20.04.2024 | Mitten im beliebten Kollwitz Kiez im Prenzlauer Berg steht die größte Synagoge Berlins. Roland Baron von der Synagoge, ein Berliner vom Prenzlauer Berg, hatte uns mit Spaß die Geschichte des jüdische Lebens wirklich näher gebracht. Uns hat er gleich als Kollegen der IG Metall begrüßt. Kritische Fragen über die aktuellen Auseinandersetzungen in Israel konnten wir auch mit ihm besprechen.
Die Synagoge Rykestraße gehört zur jüdischen Einheitsgemeinde. Daneben gibt es in Berlin noch die Jüdische Gemeinde Chabad Berlin und die Israelitische Synagogen Gemeinde.
Die Ausdehnung der Jüdischen Gemeinde Berlins zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Grund, ein weiteres großes Gotteshaus In der Stadt zu bauen. Der Architekt Johann Hoeninger entwarf das Gebäude im neo-romanischen Stil. Im Jahre 1904 wurde es nach nur 10 Monaten Bauzeit feierlich eingeweiht. Sie bot Platz für 2.000 Menschen.
Vor dem Krieg lebten 173.000 jüdisch Gläubige in Berlin, es gab 100 Synagogen. Als die Nazis an die Macht kamen, verfolgten sie die Juden, 55.000 wurden deportiert und ermordet.
Die Synagoge Rykestraße stand in der Reichsprogromnacht, am 9 November 1938, wie alle jüdischen Einrichtungen, im Fadenkreuz der Nationalsozialisten. Der Standort in der innerstädtischen Wohnlage sorgt dafür, dass die Synagoge nicht völlig zerstört wurde. Die umliegenden Grundstücke sollten nicht in Gefahr geraten. Also zerstörten die Nazis das Innere des Gebäudes und im April 1940 beschlagnahmten sie es.
Danach funktionierte die Wehrmacht das Gebäude als Pferdestall und Lager um. Im zweiten Weltkrieg entkam die Synagoge dem Bombenhagel, am Gebäude entstanden keine bleibenden Schäden.
Umbaumaßnahmen in den Jahren 2004 bis 2007 zielten darauf ab, den Originalzustand der Synagoge von 1904 wieder sichtbar zu machen. 2007 konnte das – durch viele Förderer finanzierte – Projekt abgeschlossen und das Gotteshaus mit der Einhebung der Thorarollen wiedereröffnet werden.
Eine Synagoge ist keine reine Gottesdienststätte. Es sind immer Räume angeschlossen, in denen man sich zum gemeinsamen Schriftstudium trifft. Eine Synagoge beherbergt zudem immer eine Bibliothek, weshalb sie auf Jiddish auch „Schul“ heißt.