Niederländisches Unternehmen will Berliner Werk schließen

Nedschroef – so gar nicht königlich

29.01.2020 | Das niederländische Unternehmen Noedschroef will sein Berliner Werk dichtmachen. Hieß es früher „wir sind die Guten“ und „Ihr seid uns wichtig“, will das Unternehmen seine Belegschaft nun billig entsorgen. Da machen Beschäftigte, Betriebsrat und IG Metall aber nicht mit.

(c) Foto privat

Nedschroef ist ein niederländisches Unternehmen und produziert Verbindungselemente aller Art – vornehmlich für die Autoindustrie. Das Unternehmen unterhält verschiedene Standorte in Europa – einen in Berlin. Und weil Nedschroef über hundert Jahre alt ist, darf es sich königlich nennen.  

Koninklijke Nedschroef Holding B.V. klingt nun wirklich königlich und bislang war Nedschroef auch ein guter Arbeitgeber. „Es hieß immer ‚wir sind die Guten‘ oder ‚die Beschäftigten sind uns wichtig und wir werden uns um Euch kümmern‘ erinnert sich die Betriebsratsvorsitzende Susanne Brode. „Das haben sie gerade ziemlich vergessen“, fügt die 58-Jährige hinzu.

Sie arbeitet bereits 25 Jahre in dem Werk in der Roedernallee 8, zwanzig Jahre davon für die Nedschroef Fraulautern GmbH. Viele von den 70 Beschäftigten haben bereits Jahrzehnte im 3-Schichtbetrieb hier gearbeitet.

In den Berliner Werkshallen pressen sie Stift- und Kopfschrauben für Motoren und andere Komponenten im Fahrzeugbau. Die müssen viel aushalten – wie die Beschäftigten an den bis zu 300 Grad heißen Schrauben in den Pressen, an denen sie nur mit Gehörschutz arbeiten können, weil sie zudem bis zu 92 Dezibel Lärm auf das Messgerät knarzen.

Mit diesen Schrauben belieferte das Unternehmen vor allem VW, aber auch BMW, Daimler, ZF und verdiente damit königlich. Damit soll jetzt Schluss sein. Die Geschäftsleitung hat beschlossen, das Werk zu schließen. Die Nachfrage sei eingebrochen, die Beschäftigten müssten gehen. Das ist schlecht, noch schlechter sind jedoch die Konditionen, die die Geschäftsleitung den Beschäftigten hinwirft.

Die Beschäftigten haben für das Unternehmen Überstunden geschoben, Sonderschichten gefahren und dafür gesorgt, dass Nedschroef in Berlin zwanzig Jahre lang ein sattes Plus einstreichen konnten. „Und jetzt will man uns billig loswerden. Die Leute fühlen sich im Stich gelassen, um es freundlich zu sagen“, sagt Susanne Brode.

Deshalb sind die meisten von ihnen in die IG Metall eingetreten und wollen für bessere Konditionen notfalls auch kämpfen. „Das Angebot ist indiskutabel für ein Unternehmen, dass Dank des Einsatzes seiner Beschäftigten viel Geld in Berlin verdient hat“, sagt Andreas Buchwald von der IG Metall Berlin, der den Betriebsräten mit Know-how, Anwälten und Beratern zur Seite steht. Dass Nedschroef auf den Auftragsrückgang aus der Industrie reagieren muss, ist das eine, das andere ist wie das Unternehmen es tut. „Die Beschäftigten benötigen einen Sozialplan, der dieses Wort auch verdient“, sagt Andreas Buchwald. Davon ist das königliche Unternehmen noch weit entfernt.

 

Von: Michael Netzhammer

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