16.03.2023 | Was eine gute organisierte Belegschaft erreichen kann, zeigen gerade die 1.650 Kolleginnen und Kollegen von ASML gemeinsam mit der IG Metall Berlin. Nach zehn Monaten intensiver Verhandlungen und einem kräftigen Warnstreik über vier Stunden bietet der Haustarifvertrag bei ASML demnächst bessere Arbeitsbedingungen als in der Fläche.
„Zusammenhalt und Durchhaltevermögen zahlen sich aus“, berichtet Philipp Singer, Politischer Sekretär der IG Metall Berlin. „Seit Mai 2020 gibt es einen reinen IG Metall-Betriebsrat bei ASML. Schon vorher haben sich die Kolleginnen und Kollegen im Betrieb angefangen, sich zu organisieren. Hier bei ASML zeigt die Belegschaft sehr eindrucksvoll, dass sich die eigene Zukunft gestalten lässt, wenn wir zusammenstehen. Die Verhandlungskommission hatte einen enormen Rückenwind, da immer mehr Kolleginnen und Kollegen Mitglied der IG Metall geworden sind.“
Der neue Tarifvertrag für ASML wird zum 1. Juli 2023 in Kraft treten. Mit dem Haustarifvertrag wird die Arbeitszeit ab 1. Juli 2024 auf 37 Stunden pro Woche und ab 1. Oktober 2025 arbeiten die Beschäftigten nur noch 35 Stunden pro Woche. Dabei bleibt das Monatsentgelt gleich und sinkt nicht. Weiterhin sind begrenzt 40-Stunden-Verträge möglich.
Für erfahrene Beschäftigte gilt eine Sonderregelung. Für sie ist eine Absenkung der Wochenarbeitszeit ab 57 Jahren und 10 Jahren Betriebszugehörigkeit möglich als erster Schritt in Richtung Altersteilzeit.
Erfreulich sind auch die zukünftigen Entgelte, die über dem Niveau des Flächentarifvertrages Metall- und Elektroindustrie liegen. Im ASML Eingruppierungssystem gibt es 13 volle Monatsentgelte und einen variablen Anteil zusätzlich zum Jahresentgelt in Höhe von 6 Prozent ab 2023, 8 Prozent ab 2024 und 10 Prozent ab 2025. Mit dem 6. April endet die Erklärungsfrist für den Tarifvertrag.
„Der Tarifabschluss ist ein echter Gewinn für alle Kolleginnen und Kollegen. Er kann sich absolut sehen lassen. Das Ergebnis liegt über dem Flächentarifvertrag. Endlich wird unsere Arbeit hier bei ASML Berlin anständig entlohnt. Es war ein harter Weg bis zu diesem Punkt, aber gemeinsam mit allen IG Metall-Mitgliedern haben wir ihn gemeistert“, so Neels Wied, Mitglied der Tarifkommission und stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei ASML.
Schon im Dezember 2022 wurde eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 2.000 Euro ausgezahlt. Auszubildende erhielten 700 Euro. Und Anfang 2024 gibt es noch einmal 1.000 Euro für die Beschäftigten und 400 Euro für die Auszubildenden bei ASML.
„Unsere Kolleginnen und Kollegen bei ASML sind schon heute nicht mehr aus der IG Metall Berlin wegzudenken. Sie unterstützen Warnstreiks und Aktionen in anderen Betrieben in Berlin und bei Konferenzen und Aktionen ist ihre Begeisterung spürbar und ansteckend“, so Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin. „Was alles geht, wenn Beschäftigte Mitglied in der IG Metall werden und zusammenhalten, zeigen unsere Kolleginnen und Kollegen bei ASML. Der Konzern investiert in den Standort und in die Beschäftigten und hat damit einen großen Erfolg auch für sich selbst geschafft.“
Rund 1.650 Beschäftigte arbeiten beim heutigen ASML Berlin. Das Unternehmen hieß früher Berliner Glas und gehört seit 2020 zum niederländischen Konzern ASML. Das Unternehmen entwickelt und produziert an seinem Berliner Standort zentrale Technologien und Komponenten für die weltweite Herstellung von Mikrochips. Die Zahl der Beschäftigten wächst weiter und der Standort wird derzeit ausgebaut.