Mitgliederzahl steigt 2018 um 8.000 auf 2.270.595

IG Metall wächst und packt Zukunftsfragen entschlossen an

21.01.2019 | "Gewerkschaften müssen die Fragen aufgreifen, die die Menschen bewegen", sagte Jörg Hofmann, der Erste Vorsitzende der IG Metall in Frankfurt. "Wenn sie als Gestalter der Zukunft erkennbar sind, sind sie attraktiv.“ Die IG Metall verzeichnete 2018 25 Prozent mehr Neuaufnahmen als im Vorjahr und startet hochmotiviert ins neue Jahr.

Attraktive Tarifrunde = attraktive Gewerkschaft

Die IG Metall verzeichnet einen Zuwachs bei den Mitgliedern. 2018 sind 133.165 Frauen und Männer in die IG Metall eingetreten - knapp 25 Prozent mehr als im Vorjahr. Zum Jahresende 2018 gehörten damit 2.270.595 Menschen der IG Metall an – knapp 8.000 mehr als im Vorjahr. „Diese sehr gute Mitgliederentwicklung zeigt: Es gibt keinen unumkehrbaren Zeitgeist des Schrumpfens von Großorganisationen. Im Gegenteil: Weil wir als Gestalter einer guten Zukunft erkennbar sind und die Vielfalt der Arbeitsbedingungen und Lebensentwürfe der Menschen anerkennen, sind wir attraktiv“, sagte Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, am Montag in Frankfurt.
 
Die erfolgreiche Tarifbewegung in der Metall- und Elektroindustrie war ein wichtiger Impuls für die positive Mitgliederentwicklung: „Mit dem Tarifergebnis haben wir mehr Selbstbestimmung bei der Arbeitszeit durchgesetzt und damit ganz konkret die persönliche Lebenssituation für Tausende verbessert.” Dies zeigen auch die neuesten Umfrageergebnisse aus über 2.600 Betrieben. 260.000 Beschäftigte, die Kinder betreuen, Angehörige pflegen oder Schicht arbeiten, haben einen Antrag gestellt, um in diesem Jahr lieber acht zusätzliche freie Tage statt mehr Geld in Anspruch zu nehmen. 93 Prozent dieser Anträge wurden genehmigt. „Dass diese Tarifregelung so von den Beschäftigten angenommen wird, zeigt, was Tarifpolitik gesellschaftlich bewegen kann”, sagte Hofmann.
 
Die IG Metall geht damit gestärkt in das Jahr 2019, indem sie die Transformation in ihren Branchen praktisch anpacken und im Interesse der Beschäftigten gestalten will. Mit der Erstellung eines „Transformationsatlas“ wird sich die IG Metall in den kommenden Monaten einen detaillierten Überblick über den Wandel und seine Auswirkungen in den Unternehmen verschaffen. Damit sollen die Hotspots der Veränderungen in den Betrieben sichtbar gemacht und die Voraussetzung für eine abgestimmte betriebs- und gewerkschaftliche Gesamtstrategie entwickelt werden. „Die Profite der Digitalisierung müssen in gute Arbeit investiert werden. Denn wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Gesellschaft in Digitalisierungsgewinner und Verlierer gespalten wird. Dazu brauchen wir ein Recht auf Weiterbildung für alle, eine faire Verteilung des Arbeitsvolumens und selbstbestimmte Arbeitszeiten“, sagte der IG Metall-Vorsitzende.
 
Hofmann sieht 2019 große Herausforderungen auf die deutsche Wirtschaft zukommen durch drohende Handelskonflikte, die Auswirkungen des Brexit sowie die Gestaltung der zukünftigen Mobilitäts- und Energieentwicklung. Die Automobilindustrie befindet sich in einer schwierigen Situation. „Die Herausforderung, vor der die Automobilindustrie steht, ist enorm. In den nächsten Jahren könnten durch die neuen europäischen Klimaziele mehr als 150.000 Arbeitsplätze wegfallen. Bis zu 40.000 neue Arbeitsplätze könnten entstehen, wenn alle Komponenten der Elektromobilität in Deutschland gefertigt würden. Das ist nicht erkennbar. Das muss für Politik und Unternehmen ein Weckruf sein.“
 
Die IG Metall bekennt sich zur Mobilitäts- und Energiewende. Klimaschutz und Beschäftigung dürfen dabei nicht gegeneinander ausgespielt, sondern zusammen gedacht werden, um Beschäftigung zu sichern. „Wir brauchen Investitionen in neue Wertschöpfung, in neue Arbeitsplätze durch klimafreundliche Produkte und in die notwendige Infrastruktur“, forderte Hofmann.
 
„Bei Angestellten, Frauen und jungen Menschen ist die IG Metall 2018 überproportional gewachsen“, erklärte Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall. 333.460 Angestellte in den Betrieben sind zum Jahresende Gewerkschaftsmitglieder geworden. Das bedeutet eine Steigerung um 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Mitgliederzahl von Ingenieurinnen und Ingenieuren ist im letzten Jahr sogar um 13,7 Prozent gewachsen. Bei Mitgliedern mit Migrationshintergrund hat die IG Metall eine Erhöhung von zwei Prozent erreicht.
 
Der überproportionale Aufwärtstrend gilt gleichermaßen für Frauen. Die IG Metall verzeichnet Ende 2018 insgesamt 410.069 weibliche Mitglieder. Das ist ein Zuwachs von 3.176 Frauen beziehungsweise 0,8 Prozent gegenüber dem letzten Jahr. „Diese gute Entwicklung haben wir einer auch für Frauen attraktiven Tarifpolitik, engagierten Ehrenamtlichen und mehr weiblichen Führungskräften in der IG Metall zu verdanken“, betonte Benner.
 
Auf die immer differenzierteren Zugänge ins Berufsleben hat sich die IG Metall ebenfalls eingestellt. „Junge Menschen finden die IG Metall attraktiv. Wir werben heute gleichermaßen Auszubildende, dual Studierende und Studierende“, erläuterte Benner. Insgesamt 129.610 Mitglieder zählt die IG Metall in diesen drei Gruppen, gegenüber dem letzten Jahr ist das ein Plus von 6.366 Mitgliedern. 2018 hat die IG Metall das 50.000ste studierende Mitglied begrüßt.
 
Ein inhaltlicher Schwerpunkt der IG Metall in 2019 ist das Thema Künstliche Intelligenz. „Unser Ziel ist gute und sichere Arbeit. Wir müssen die digitale Transformation auch bei den Büroberufen gemeinsam mit den Beschäftigten gestalten“, sagte Benner. „Wir brauchen vor allem eine realistische Folgenabschätzung, eine breite Qualifizierungsoffensive und gute Betriebsvereinbarungen für neue Arbeitsformen wie agile Projektarbeit.“
 
„Die IG Metall ist weiterhin finanziell gut aufgestellt und jederzeit handlungsfähig“, betonte Jürgen Kerner, Hauptkassierer der IG Metall. Im Jahr 2018 stiegen die Beitragseinnahmen der IG Metall im neunten Jahr in Folge auf insgesamt 585 Millionen Euro, ein Plus von 4,3 Prozent.  85 Millionen Euro flossen in die Rücklagen für Leistungen an Mitglieder, aber auch für Streiks und politische Aktivitäten.

„Die Solidarität von 2,3 Millionen Mitgliedern gibt uns politische Stärke – sowie finanzielle Kraft und Unabhängigkeit“, stellte Kerner fest. „Wer meint, er könne Digitalisierung gegen die Beschäftigten wenden und ihre Rechte schleifen, der wird sich an der IG Metall die Zähne ausbeißen. Wir haben – auch finanziell – einen langen Atem.“

Gründe für das stabile finanzielle Fundament sind vor allem gute Tarifergebnisse und der weitere Ausbau der Mitgliederarbeit. „Wir investieren seit Jahren konsequent in unsere regionale Arbeit. Letztes Jahr haben wir unseren 155 Geschäftsstellen dafür 214 Millionen Euro bereitgestellt“, sagte Kerner.

„Die Bildungsarbeit war, ist und bleibt unsere Kernaufgabe“, betonte der Gewerkschafter. Im Jahr 2018 nutzten über 100.000 Mitglieder die gewerkschaftlichen Bildungsangebote. Die Aufwendungen für die Bildungsarbeit der gewerkschaftlichen Bildungszentren und IG Metall-Geschäftsstellen betrugen 32 Millionen Euro.

Von: igm

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