20.09.2019 | Bei der Berliner Polizei angemeldet hatte Fridays-for-Future für die Demo in Berlin 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Gekommen sind mindestens zehn Mal so viele. Sie alle waren Teil eines globalen Klimastreiks. In Berlin mit dabei, Metallerinnen und Gewerkschafter.
„Wir haben nur einen Planeten, deshalb ist es mir wichtig, dass wir nachhaltiger mit unserem Lebensraum umgehen“, sagte Enrico Wiesner von der Berliner IG Metall-Jugend. Zusammen mit anderen Metallerinnen und Metallerinnen hat er sich in die Berliner Demo am Brandenburger Tor eingereiht. Mit dabei auch Elio Bier. Der dual Studierende bei Stadler ist dabei, um mehr Druck auf die Regierung auszuüben.
Politik muss gesetzliche Rahmenbedingungen vorgeben
Sein Eindruck nach der Kundgebung: „Ich habe das Gefühl, dass das Thema Klimaschutz langsam in der Gesellschaft ankommt.“ Nun aber gehe es um den nächsten Schritt: „Die Politik muss unter Mithilfe von Expertinnen und Experten den Rahmen setzen, der Unternehmen dazu bringt, grüne Produkte und nachhaltige Prozesse zu entwickeln.“ Aber auch die Konsumentinnen und Konsumenten sieht er in der Pflicht. „Alle müssen wir unseren Konsum hinterfragen, sonst funktioniert das nicht.“
Die Große Koalition hatte in der Nacht zum Freitag ein Gesamtpaket mit Investitionen von insgesamt 50 Milliarden bis 2023 beschlossen. Damit will sie rund 70 Einzelmaßnahmen will. Bis 2030 will Deutschland seinen Treibhausgasausstoß um 55 Prozent im Vergleich zu 1990 senken, hinkt aber sowohl bei eigenen Vorgaben als auch verpflichtenden Zielen der Europäischen Union hinterher. Die IG Metall hat das Klimaschutz-Programm der Bundesregierung analysiert. Die Einschätzung findet Ihr am Ende des Artikels.
Fridays for Future: Klimavereinbarung der Regierung ist ein schlechter Witz
Auf Twitter kritisierte Fridays for Future Deutschland das Paket: „Es ist ein schlechter Witz, wenn die Bundesregierung den Druck von #FridaysForFuture am Anfang jedes Statements lobt und uns dann Entscheidungen verkaufen möchte, mit denen unsere Zukunft weiter mit Füßen getreten wird.“
Auch Elio Bier ist sich nicht sicher, ob die Bundesregierung die richtigen Schlüsse zieht und den Klimaschutz strategisch klug auf den Weg bringt. Der heilige Gral für den Finanzminister ist nicht etwa der Klimaschutz, sondern die schwarze Null, sprich ein ausgeglichener Haushalt. Positiv an Fridays for Future ist für ihn, dass sich Klimaschützerinnen und -schützer unter diesem Dach zusammen demonstrieren und Druck ausüben können.
Ängste um Arbeitsplätze ernst nehmen
Klar ist jedoch auch, dass das Gemeinsame womöglich schnell endet, wenn Maßnahmen Einzelne treffen. „Ich verstehe die Ängste zum Beispiel von Beschäftigten und Metallern, dass restriktive Umwelt- und Klimagesetze auch Arbeitsplätze gefährden können“, sagte er. Da müsse die Politik kluge Rahmenbedingungen und Perspektiven setzen. Er sieht für ein Exportland wie Deutschland im Wandel auch große Chancen. Ein weiter so kann es für ihn nicht geben, denn „was bringt mir ein sicherer Arbeitsplatz, wenn ich außerhalb eines klimatisierten Gebäudes vielleicht nicht mehr leben kann.“