Zukunft für das Mercedes-Benz Werk in Berlin: Transformation sozial und nachhaltig

18.11.2021 | Der 18. November 2021 wird als guter Tag in die Industriegeschichte Berlins eingehen. Das Daimler-Management verkündet heute die komplette Transformation für das Mercedes-Benz Werk. Der elektrische Hochleistungsmotor wird künftig in Berlin entwickelt und produziert.

Berlin wird damit zum Produktionsstandort von Komponenten für E-Drive-Systeme. Der Standort erweitert damit sein Elektro-Portfolio. Daimler hatte im Sommer 2021 den britischen Elektromotorhersteller YASA gekauft. Statt Outsourcing wird hier Insourcing von Antriebsmotoren für Elektrofahrzeuge gelebt.

Die Transformation des Werkes wird mit dem neuen Mercedes-Benz Digital Factory Campus komplett. In dem Campus werden ab 2022 wegweisende MO360 Softwareapplikationen entwickelt, erprobt und implementiert. Berlin wird damit zum Kompetenzzentrum für Digitalisierung. Im Campus werden auch Beschäftigte qualifiziert und trainiert. Daimler spricht von „der Transformation eines Produktionsstandortes hin zu einem Kompetenzzentrum für Digitalisierung und Produktion im Bereich der E-Mobilität.“

„Transformation kann nur mit den Menschen gelingen. Das beweisen wir hier in Berlin in den nächsten Jahren“, so Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin. „Wir werden alle Beschäftigten mitnehmen, die den Umbau und die Neuausrichtung des Werkes mitgestalten wollen. Klar verhandelt ist die Beschäftigungssicherung bis 2030. Auf dem Weg zur Fabrik der Zukunft kann in den nächsten Jahren sogar mehr Beschäftigung aufgebaut werden. Gemeinsam gestalten, statt phantasielos abschreiben! Das ist der Weg der IG Metall mit gut organisierten Belegschaften. Gelingen kann so ein Prozess nur dann, wenn Belegschaften an einem Strang ziehen und eng abgestimmt gemeinsam mit der IG Metall handeln.“

„Wir haben erfolgreich unseren Ansatz von Konflikt und Konzept verfolgt. Vor einem Jahr war noch nicht erkennbar, dass Daimler die Transformation in Berlin so durchführt, 

stattdessen war die Schließung des Werks beabsichtigt“, sagt Jan Otto. „Die IG Metall ist als Sozialpartner in diesem Jahrhundert gefragter als je zuvor. Auch wir haben uns erfolgreich „transformiert“ und weiterentwickelt. „Die Zukunft gehört uns!“: Dafür sorgen wir jeden Tag.“

Der Weg war nicht einfach. Nachdem das Management im September 2020 verkündet hatte, nicht mehr in das Werk zu investieren, drohte 2.500 Beschäftigten und ihren Familien der Verlust eines sicheren Arbeitsplatzes. Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken und zu jammern, haben sich Betriebsrat, Vertrauensleute und die IG Metall auf einen intensiven Kampf vorbereitet. Die Beschäftigten wurden sehr engmaschig informiert und mit auf den Weg mitgenommen. So gelang es mitten in Corona-Zeiten am 12. November 2020 spontan die ganze Schicht im Mercedes-Werk mit rund 1.200 Beschäftigten vors Tor zu holen. Am 9. Dezember 2020 standen die Bänder im Werk still. Die rund 2.500 Beschäftigten und ihre Familien setzten gemeinsam mit der Berliner Politik ein starkes Zeichen. Nach der Betriebsversammlung folgte eine Demo – mit Abstand und Maske.

„Unsere Kolleginnen und Kollegen im Werk waren stinksauer“, berichtet Michael Rahmel, Betriebsratsvorsitzender im Mercedes-Benz Werk. „Trotz Corona waren aber fast alle dabei. Das zeigte uns, dass hier keine und keiner bereit war, kampflos eine Standortschließung hinzunehmen.“

Der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Berlin, Jan Otto, holte in zahlreichen Terminen die Politik ins Boot. Gespräche wurden in alle Richtungen geführt und jede Situation genutzt, um auf die drohende Gefahr für das Werk hinzuweisen. Nach dem nötigen Druck gab es die ersten Verhandlungen mit dem Unternehmen und nach zähem Ringen wurde aus einer angedrohten Standortschließung auf Raten ein zukunftsweisendes Kompetenzzentrum für Digitalisierung und Produktion im Bereich der E-Mobilität.

„Vor einem Jahr wussten wir nicht, wie es mit dem Standort weitergeht. Heute steigen wir mit erhobenem Haupt in eine hoffentlich erfolgreiche Transformation ein“, so Michael Rahmel, Betriebsratsvorsitzender im Mercedes-Benz Werk. „Wir machen hier einen wichtigen Schritt in die Zukunft. Dass wir unseren ältesten Produktionsstandort erhalten, war uns von Anfang an das Wichtigste in den Verhandlungen. Wir werden zum Kompetenzzentrum für Elektromotoren, ohne Konkurrenz mit anderen Standorten, das ist ein großer Erfolg. Hier wird keiner seinen Arbeitsplatz verlieren, die Beschäftigungssicherung bis 2030 bleibt bestehen.“

Berlin gewinnt damit als Industriestandort Kompetenz dazu. „Daimler setzt hier ein gutes industriepolitisches Signal für die Region“, sagt Jan Otto. „Aus Tradition wird in 

Berlin Zukunft. Deutschlands Premium-Automarke beweist rund 50 Kilometer entfernt von Tesla, Zukunftsmut und Gestaltungswillen.“

Bei der nachhaltigen Digitalisierung und Automatisierung der Automobilindustrie arbeiten Siemens und Mercedes-Benz künftig – mit Unterstützung des Landes Berlin – eng zusammen.

Hintergrund:

Im September 2020 hatte das Daimler-Management intern Sparmaßnahmen für alle deutschen Werke verkündet und angekündigt, nicht mehr in die Motorenproduktion im Mercedes-Benz Werk Berlin investieren zu wollen.

Das Mercedes-Benz Werk Berlin ist das älteste produzierende Werk des Daimler-Konzerns und mit 2.500 Beschäftigten einer der größten industriellen Arbeitgeber in der Region Berlin-Brandenburg. Auf 500.000 Quadratmetern produzieren die Beschäftigten in Marienfelde Motoren, Motorenkomponenten und Getriebe. Berlin ist Teil der Powertrainwerke, zu denen auch Untertürkheim und Hamburg zählen.

Für Rückfragen: Jan Otto, Tel.: 0160 533 10 75

Von: igm

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