15.02.2024 | Vertrauenskörper sind im Gegensatz zu Betriebsräten nicht gesetzlich institutionalisiert – für gewerkschaftliche Arbeit im Betrieb sind sie aber oft unentbehrlich.
Gewerkschaftsarbeit im Betrieb hat viele Gesichter: Vertrauensleute sind viele davon und bringen sich regelmäßig aktiv in verschiedene Aktionen ein. Vertrauensleute sind Vertreterinnen und Vertreter der IG Metall im Betrieb. Die Vertrauensleute im BMW Werk Berlin haben in den vergangenen Jahren besonders deutlich gezeigt, was geschlossene Reihen und konsequentes Handeln bewirken können. Sie erhöhten systematisch die Zahl der IG Metall-Mitglieder im Betrieb. Im Rahmen der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie 2022 fanden mehrere Ansprache-Tage an den Toren und im Betrieb statt. Das Ziel dabei war, den Organisationsgrad durch gezielte 1:1-Gespräche mit den Beschäftigten zu erhöhen und sich damit in eine bessere Position für die heiße Phase der Tarifrunde zu bringen. In diesem Zusammenhang wurden im November 2022 auch erstmals Warnstreiks dazu genutzt, bisher unorganisierte Kolleginnen und Kollegen zu Mitgliedern der IG Metall zu machen – die Vertrauensleute setzten das zuvor entwickelte Beteiligungskonzept um. Die Vertrauensleute nahmen dabei die entscheidende Rolle ein, denn sie waren es, die im Laufe der Monate mehrere hundert Gespräche führten und Beschäftigte überzeugten, sich gewerkschaftlich zu organisieren. Sie überzeugten so viele Kolleginnen und Kollegen, dass das BMW Werk Berlin im Jahr 2023 ganz oben auf der Liste der Betriebe mit den meisten Neuaufnahmen stand.
Vertrauensleutewahlen finden alle vier Jahre statt. Die letzten Wahlen waren 2020, von Januar bis Juni 2024 finden die nächsten Wahlen statt. Vertrauensleute sind wichtig, um die Arbeit von Beschäftigten, Betriebsräten und Gewerkschaft abzustimmen. Niemand ist näher an den Kolleg_ innen dran als die Vertrauensleute der IG Metall, denn anders als freigestellte Betriebsräte sind sie in den Abteilungen ständig vor Ort und mit den Kolleg_innen in Kontakt. Obwohl sie nicht gesetzlich institutionalisiert sind, sind sie Ansprechpartner_innen im Betrieb und für gewerkschaftliche Arbeit verschiedenster Ebenen unentbehrlich. Vertrauensleute erläutern Ziele und Aufgaben der IG Metall oder sie verteilen Informationsmaterial der Gewerkschaft und nutzen Gelegenheiten zur Diskussion im Betrieb. Die Vertrauensleute bei ams OSRAM am Standort Berlin bringen sogar regelmäßig eine kleine Zeitung heraus. Sie trägt den Titel »Mal im Vertrauen« und informiert über betriebliche und gewerkschaftliche Themen. Der persönliche und lockere Ton kommt gut an und findet Nachahmer_innen: Dieses Jahr erschien die erste Ausgabe eines ganz ähnlichen Infoblattes der IG Metall-Vertrauensleute bei OSRAM in Regensburg.
Mit neuen Betrieben entstehen im Idealfall auch neue Vertrauenskörper. Cindy Fasanya ist IG Metall-Vertrauensfrau bei der VW-Softwaremarke CARIAD. Dort fing sie 2020 an und trat bereits nach kurzer Zeit in die IG Metall ein. Zuallererst wollte Cindy Vertrauensfrau werden, um sich sozial zu engagieren und konkret für andere einzusetzen. Cindy wurde in die Tarifkommission gewählt und gestaltete dort Tarifforderungen und die Planungen der IG Metall rund um die Tarifbewegung mit. »Nur durch die tolle Zusammenarbeit der Hauptamtlichen der IG Metall und uns Ehrenamtlichen bei CARIAD können wir gemeinsam mit unseren Mitgliedern Tarifverträge durchsetzen«, sagt sie. Mit Warnstreiks erkämpfte sie 2023 gemeinsam mit ihren Kolleg_innen den ersten Tarifabschluss bei CARIDAD.
Der Vertrauensleute-Ausschuss wurde im November 2023 wieder neu aufgestellt und konnte sich bisher in zwei Sitzungen über die zukünftigeArbeitsweise verständigen. Auch hier wird darum gebeten, dass die Vertrauenskörper-Leiter_innen diesem zahlreich beiwohnen. Er findet einmal monatlich statt – jeweils digital und einmal pro Quartal im Haus der IG Metall.
Der Text entstammt dem Geschäftsbericht 2020-2023. In den kommenden Wochen werden wir weitere Texte daraus online stellen.