IG Metall spendet für Textilhafen:

Wie aus Rentenretterinnen Mundschutzmasken für wohnungslose Menschen werden

20.05.2020 | 500 hochwertige T-Shirts aus abgelaufenen Gewerkschaftsaktionen hat die IG Metall Berlin im Auftrag des IG Metall-Vorstandes an den Textilhafen übergeben – das Berliner Sozialprojekt in Pankow weiß besonders gut, wie Kreislaufwirtschaft und Upcycling sozialen Zwecken dienen können.

Upcyceln & Kreislaufwirtschaft denken: Textilhafen-Geschäftsführer Mario Weindl mit Birgit Dietze und Simon Sternheimer von der IG Metall Berlin Fotograf: Christian v. Polentz / transitfoto.de

1 Million Tonnen oder umgerechnet zwölf Kilo pro Einwohner*in fallen in Deutschland an Altkleidung an – jedes Jahr. Um diesen riesigen Textilberg zu produzieren und anschließend aus den asiatischen Textilfabriken nach Deutschland zu transportieren, braucht es ohne Ende Ressourcen wie Wasser, Baumwolle oder Energie.

Das zahlt auch kräftig auf unser CO2-Konto ein: Weil jeder von uns pro Jahr zwischen 40 und 70 Kleidungsstücke kauft, entstehen 890 Kilogramm CO2 pro Person und Jahr. Das sind fast neun Prozent unseres durchschnittlichen jährlichen CO2-Ausstoßes.

Diese Zahlen sprechen eine deutliche Sprache dafür, wie wenig nachhaltig die Textilwirtschaft heute ist. Der Textilhafen in Pankow sucht und geht einen anderen Weg: Mit Upcycling  – also der Veredelung von Gebrauchttextilien an den hauseigenen Nähmaschinen – und dem Verkauf in fünf Secondhand-Läden versucht er, eine Kreislaufwirtschaft in Gang zu bringen, die mit ihren Erlösen auch noch wohnungslose Menschen unterstützt – mit Kleidung, offenem Ohr für ihre Sorgen und jetzt auch mit Corona-Schutzmasken.

Viele Berliner Ehrenamtliche nutzen hier die Chance, in ein soziales Projekt einzutauchen und für sich und andere Textilien und Kleidung zu produzieren.„Das ist ein super Projekt und genau der richtige Ort, um die Aktions-T-Shirts, die wir nicht mehr benötigen, in Wert zu setzen“, freut sich Birgit Dietze, die Erste Bevollmächtigte der IG Metall. Sie hat Textilhafen-Geschäftsführer Mario Weindl gemeinsam mit Jugend- und Ausbildungssekretär Simon Sternheimer am Dienstag sechs Kisten T-Shirts aus den IG Metall-Aktionen „Operation Übernahme“ und „Rentenretter“ überbracht.

„Die T-Shirts haben eine sehr gute Qualität und wir werden daraus einige hundert Corona-Schutzmasken für die Berliner Wohnungslosen nähen“, sagt Mario Weindl. Bei der Übergabe erzählte er, dass sich Monat für Monat tausend Berlinerinnen und Berliner in der „himmlischen Kleiderklammer“ neue gebrauchte Kleidung aussuchen.

Etwa 500 Tonnen Gebrauchtkleidung landen Jahr für Jahr im Textilhafen – die Hälfte kann das Projekt in Wert setzen, die andere Hälfte nicht. Ein Grund: 80 Prozent der angelieferten Gebrauchtkleidung ist Frauenkleidung. Aber 90 Prozent der Gäste, die Kleidung nachfragen  – darunter viele Wohnungslose –, sind Männer. Daher verkauft der Textilhafen einen Großteil der Klamotten oder upcycelt ihn, indem er Taschen daraus näht. „Aus den Erlösen des Textilverkaufs in unseren fünf Kiezläden können wir dann Schlafsäcke finanzieren“, sagt Mario Weindl.

Mehr Infos über den Textilhafen und auch, wie Ihr mitmachen könnt, findet Ihr hier.  

 

 

Von: Jörn Breiholz

Unsere Social Media Kanäle