21.11.2023 | Am 8. November feierten Berliner Metaller_innen ihre 50-jährige Mitgliedschaft.
Eingeladen waren Jubilare, deren Jubiläum zwischen 2020 und 2023 lag, also Metaller_innen, die zwischen 1970 und 1973 der Gewerkschaft beigetreten sind. Da dies auf sehr viele Kolleg_innen zutrifft waren am 8. November gleich zwei Feiern im IG Metall-Haus angesetzt. Zu beiden hatten sich jeweils 180 Gäste angemeldet. Im Saal waren somit jeweils „über 9000 Jahre IG Metall-Erfahrung“ versammelt, wie Regina Katerndahl, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Berlin die Gäste begrüßte.
Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin, erinnerte in seiner Festrede daran, dass sich zwar seit dem Eintritt der Anwesenden vieles in der Arbeitswelt verändert habe, der Interessengegensatz sei aber geblieben und es gehe immer noch um Umverteilung und Verfügungsgewalt. „Ihr habt vor 50 Jahren alle die richtige Entscheidung getroffen“, sagte Jan Otto. Mit der IG Metall sei in den vergangenen 50 Jahren viel erreicht worden. „Aber Gewerkschaftsmitgliedschaft sei noch kein Verdienst – sondern die Grundlage und Voraussetzung für alles weitere“, so Jan Otto weiter.
Freilich war die historische Perspektive immer präsent. So bezog sich Jan Otto auf einschneidende geschichtliche Ereignisse der geteilten und dann wiedervereinigten Stadt, der Weltpolitik und der Arbeitsgesetzgebung. Regina Katerndahl erinnerte, dass im Mai 1933 – also vor 90 Jahren die Faschisten die Gewerkschaftshäuser stürmten und gewerkschaftliches Engagement als demokratische Bewegung nicht möglich war.
Aus einer sozialgeschichtlichen Perspektive seien Gewerkschaften als demokratische, solidarische Organisationen am Lauf der Geschichte maßgeblich beteiligt gewesen. Beispielsweise war die Berufswelt für Frauen in den 1970ern in der Regel viel härter, geringere Einkommen, die Hausarbeit lag meistens bei ihnen und insbesondere alleinerziehende Mütter hatten durch fehlende Kinderbetreuung hohe Belastungen. Die Rolle der Anwesenden als langjährige Gewerkschafter_innen sei kaum zu überschätzen. „Ihr seid die IG Metall, die von der Kraft vieler lebt“, sagte Jan Otto.
Mehrfach hervorgehoben wurde die wertvolle Arbeit des Arbeitskreises Senioren, von denen auch einige anwesend waren und zur Mitarbeit einluden.
Viele der Anwesenden waren aktiv im Betriebsrat oder gewerkschaftlichen Funktionen. Einige von ihnen traten auf das Podium und warfen einen Blick zurück. Der ehemalige Sozialattaché Peter Senft erzählte von seinen Erfahrungen in Kairo. Günter Triebe erinnerte sich, wie bei Otis eine Abgruppierung abgewendet werden konnte. Ferner waren Wolfgang Kibbel (ehem. BRV Samsung), Renate Rennebach (ehem. BRV Zeiss Ikon) und Benedikt Hopmann zu Gast auf dem Podium. Letzterer hat als Anwalt vielen Beschäftigten zu ihrem Recht verholfen und das bekannte „Emmely-Urteil“ erstritten.
Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von Isabel Neuenfeldt, die auch im übertragenen Sinn den richtigen Ton traf. Bei der Urfassung von Bella Ciao gab es dann auch das ein oder andere feuchte Auge bei den Jubilaren.