04.01.2020 | Birgit Dietze und Regina Katerndahl, Erste und Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Berlin, schauen auf ein Jahr weibliche Doppelspitze und ein Jahr mit harten Auseinandersetzungen zurück. Und sie blicken nach vorn, denn 2020 steht nicht nur die Tarifrunde an.
Birgit, ein Jahr als Erste Bevollmächtigte der IG Metall Berlin ist rum. Wie war es?
Birgit: Turbulent. Wir merken Veränderungen in den Betrieben. Überall laufen Umstrukturierungen und neue digitale Technik hält Einzug. Zudem hatten wir zahlreiche personelle Veränderungen in unserem Team.
Regina, wie ist Dein Blick auf 2019 für die IG Metall Berlin?
Regina: 2019 war geprägt durch zahlreiche Konflikte um Arbeitsplätze. Beispielsweise ab Januar Infinera oder aktuell bei Thyssen-Krupp. Parallel erleben wir, dass sich Beschäftigte aus der ITK-Branche an uns wenden, um betriebliche Interessenvertretungen aufzubauen. Für diese Belegschaften benötigen wir neue Ansprachen.
Wir spüren auch in Berlin, dass die Automobilindustrie an Auftragsvolumina verliert und Arbeitsplätze abbauen will. Was tun wir?
Birgit: Wir halten dagegen. Maßgeblich kommt es jetzt darauf an, dass in Zukunftstechnologien investiert wird und die Belegschaften nicht abgebaut, sondern fit gemacht werden für die neuen Anforderungen, die sich aus Mobilitäts- und Energiewende ergeben. Wir fordern die Arbeitgeber auf, sich mit Belegschaftsideen auseinanderzusetzen und zu investieren.
Welche Segmente in Berlin sind im Zuge der Transformation besonders von Arbeitsplatzverlust bedroht?
Regina: Die Transformation ist vor allem in traditionellen Industriebetrieben zu merken, gerade weil bisherige Produktionsweisen und Arbeitsorganisationen umgebaut werden. Mit unserem Transformnationsatlas haben Betriebsräte und -rätinnen die Gelegenheit, die Auswirkungen auf die Beschäftigung nachzuvollziehen und Vorschläge zu entwickeln wie die Arbeitsplätze erhalten werden können.
Auf dem Gewerkschaftstag hat die IG Metall das Zukunftsprojekt >Die IG Metall vom Betrieb aus denken< beschlossen. Wie setzen wir das in Berlin um?
Birgit: Wir werden uns aktiv beteiligen, voraussichtlich mit acht starken Betrieben im ersten Durchgang. Es ist ein wichtiges Projekt, denn es geht darum, die Strukturen der IG Metall zügig zukunftsweisend aufzustellen.
2020 wird vor allem von der Tarifrunde bestimmt. Was sind Eure Ziele für den neuen Abschluss?
Regina: Wir wollen eine Entgelterhöhung mit den Beschäftigten durchsetzen. Ferner wird es um eine deutliche Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung gehen. Wenn wir jedoch keine Einigung in der Angleichung der Arbeitszeit Ost erreichen, steht für uns dieses Thema mit auf der Agenda.
Birgit: Anfang des Jahres läuft die Tarifrunde an. Wir werden in den bundesweit einheitlich laufenden Tarifkommissionssitzungen diskutieren und beschließen, welches die Forderungen sind und wie unsere Strategie aussehen wird.