11.06.2024 | Ines Beeck verstärkt seit April das Team der IG Metall Berlin. Auf der Aktivenkonferenz im April hat Ines drei Tage lang frisch und mit viel Humor moderiert. Woher Ines kommt? Warum sie sich für Berlin entschieden hat? Im Interview erfahrt Ihr mehr.
Ines, Du kommst aus dem Bezirk Küste, aus Rendsburg. Wieso hast Du Dich für Berlin entschieden?
Ganz ehrlich? Wegen der Liebe und der schönen Stadt. Mein Partner lebt seit zwei Jahren hier und ich habe die Stadt sehr liebgewonnen. Metallerin musste ich bleiben, das war mir wichtig. Ich wollte wieder in eine progressive Geschäftsstelle der IG Metall, wo ich viel gestalten kann.
Erzählst Du uns ein wenig über die Geschäftsstelle Rendsburg?
Wir waren in Rendsburg zu zweit. Martin Bitter, der Erste Bevollmächtigte, und ich. Wenn Martin nicht da war, habe ich alles übernommen, was in einer Geschäftsstelle zu tun ist. In einer kleinen Geschäftsstelle als einzige politische Kraft neben einem Bevollmächtigten wirst Du zu einer eierlegenden Wollmilchsau, die ganz viel können muss, lernen muss und sich doch ein wenig spezialisieren kann. Insgesamt war ich von Mai 2018 in Rendsburg mit einer Unterbrechung durch das Trainee-Programm der IG Metall.
Auf der Aktivenkonferenz hatte ich das Gefühl, dass Du schon lange dabei bist. So mühelos hast Du den Ton getroffen und die Kolleginnen und Kollegen angesprochen. Bist Du gut gelandet?
Ich bin sehr gut hier in Berlin gelandet. Mir wird es in dieser Geschäftsstelle, in diesem Team aus haupt- und ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen sehr leicht gemacht. Es gibt so viele tolle, aufgeweckte Menschen mit großem Ideenreichtum, die es einem einfach machen und unterstützen, wo sie können. Und Jan und Philipp als Bevollmächtigte sind sehr zugewandt und nehmen mich hier sehr herzlich auf. In all den Betrieben wurde ich sehr freundlich empfangen. Es sind hier viele Menschen unterwegs, die Gewerkschaftsarbeit mit Herzblut machen und Lust haben ihre IG Metall nach vorne zu bringen.
Was hast Du vor der IG Metall Rendsburg gemacht?
Nach meinem Bachelor in Englisch und Geschichte in Göttingen, habe ich in Flensburg einen Master in Culture Language Media draufgesetzt. Mein Studium habe ich mit BAföG finanziert und viel gearbeitet. Mir sind die schlechten Arbeitsbedingungen aufgefallen und mir war klar, dass ich diese nicht alleine ändern kann, sondern nur im Kollektiv. Als Verdi-Mitglied habe ich mich viele Jahre engagiert und beispielsweise als Teamerin beim DGB gearbeitet. In Flensburg kam ich in Kontakt mit der IG Metall und über ein Praktikum in der Geschäftsstelle Rendsburg bin ich dann als Projektsekretärin bei der IG Metall gelandet.
Du hast einen der längsten Streiks der IG Metall beim Windenergieanlagenbauer Vestas begleitet. War es schwer, loszulassen?
Durch acht Monate intensiven Arbeitskampf sind mir die Kolleginnen und Kollegen sehr ans Herz gewachsen. Ich hatte eine hohe emotionale Bindung. Du erfährst in Streikzeiten sehr viel von den Sorgen und Nöten der Menschen. Wir hatten in Dänemark einen Arbeitgeber, der gar nicht mit uns sprechen wollte. Erreicht haben wir vier Tarifverträge. Für uns alle war das ein großer Erfolg und die Kollegen bleiben dran. In diesem Jahr geht es um die Sonderzahlungen. Mir fiel das Loslassen schwer und gleichzeitig schaue ich gerne nach vorne, arbeite gerne lösungsorientiert. Daher habe ich dann auch mit viel Vorfreude Berlin entgegengefiebert.
Wie würdest Du Dich selbst beschreiben?
Ich rede norddeutsch, das fällt vielleicht als erstes auf. Das „Moin“ will ich mir gar nicht abgewöhnen. Ich bin ein strukturierter Mensch, habe einen analytischen Kopf und arbeite unglaublich gerne nach vorne. Ich mag es, wenn es menschelt, und bin für Spaß immer zu haben. Heute betrachte ich Veränderungen als große Chance. Veränderungen wohnt der Zauber inne, Dinge anzupacken und zum besseren bewegen. Der Empowerment-Gedanke treibt mich an und ist mir sehr wichtig. Wenn ich sage, dass ich analytisch und lösungsorientiert unterwegs bin, dann geht es mir darum, Probleme mit Menschen zu lösen und nicht für sie. Es macht mich glücklich, wenn ich sehe, dass die Menschen selbst ihre Probleme anpacken und lösen.
Was baut Dich auf? Was lässt Dich Energie tanken?
Sport macht mir total Spaß und gibt mir viel Energie. Ich bewege mich wahnsinnig gerne, gehe viel spazieren und bin aktiv gemeinsam mit Freundinnen und Freunden. Und ich lese sehr gerne, Fachliteratur, aber auch immer wieder einen guten Roman.
Du hast eine systemische Coaching-Ausbildung gemacht. Welche?
An der Fernuni Hagen habe ich eine fundierte akademische Coaching-Ausbildung gemacht. Es war eine intensive Zeit aus Präsenz und Online-Veranstaltungen. Meine Arbeit wird jeden Tag durch das Gelernte bereichert. Die systemische Haltung, also die Suche nach Lösungen und nach von Problemen beispielsweise. Beim Blick auf Menschen mit ihren unterschiedlichen Wirklichkeiten, ihren unterschiedlichen Wahrnehmungen. Coaching ist Hilfe zur Selbsthilfe. Im Coaching werden Menschen auf ihrem Weg begleitet. Das ist, was ich mit Empowerment meine: Menschen zu befähigen, ihre Arbeitsbedingungen selbst in die Hand zu nehmen.