09.11.2020 | Der seit über einem Jahr andauernde Machtkampf bei Francotyp-Postalia beunruhigt die Belegschaft. Vor der Hauptversammlung am 10. November fordern sie eine langfristige Strategie für das Berliner Traditionsunternehmen. Außerdem stehen Tarifverhandlungen an. Die IG Metall fordert neben Entgelt eine langfristige Absicherung der Arbeitsplätze.
Die Geschäfte bei Francotyp-Postalia laufen trotz der Corona-Krise gut. Im Hintergrund tobt beim deutschen Marktführers für Frankier- und Kuvertiermaschinen allerdings seit Monaten ein Machtkampf um die strategische Ausrichtung des Unternehmens. Rolf Elgeti – der Investor hält inzwischen 28 Prozent des Aktienunternehmens – will den Vorstandsvorsitzenden Rüdiger Andreas Günther auf der Hauptversammlung am 10. November 2020 loswerden. Was er damit bezweckt ist unklar, genauso was die geplante Rochade für die Beschäftigten und ihre Arbeitsplätze zu bedeuten hat.
Entsprechend groß ist die Unruhe unter der Belegschaft. Die Beschäftigten wollen wissen, wohin die Reise geht. Zumal am 31. Dezember 2020 der Haustarifvertrag bei Francotyp-Postalia ausläuft. In den anstehenden Verhandlungen fordert die IG Metall für die rund 180 Beschäftigten mehr Entgelt, eine langfristige Absicherung der Arbeitsplätze und eine Angleichung an den Flächentarifvertrag. Für die 50 Beschäftigten der vor zehn Jahren ausgegründeten FP InovoLabs GmbH verhandelt die IG Metall Berlin bereits seit Anfang des Jahres 2020 einen Tarifvertrag, der die bestehenden Ungleichheiten bei Entgelt, Urlaubsanspruch und Arbeitszeit beseitigen soll.
„Die Beschäftigten wollen endlich wissen, welche Strategie Francotyp-Postalia verfolgt. Dazu gehört auch ein Tarifvertrag. Denn nur mit tariflich abgesicherten Arbeitsplätzen wird die Transformation des Berliner Traditionsunternehmens gelingen“, sagt Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin. Mit einer Aktion vor dem Firmeneingang haben Beschäftigte im Vorfeld der Hauptversammlung ihre Forderungen untermauert.
„Die Geduld der Beschäftigten angesichts des endlosen Machtkampfes zwischen Investoren, Aufsichtsrat und den Vorständen geht zur Neige. Ohne eine nahtlose Fortsetzung des Tarifvertrages wird der Jahresbeginn 2021 schwer belastet“, sagt Claus-Peter Schuster, Betriebsratsvorsitzender des Gemeinschaftsbetriebsrates der Francotyp-Postalia. Er verweist auf die hohen Kosten, die die vier Vorstände verursachen. „Geld ist bei Francotyp-Postalia da, es wird nur falsch verwendet“, sagt Schuster.
Zum Hintergrund: Das Berliner Unternehmen besteht seit 1923 und beschäftigt weltweit rund 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Für Rückfragen: Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin, Tel: 0160.5331075
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