rund 800 Beschäftigte, davon 350 als Facharbeiter und Facharbeiterinnen im gewerblichen Bereich, 100 Ingenieure und Ingenieurinnen sowie über 200 Techniker und Technikerinnen und kaufmännische oder technische Spezialisten und Spezialistinnen sowie viele Auszubildende.

Für Rückfragen: Olaf Bolduan, Betriebsratsvorsitzender im Siemens Dynamowerk, Tel.: 0173 2401958; Klaus Abel, Erster Bevollmächtigter IG Metall Berlin, Tel.: 0171 2894914

Von: pw

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