Betriebsräte in Berlin - Zwei von uns

Heute: Olaf Bolduan und Predrag Savic, Siemens Dynamowerk Berlin

10.02.2014 | Olaf Bolduan, Betriebsratsvorsitzender und Predrag Savic, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender im Siemens Dynamowerk in Berlin. Hier das Team im Portrait:

v.l.n.r.: Predrag Savic, Olaf Bolduan

Olaf Bolduan arbeitet seit 42 Jahren bei Siemens im Dynamowerk in verschiedenen kaufmännischen Funktionen. Seit 1997 ist er Betriebsratsvorsitzender und Mitglied im Gesamtbetriebsrat und Wirtschaftsausschuss bei Siemens. Seit mehr als 25 Jahren ist er Betriebsrat.

Er ist tätig im Bereich Rechnungswesen, heute würde man Accounting und Controlling dazu sagen. Hier in verschiedenen Tätigkeitsfeldern, Berechnung von Kalkulationsgrundlagen, Monats- und Jahresabschluss, Kostenplanungen und –Controlling, Danach lange Zeit als Einkäufer, auch in Entwicklungsprojekten, Berufserfahrung in allen klassischen Einkaufgebieten.

Predrag Savic arbeitet seit 21 Jahren bei Siemens im Dynamowerk in verschiedenen  Funktionen. Als Diplom-Ingenieur für Maschinenbau und Konstruktion arbeitet er heute in Spandau im Bereich Konstruktion in diversen Produktbereichen:  Projektleitung beim Roll-Out 3D-CAD-NX. Gruppenleitung Vorrichtungskonstruktion. Für den Betriebsrat wurde er zeitweise für die ERA-Einführung freigestellt. Gruppenleitung Vorrichtungskonstruktion. Seit 2010 ist er freigestellter Betriebsrat und stellvertretender Betriebsratsvorsitzender und Mitglied in der Tarifkommission. 

Das Dynamowerk von Siemens:

Im Dynamowerk arbeiten und lernen rund 800 Menschen. Spezialisiert ist das Dynamowerk auf  die Entwicklung, Konstruktion und Herstellung von großen elektrischen Antriebsmaschinen und speziellen Generatoren. Aus dem Dynamowerk stammen die zur Zeit weltgrößten elektrischen Antriebe. In Spandau befindet sich auch das Prüffeld, auf dem diese Maschinen im Lastbetrieb getestet werden können.

Im Dynamowerk gibt es 30 Vertrauensleute und derzeit elf (demnächst 13) Betriebsräte.

Olaf, warum bist Du Betriebsrat geworden?

Ich habe hohen Respekt vor der Arbeit, die im Dynamowerk geleistet wird. Diese gute Arbeit erfordert eine konsequente Interessenvertretung. Es wird einem nichts geschenkt im Arbeitsleben – auch nicht im Dynamowerk. Wir haben hier gute Beschäftigungsbedingungen, die müssen wir aber verteidigen  und weiterentwickeln. Die Betriebsverfassung ist für mich ein Eckpfeiler in Deutschland. Mitbestimmung darf man nicht nur toll finden, man muss sich auch konsequent dafür einsetzen.

Olaf, was sind Deine Themen im Betriebsrat?

Als Angestellter bin ich seit mehr als 40 Jahren IG  Metall-Mitglied. Im Betriebsrats-Team kümmere ich mich vor allem um strategische Themen: Sicherung von Arbeitsplätzen und Standort, Siemens 2020/ Dynamowerk 2020: Wie setzen wir Innovationen um und wir kümmern uns darum, dass wichtige Investitionen nicht auf die lange Bank geschoben werden. Daneben ist es mir wichtig, immer auc h in die täglichen Probleme der Kolleginnen und Kollegen am Standort einbezogen zu bleiben: Entgelt, Qualifizierung, Ausbildung, Familie und Beruf, Personalplanung.

Ich bin gerade dabei, die Zusammenarbeit Hochschule - Wirtschaft gemeinsam mit der IG Metall zu unterstützen. Wir wollen die Anforderungen an unsere Hochschulen besser adressieren.

Auch die Weiterentwicklung von Ausbildungsinhalten in der gewerblichen Ausbildung und im betrieblichen Durchlauf stehen auf unserer Agenda. Auf die sich verändernden Kompetenzanforderungen in der Ausbildung müssen wir besser reagieren.

Preddy, warum bist Du Betriebsrat geworden?

Als klassisches Migrationskind habe ich die positive Erfahrung gemacht, wie toll eine demokratische und soziale Gesellschaft ist. Ein wichtiger Bestandteil dieser Gesellschaft sind Betriebsräte und deren Partner-Gewerkschaften. Ich möchte durch mein Handeln als Betriebsrat nicht nur die Arbeitsbedingungen der Kolleginnen und Kollegen verbessern, sondern meinen Beitrag leisten, um die Kolleginnen und Kollegen für die demokratischen und sozialen Grundwerte zu „begeistern“ und solidarisch zu handeln.

Preddy, was sind Deine Themen im Betriebsrat?

Als Angestellter bin ich seit 1993 Mitglied der IG Metall. Meine Themen im Betriebsrat sind unter anderen auch Arbeitszeit, Entgeltfragen, Einhaltung Tarifverträge, Gesetzliche Regelungen, Werkstudenten, Mitarbeit an strategische Themen wie der Sicherung von Arbeitsplätzen und Standort, Siemens 2020/Dynamowerk 2020.

Ganz konkret: Was habt Ihr als Betriebsrat erreicht?  
Wir konnten im Interessenausgleich das Projekt „Sales Push“ durchsetzen. Erste positive Ansätze sind zu erkennen: Bessere Marktchancen werden erarbeitet und mehr Arbeit für unsere Kolleginnen und Kollegen am Standort Dynamowerk zeichnen sich ab. Für uns ist das ist ein konkreter Beitrag zu „Dynamowerk 2020“. Das verstehen wir unter Nachhaltigkeit.

Olaf und Preddy,  gibt es ein Thema, das Euch besonders bewegt?

Derzeit bewegt uns die Sorge um Arbeitsplätze bei uns am Standort. Das hat Auswirkungen bis hin zur Ausbildung, die wir verteidigen. Generell geht es mir um eine nachhaltige Entwicklung, die die Kolleginnen und Kollegen im Dynamowerk einbezieht. Kurzfristige Gewinninteressen sind schädlich für eine stabile Beschäftigung. Deshalb engagieren wir uns - zusammen mit unseren Kolleginnen und Kollegen - besonders „Mensch vor Marge“. Wir leben „zusammen arbeiten und zusammenhalten“.

Was gefällt Dir, Olaf, an der Betriebsratsarbeit am besten?

Ich kann mich engagieren für die Interessen meiner Kolleginnen und Kollegen. Am Standort Dynamowerk und im Gesamtbetriebsrat insgesamt. Das erfordert überlegtes Handeln und Konfliktfähigkeit. Schon einmal hing die Zukunft des Standortes davon ab, dass wir Betriebsräte uns entschlossen und klug für bessere Konzepte einsetzten. Wir kennen die Abläufe, das Geschäft und wir wissen, wie gute Arbeit und gute Beschäftigungsbedinungen zusammen passen.
Das kann ich einbringen und das ist gut für die Kolleginnen und Kollegen.

Auf beiden Ebenen kann ich mit gestalten. Ich darf parteiisch sein – für meine Kolleginnen und Kollegen und zu Gunsten guter Arbeit im Dynamowerk und in Deutschland.

Was gefällt Dir, Preddy, an der Betriebsratsarbeit am besten?

Ich kann mich im Betriebsratsteam und mit meinem Kollegen Olaf für die Interessen meiner Kolleginnen und Kollegen engagieren. Am Standort Dynamowerk und in der IG Metall  insgesamt.

Wir haben in der Betriebsrats-Leitung als auch im gesamten Gremium einheitliche Ziele und Visionen, die wir mit aller Kraft umsetzen wollen.

Was würdet Ihr gerne in Eurem Unternehmen ändern?

Wir finden, die Wertschöpfungen (Entwicklung, Engineering, Fertigung, Service) brauchen mehr Wertschätzung. Das Geld wird nicht in Vorstandsetagen verdient, sondern beispielsweise in den Werken. Wir beziehen hier ausdrücklich unsere Kolleginnen und Kollegen in Entwicklung, Konstruktion, Berechnung, Service usw. ein.

Wir brauchen eher weniger Bürokratie, wir brauchen faire Arbeitsbedingungen und Respekt für unsere Beschäftigten vor Ort im Dynamowerk und auch für unsere Kollegen, die weltweit im Service sind.

Wir würden unbedingt eine bessere Personalplanung und Personalpolitik einführen wollen, die auf prekäre Arbeit verzichtet und  auf Befristungen. Es ist unerträglich, dass eine unbefristete Beschäftigung als Betriebsrisiko vom Management gesehen wird.

Wie erlebt Ihr die IG Metall? Welche Unterstützung erfahrt Ihr?

Die IG Metall hat sich im Verlauf unseres Betriebsrats-Berufslebens gravierend gewandelt. Die Einbeziehung aller Beschäftigten in Büros und Werkstätten ist gelungen, das war vor längerer Zeit und vor ERA ganz anders. Für uns ist die IG Metall einerseits der entscheidende Partner, wenn es knallhart um Konflikte geht. Das stärkt uns den Rücken.

Die IG Metall ist aber andererseits auch der Partner, der wichtige Foren und Gesprächsrunden mit uns organisiert. Sie ist so anfassbar und für alle präsent.

Wir sind aktiv dabei, wenn es um Tarifpolitik geht – in der Tarifkommission und Verhandlungskommission. Hier sitzen wir auch den Firmenvertretern von Siemens gegenüber und können direkt die Interessen der Beschäftigten in die Verhandlungen einbringen.

Die Zusammenarbeit mit der IG Metall hier in Berlin ist unkompliziert, hilfreich und einfach bei allen Themen.

Im Grund kann man es so auf den Punkt bringen: IG Metall – das sind doch auch wir in den Betrieben.

 

 

Von: aw

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