Pressemitteilung vom 11. November 2023

Grüne Perspektiven auf unsere Wirtschaft

24.01.2024 | Bei einer Tagung der Hans-Böckler-Stiftung im Berliner IG Metall-Haus trafen heute Perspektiven aus Gewerkschaften, Politik und Wissenschaft aufeinander, Umweltschutz und die Interessen von Beschäftigten standen dabei im Zentrum.

Über 150 Gäste sowie etwa 30 Referent_innen waren am Samstag zu der Tagung von Hans-Böckler-Stiftung und Gewerkschaften gekommen. Titel der Veranstaltung war „Arbeit.Betrieb.Klima – Grüne Perspektiven auf Wirtschaft und Transformation“. Das nicht immer spannungsfreie Verhältnis von Grünen und Gewerkschaften wurde auf der Tagung produktiv angegangen.

Vertreten waren EVG, IGBCE, IG Metall, ver.di und DGB sowie Grüne aus dem Berliner Abgeordnetenhaus, Bundestag und Parteispitze. Hinzukamen zahlreiche Wissenschaftler_innen.

Die Notwendigkeiten zur Eindämmung des Klimawandels betreffen auch die Arbeitswelt, nicht zuletzt vermittelt durch Wirtschafts- und Industriepolitik und führen zu mitunter tiefgreifenden Veränderungen für die Beschäftigten.

Arbeit.Betrieb.Klima

Verhandelt wurden nicht nur klassisch gewerkschaftliche Themen wie Fachkräftemangel, Tarifbindung und Wirtschaftspolitik insgesamt, sondern deren Verhältnis zum dringend nötigen Kampf gegen Klimawandel. Wie können beispielsweise Energie- und Mobilitätswende sozial und ökologische gestaltet werden? Alle Beteiligten waren sich einig, dass soziale und ökologische Herausforderungen zusammen gedacht müssen und Widersprüche in der Transformation nicht einseitig aufgelöst werden können.

Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin und einer der Organisatoren der Veranstaltung resümiert: „Wir haben mit vielen Gewerkschafterinnen kurzfristig ein tolles Programm auf die Beine gestellt und mit vielen Akteuren der Gegenwart die Frage beleuchtet: Braucht es eine Zusammenarbeit zwischen Grünen und Gewerkschaften? Und die klare Botschaft von heute ist: Ja, es braucht sie, damit wir den Umbau der Industrie voranbringen können, dabei aber auch unsere Mitglieder mitnehmen. Klar geworden ist auch, dass es belastbare Gesprächskanäle in beide Richtungen braucht. Austausch ist keine Einbahnstraße, das haben heute viele führende Politiker der Grünen verstanden. Die Chancen die aus diesem Dialog entstehen, sind riesig, da viele Kolleginnen und Kollegen zwar den Klimawandel verhindern wollen, aber auch zurecht eine sichere Beschäftigung und vor allem genug Geld für ein gutes Leben haben wollen. Ich bin mir sicher, wir können hier Brücken bauen, Vorurteile abbauen aber auch unseren Einfluss geltend machen, wenn es darum geht, Themen wie Wohnen, Verfügbarkeit von Zeit und Entlastungen im Portemonnaie zu erreichen. Beeindruckend war auch, dass heute Verdi und die IG Metall gemeinsam auf unserem Podium saßen. Es gibt noch viel zu tun. Gehen wir es an. Zukunft selber machen heißt die Devise!

 

Jürgen Kerner, Zweiter Vorsitzender der IG Metall, sagt: „Der glaubwürdige Austausch zwischen IG Metall und Grünen muss verstetigt werden. Wir wollen den sozial-ökologischen Umbau voranbringen, aber wir lassen auch die Interessen der Beschäftigten nicht gegen die Transformation ausspielen. Der heutige Tag zeigt, dass es viele Gemeinsamkeiten, aber auch viel Gesprächsbedarf gibt. Umso mehr freue ich mich, dass die IG Metall Berlin diese Veranstaltung organisiert hat. Die Zukunft unserer Kinder steht auf dem Spiel und diese sichern wir nur mit einer weitsichtigen Industriepolitik. Dafür braucht es auch wie aktuell gefordert von uns einen Industriestrompreis für die Energieintensive Industrie. Das ist für uns kein Widerspruch zu einer „grünen“ Transformation, sondern sichert Beschäftigung und hält wichtige Industrie in Deutschland, die für die Decarbonisierung gebraucht wird.“

 

Bettina Jarasch, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus stellt fest: „Klimaschutz ist kein Kulturkampf. Klimaschutz ist unsere größte Chance, Beschäftigung hier in der Region zu halten und neue Jobs zu schaffen. Wir wollen eine aktive Wirtschafts- und Industriepolitik: Wir wollen die Energie- und Mobilitätswende entschlossen nutzen, um hier für klimaneutrale, nachhaltige und unabhängige Produktion in den Zukunftsbranchen zu sorgen. Und das schaffen wir nur gemeinsam mit starken Gewerkschaften und Belegschaften, mit ihren Ideen, ihrem Engagement und ihrer Bereitschaft, die nötigen Veränderungen anzugehen.“

Johanna Wenckebach, wissenschaftliche Direktorin des Hugo-Sinzheimer-Intituts (HSI) der Hans-Böckler Stiftung sagt: „Gelingen kann eine ökologische Transformation nur, wenn sie soziale Ungleichheit nicht verschärft, sondern als Problem adressiert. Menschen müssen gerade in Veränderungsprozessen die Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen aktiv mitgestalten. Dafür braucht es ein funktionierendes Tarifvertragssystem und Interessenvertretung durch Mitbestimmung in Betrieb und Unternehmen. Dies zu gewährleisten, ist neben den Gewerkschaften auch Aufgabe der Parteien, die eine faire Gestaltung des ökologischen Umbaus als ihr Vorhaben deklarieren.“

 

Claudia Bogedan, Geschäftsführerin der Hans-Böckler-Stiftung: „Der Umbau der Art und Weise wie wir leben und arbeiten wird immer drängender. Gleichzeitig wird immer offensichtlicher, dass dieser Umbau, diese Transformation, nur gelingen kann, wenn er sozial, demokratisch und nachhaltig gestaltet wird. Es ist daher notwendiger als zuvor, dass die konstruktiven Kräfte in dieser Gesellschaft, wie Gewerkschaften, demokratische Parteien, Wohlfahrtsverbände, alles dafür tun gemeinsam eine grünere, eine gerechtere und eine lebenswertere Zukunft zu schaffen.“

Von: cm

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