20.06.2017 | In der heutigen Mittagspause wurde es vor Hasse & Wrede laut. Frühschicht und Spätschicht ließen ihrem Unmut freien Lauf. Sie pfiffen und tröteten, schwenkten Fahnen und signalisierten so Unterstützung für ihren Betriebsrat, der morgen erneut mit dem Konzernmanagement verhandelt. Aus der Berliner Landes- und Bezirkspolitik waren zahlreiche Politiker von SPD, der Linken und den Grünen angereist und solidarisierten sich mit den Beschäftigten.
Am Ende waren es weit mehr als 100 Beschäftigte von Hasse & Wrede, außerdem Betriebsräte und Vertrauensleute von KB PowerTech sowie einige Politikerinnen und Politiker, die gemeinsam gegen die Pläne des Knorr Bremse-Konzerns demonstrierten. Diese sehen vor, dass die Produktion bei Hasse & Wrede nach Tschechien verlagert werden soll und die Kolleginnen und Kollegen bei KB PowerTech künftig 42 Stunden statt 35 Stunden arbeiten sollen.
„Mit eurem lautstarken und kräftigen Protest stärkt ihr dem Betriebsrat für die anstehenden Verhandlungen den Rücken! Und: Ihr seid nicht allein und haltet zusammen! Das ist sehr wichtig für Euren Widerstand!“, sagte Andreas Buchwald von der IG Metall Berlin zur versammelten Belegschaft. Er erinnerte daran, dass die Beschäftigten bei Hasse & Wrede viele Jahre 42 Stunden ohne Lohnausgleich gearbeiteten hätten. Als Dank wolle man sie jetzt loswerden, um ein paar Kilometer weiter in Tschechien noch mehr Profit scheffeln zu können.
Auch die angereisten Politiker und Politikerinnen solidarisierten sich mit den Beschäftigten. „Die Mehrheit im Abgeordnetenhaus spricht sich für den Erhalt der Arbeitsplätze aus“, sagte Manuela Schmidt von der Linken und Vizepräsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses. Sie verurteilte, dass Knorr Bremse Beschäftigte global gegeneinander ausspielen wolle. Als Vertretung der Wirtschaftssenatorin, Ramona Pop, betonte Staatssekretär Christian Rickerts, dass man im Senat nicht nachvollziehen könne, dass der Knorr Bremse-Konzern Arbeitsplätze nach Tschechien verlagere obwohl die Beschäftigten hier eine zweistellige Marge erwirtschafteten. „Wir haben dem Konzern Gespräche angeboten, der Münchner Konzern hat darauf aber nach wie vor nicht reagiert“, sagte Rickerts.
Dmitri Geidel, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD-Fraktion in Berlin-Marzahn betonte die Bedeutung der Gewerkschaften und sagte: „Gewerkschaftliche Gegenmacht ist notwendig, um Beschäftigten den Rücken zu stärken.“ Ebenfalls mit dabei waren Dagmar Pötzsch vom DGB Berlin, Jens Braumann, wirtschaftspolitischer Sprecher der Linken sowie Stefan Ziller, grünes Mitglied im Berliner Abgeordnetenhaus. Außerdem angereist waren Journalisten und ein Fernsehteam vom rbb.