15.06.2021 | Der neue Vorstand legt die Axt an Francotyp-Postalia und damit an 98 Jahre Berliner Industrietradition: In Berlin soll in einer „ersten Welle“ jeder fünfte Beschäftigte entlassen werden. Weitere Mitarbeiter*innen will der Vorstand in neue Tochterfirmen ohne Betriebsrat und Tarifvertrag auslagern. Auf der morgigen Hauptversammlung der Francotyp-Postalia AG will der Vorstand seine Entlassungspolitik vorstellen – die Belegschaft macht ab 10:45 Uhr mit einer eigenen alternativen Hauptversammlung gegen die Vorstandspläne mobil.
Rund 250 Beschäftigte und deren Familien leben in der Hauptstadt von ihrer Arbeit bei Francotyp-Postalia, einige schon seit Jahrzehnten. Das Berliner Industrieunternehmen entwickelt, produziert und verkauft seit fast 100 Jahren Frankiermaschinen für den nationalen und internationalen Markt und bietet Lösungen für eine sichere digitale Kommunikation an.
Statt den von der Belegschaft erarbeiteten Vorschlägen für eine zukunftsfähige Produktion am Standort Berlin zu folgen und sozialpartnerschaftlich einen guten Weg für alle zu finden, hat Immobilienspekulant Rolf Elgeti nach seinem Einstieg bei Francotyp-Postalia nur das übliche Zerschlagen, Abstoßen und Entlassen im Sinn – kurzfristige Rendite statt verantwortungsvoller Unternehmensausrichtung eben.
„Wir als IG Metall und Betriebsräte sind aktiv auf den Vorstand zugegangen und haben Berater vorgeschlagen, mit denen wir unsere Alternativkonzepte auf breite Füße stellen wollen - doch selbst diesen innovativen und beteiligungsorientierten Vorschlag lehnen sie bisher ab“, sagt Jan Otto, der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Berlin. „Somit bleibt uns nur die Eskalation, obwohl wir viel lieber eine Zukunft bauen würden. Arbeitsplatzabbau war noch nie eine Alternative. Francotyp-Postalia zukunftsfähig machen - darum geht es und dafür kämpfen wir!“
Die Belegschaft wird am morgigen Mittwoch, 16.06., um 10:45 Uhr parallel zur Hauptversammlung der Aktionäre in der Palisadenstraße 48 eine alternative Hauptversammlung abhalten – und dabei öffentlich über Themen wie nachhaltige Strategie (statt blindem Jobabbau) oder Produktinnovation (statt kreativlosem Beharren auf der Produktauswahl) sprechen. Kai Wegner, CDU-Spitzenkandidat für die Abgeordnetenhauswahl, wird an der Aktion der Beschäftigten teilnehmen.
Wir laden Sie herzlich zur Berichterstattung ein!
Für Rückfragen: Jan Otto, Tel.: 0160 5331073