09.11.2020 | Mit der IG Metall verhandeln will die Geschäftsführung von Bruker Nano Analytics nicht. Auf ein alternatives Vergütungskonzept, das sie der Belegschaft bereits im Sommer 2019 versprochen hat, warten die Beschäftigten immer noch. Mit einer Aktion haben sie ihren Unmut in produktive Bahnen gelenkt und der Leitung einen Tag später auf der Betriebsversammlung Fragen gestellt.
Im Versprechen ist der Arbeitgeber spitze, im Einhalten absolutes Schlusslicht. Im Juli 2019 verkündet er auf einer Betriebsversammlung, er wolle ein Vergütungssystem etablieren und ab November 2019 monatliche Beratungen mit einem Steuerungskomitee, bis März 2020 wollte er Stellenbeschreibungen vorlegen und im Sommer sollte es endlich das Vergütungssystem geben. Vier Versprechen, gehalten keine. Gäbe es dafür ein Zwischenzeugnis, stünde „Versetzung gefährdet“ darauf.
Die Beschäftigten sind von seinem Verhalten inzwischen enttäuscht. Das haben sie ihm einen Tag vor der Betriebsversammlung deutlich gemacht. Und was sie von ihm fordern, haben sie auf ein Transparent geschrieben: Tarifvertrag, 35 Stundenwoche, definierte Prozesse, faire Bezahlung, respektvoller Umgang, mehr Transparenz und – das stand da auch noch – Zusagen einhalten schafft Vertrauen. Robert Krömer, der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende sagt: „Sicher haben wir aufgrund von Corona-Maßnahmen Verständnis für Verzögerungen, aber nicht für einen völligen Stillstand.“
Den Beschäftigten stößt vieles auf, nur ein Beispiel: So gibt es ein willkürliches, intransparentes Entgeltsystem, bei dem neu angestellte Beschäftigte für die gleiche Arbeit mehr Entgelt bekommen als langjährig bei Bruker arbeitende. Genau solche Ungerechtigkeiten wollen die Beschäftigten mit einem Haustarifvertrag verhindern und mit der IG Metall haben sie auch einen Verhandlungspartner, der Tarifverträge gerecht gestalten kann. „Ich kann den Arbeitgeber nur einladen, denn die Vorteile eines mit der IG Metall verhandelten Tarifvertrages sind durchaus größer als vermeintliche Nachteile“, sagt Ingo Harms von der IG Metall Berlin.
Doch ergebnisoffen diskutieren ist seine Sache immer noch nicht. Auf der Betriebsversammlung am 5. November 2020 hat er es mal wieder mit Versprechungen versucht. Nun soll es für alle Stellenbeschreibungen bis Ende des Jahres geben. Fortsetzung folgt.
Bruker Nano Analytics GmbH und seine Geschichte
Die Wurzeln des Unternehmens reichen bis in die Zeiten der Akademie der Wissenschaft der DDR zurück. Daraus entstand RÖNTEC, die 2005 vom US-amerikanischen Unternehmen Bruker übernommen und zur Bruker Nano GmbH wurde. „Bruker ist ein gutes Beispiel für zukunftsweisende Technologien im boomenden Wissenschafts- und Technologiepark Adlershof“, sagte Ingo Harms, Gewerkschaftssekretär der IG Metall.