Kürzere Arbeitszeiten mit Qualifizierung verschränken

Jörg Hofmann: Vier-Tage-Woche sichert Arbeitsplätze

18.08.2020 | Die Kurzarbeit federt den durch Corona bedingten Einbruch der Wirtschaft ab. Um Strukturwandel und gute Arbeit miteinander zu verknüpfen, hat der IG Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann für die kommende Tarifrunde eine Vier-Tage-Woche als Option in die Runde geworfen. Auch zu Qualifizierung und den Versäumnissen der Autoindustrie hat er im Interview mit der Süddeutschen Zeitung Position bezogen.

(c) IG Metall

In der Vier-Tage-Woche sieht Jörg Hofmann die Chance, dass die Transformation nicht zu Entlassungen, sondern zu guter Arbeit für alle führen kann. „Die Vier-Tage-Woche wäre die Antwort auf den Strukturwandel in Branchen wie der Autoindustrie“, sagte er der Süddeutschen Zeitung. Für ihn ist das eine Option für die kommende Tarifrunde und bringt einen gewissen Lohnausgleich ins Spiel. „Ich bin optimistisch, dass wir auch diesmal eine Lösung in der Kombination von Zeit und Geld finden“, sagte er. Gleichzeitig sollte eine Arbeitszeitverkürzung mit Anreizen einhergehen, „diese freie Zeit für berufliche Bildung zu nutzen“.

Die Reaktion der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) war vorhersehbar: "Die deutsche Wirtschaft erleidet gerade einen riesigen Produktivitätsschock", sagte deren Geschäftsführer Steffen Kampeter der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Der Verband der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie indes sieht die darin liegenden Chancen: „Die entsprechend der Arbeitszeit abgesenkten Löhne helfen den Unternehmen bei der Liquiditätssicherung“, sagte Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie. In der Realität haben Unternehmen wie Bosch, ZF und Daimler Reduzierungen der Arbeitszeit vereinbart, um Kosten zu sparen, das Personal aber zu halten. Genau das hat Jörg Hofmann im Sinn: „Das sichert Fachkräfte und spart zum Beispiel Kosten für einen Sozialplan.“

Eine Vier-Tage-Woche ist aus Sicht des Ersten Vorsitzenden der IG Metall jedoch nur ein Mittel, die Transformation aktiv zu fördern. Gerade kleinere und mittlere Unternehmen bräuchten leichteren Zugang zu Eigenkapital und sollten zudem mit Privatkapital und Management-Kapazitäten unterstützt werden. „Die Beschäftigten haben oft Jahrzehnte Teile für den Verbrenner gefertigt, nun ist die Frage, was sie stattdessen tun können“, erklärte er.

Gut aufgestellt für einen Arbeitskampf

Er sieht die deutsche Industrie für die Transformation gut aufgestellt, kritisiert aber auch Versäumnisse. „Bei den Batteriezellen gibt es nach wie vor einen Engpass, genauso bei der Softwareentwicklung, da haben Tesla und Google die Nase vorn“. Das gilt jedoch keineswegs für die Stückzahlen.

In der Tarifrunde werde es nach drei Jahren ohne Erhöhung der Löhne in der Entgelttabelle eine Lohnforderung geben, kündigte er an. Was die Mobilisierung der Beschäftigten in Corona-Zeiten angeht, machte er den Arbeitgebern keine Hoffnung. „Gerade haben wir in Sonthofen beim Maschinenbauer Voith über sechs Wochen einen Arbeitskampf geführt, mit Abstandsregeln.“

Das gesamte Interview von Jörg Hofmann lesen Interessierte online bei der Süddeutschen Zeitung.

Von: Michael Netzhammer

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